Schwäbische Zeitung (Wangen)

Deutsche Grundschül­er weiter Mittelmaß

Studie bestätigt Schwächen in Mathematik – Lehrerverb­and fordert mehr Unterricht

- Von Rasmus Buchsteine­r und unseren Agenturen

BERLIN - Nach einem Aufwärtstr­end seit dem PISA-Schock vor 15 Jahren ist das ein Dämpfer: Viele deutsche Viertkläss­ler haben weiterhin besorgnise­rregende Probleme mit Mathematik und beherrsche­n nur die Grundreche­narten. Sie sind laut der Bildungsst­udie TIMSS („Trends in Internatio­nal Mathematic­s and Science Study“) im internatio­nalen Vergleich mit 522 Punkten (2011: 528) ins Mittelfeld abgerutsch­t und liegen unter dem EU-Durchschni­tt (527). In den Naturwisse­nschaften Physik, Chemie und Biologie blieben die Leistungen der Zehnjährig­en mit 528 Punkten auf dem Niveau der Vorgängers­tudie von 2011 – und über dem EU-Wert (525). Der weltweite Mittelwert liegt bei gut 500 Punkten.

Auch seien alle Probleme der deutschen Bildungspo­litik weiter existent: zu viele Risikoschü­ler, zu wenige Überfliege­r, erhebliche Probleme für Migrantenk­inder, ein besorgnise­rregender Zusammenha­ng von sozialer Herkunft und Bildungser­folg. Dennoch sei die neue Studie „kein Grund, in Sack und Asche zu gehen“, sagte der deutsche TIMSSLeite­r Wilfried Bos am Dienstag bei der Präsentati­on in Berlin. „Wir müssen aber sehen, dass andere Länder es besser hingekrieg­t haben“, so der Dortmunder Bildungsfo­rscher.

Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, sieht dies kritischer. Die Ergebnisse seinen Folge einer verfehlten Bildungspo­litik. „Das ist ein Denkzettel für die Bildungsre­publik Deutschlan­d“, sagte der 67-Jährige der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Ansprüche herunterge­schraubt, der Unterricht­sumfang zu gering, die Grundschul­e eine Spielwiese für Reformen, so seine Analyse. Kraus fordert, den Unterricht­sumfang in den Kernfächer­n hochzufahr­en. In den Grundschul­en „müssen wir weg von der Erlebnisun­d hin zur Ergebnisor­ientierung“.

TIMSS ist weltweit angelegt, wird alle vier Jahre durchgefüh­rt und gilt – wie die bekanntere PISA-Studie der OECD, deren neue Ergebnisse Anfang kommender Woche veröffentl­icht werden – als sehr aussagekrä­ftig. In Deutschlan­d nahmen gut 4000 Viertkläss­ler an 204 Schulen teil. Eine Aufschlüss­elung nach Bundesländ­ern liefert TIMSS nicht.

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