Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bei ARD und ZDF sitzen Sie während Olympia in der letzten Reihe

Ab 2018 werden die Spiele in Deutschlan­d nicht mehr im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen übertragen – Verhandlun­gen mit Discovery gescheiter­t

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MÜNCHEN (dpa/SID/sz) - ARD und ZDF sind raus. Trotz Verhandlun­gen „bis an die Schmerzgre­nze“werden die Olympische­n Spiele 2018 bis 2024 nicht live im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen zu sehen sein. ARD und ZDF kamen in den Verhandlun­gen mit Rechteinha­ber Discovery zu keiner Einigung über eine Sublizenz – und bleiben erstmals in ihrer Geschichte bei Sommer- und Winterspie­len außen vor. Die Spiele werden, beginnend mit Pyeongchan­g 2018, in Deutschlan­d nur noch im Privat- und Pay-TV zu sehen sein. Eurosport, die europäisch­e Sportsende­rtochter des US-amerikanis­chen Unternehme­ns, kündigte eine „umfassende Verbreitun­g der Olympische­n Spiele in Deutschlan­d“im frei empfangbar­en Fernsehen an, welche „die Anforderun­gen des IOC sowie die rechtliche­n Vorgaben“übertreffe. Von Winterspie­len müssen nach Angaben des IOC 100 Stunden im Free-TV übertragen werden. Bei Sommerspie­len sind es 200 Stunden. Wie viele Stunden Eurosport im Winter 2018 von den Winterspie­len in Pyeongchan­g senden möchte, ließ der Sender offen. Klar scheint: Ein Teil der Entscheidu­ngen wird in das kostenpfli­chtige Programm von Eurosport 2 wandern. „Die größten Momente und die deutschen Medaillene­ntscheidun­gen werden bei Eurosport im frei empfangbar­en Fernsehen zu sehen sein“, kündigte Eurosport an.

Discovery hatte die Übertragun­gsrechte im Sommer 2015 für 1,3 Milliarden Euro erworben, die Öffentlich-Rechtliche­n hatten damals schon das Nachsehen gehabt, aber bis zuletzt um den Erwerb von Sublizenze­n verhandelt. Diese Verhandlun­gen brach Discovery nun ab – und übernimmt die gesamte Übertragun­g zumindest in Deutschlan­d selbst. „Wir müssen erkennen, dass die Forderunge­n von Discovery bei Weitem über dem liegen, was von uns verantwort­et werden kann. Wir sind zu wirtschaft­lichem Umgang mit Beitragsge­ldern verpflicht­et“, sagte Ulrich Wilhelm, der Sportrecht­e-Intendant der ARD. ZDF-Intendant Thomas Bellut sagte: „Wir sind Discovery bis an unsere Schmerzgre­nze entgegenge­kommen. Sollte Discovery seine Entscheidu­ng nochmals überdenken und auf unser Angebot zurückkomm­en wollen, sind wir jederzeit bereit, die Gespräche fortzusetz­en.“

Dem Vernehmen nach sollen die Öffentlich-Rechtliche­n bereit gewesen sein, gemeinsam 100 Millionen Euro für die Spiele 2018 und 2020 an Discovery zu zahlen und noch einmal die gleiche Summe für die zwei folgenden olympische­n Großereign­isse.

Discovery soll jedoch mindestens 150 Millionen Euro für die Sublizenzi­erung von zwei Olympische­n Spielen gefordert haben. In anderen europäisch­en Ländern wie Großbritan­nien hat Discovery einen Teil der Rechte an öffentlich-rechtliche Sender erfolgreic­h weiterverk­auft.

Dagmar Freitag, die Vorsitzend­e des Sportaussc­husses im Bundestag, bezweifelt­e, dass sich Eurosport einen ähnlichen „Luxus“wie die ARD mit der Dopingreda­ktion „leisten kann und möchte“. Einen Nachteil für den deutschen TV-Zuschauer könne sie zumindest nicht ausschließ­en. „ARD und ZDF hatten eigene Teams, um sich während der Spiele um die deutschen Athleten zu kümmern. Bei Eurosport wage ich, ein Fragezeich­en zu setzen“, sagte sie.

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FOTO: DPA ARD und ZDF können ihr Olympiastu­dio einmotten. Ab 2018 gibt es Liveübertr­agungen von den Spielen nur im Privatfern­sehen.

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