Todtraurige Lebenslust
Man kennt sie nur als Ehefrau von F. Scott Fitzgerald („Der große Gatsby“), der uns diesen verzweifelt mondänen Eindruck der 1920er-Jahre hinterlassen hat. Aber Zelda Sayre, die 1900 in Alabama geboren wurde und 1948 bei einem Feuer in einer Nervenanstalt ums Leben kam, war mehr als die psychisch labile Muse eines aufgekratzten Literaturstars. Sie schrieb mit und oft sogar für ihren Mann, sie hatte vielleicht sogar das größere Talent. Elf ihrer eigenen Stories sind jetzt endlich in deutscher Übersetzung erschienen: „Himbeeren mit Sahne im Ritz“. Das klingt heiter und harmlos, doch die „Erste Revuetänzerin“, die solche Früchte nascht, wird am Ende allein unter dem vergoldeten Stuck eines französischen Hotels sterben.
Mit Charme, Witz und Tempo erzählt Zelda Fitzgerald von gescheiterten Hoffnungen und vergeblichen Bemühungen, vom blauen Frühlingsflor der Abenddämmerung und von den fleckigen Kellnerjacketts in den Steakhäusern am Broadway. Sie schildert die Sehnsucht der Vorstadtmädchen nach dem großen Glanz, und sie enthüllt die Einsamkeit reicher Leute auf der Suche nach dem, was wir heute den Kick nennen. Und obgleich die Traurigkeit zu allen Geschichten dieses elegant gestalteten Buchs gehört, lesen wir es mit Vergnügen.