Das Internet zweiter Klasse steht vor dem Start
Ab Januar verspricht die Bahn jedem Fahrgast 200 MB freies Surfen – Verbesserungen auch beim Telefonieren
BERLIN - Mit dem Ärger von Bahnkunden über unterbrochene Telefonate oder die fehlende Internetverbindung soll es bald vorbei sein. Die Aufrüstung der zweiten Wagenklasse mit WLAN-Routern und Verstärkern für die Telefonie im ICE läuft auf Hochtouren. „Am 1. Januar geht es los“, verspricht Fernverkehrschefin Birgit Bohle. Dann können Fahrgäste kostenlos E-Mails abrufen oder surfen. Die Bahn stellt dafür ein Datenvolumen von 200 Megabyte zur Verfügung. Ist die Menge verbraucht, wird die Verbindung langsamer. Nur in der ersten Klasse will die Bahn ein vergleichsweise hohes Tempo dauerhaft sicherstellen.
Technisch ist die Ausstattung der ICE-Flotte mit Internetzugängen aufwendig. 120 Millionen Euro kostet die Umrüstung der Züge. Hauptproblem ist seit jeher das in vielen ländlichen Gebieten noch fehlende Mobilfunknetz. Bislang hat die Bahn nur mit der Telekom zusammengearbeitet. Fast ein Drittel des ICE-Netzes kann der Mobilfunkriese nicht abdecken. Der Trick besteht nun in einer Zusammenarbeit mit allen drei Betreibern von Mobilfunknetzen, also auch mit Vodafone und O2. Der Zug sucht sich während der Fahrt immer das gerade stärkste Netz aus. Auf diese Weise sinkt die Zahl der weißen Flecken auf der Landkarte um die Hälfte. Da die Funklöcher oft nur ein paar Hundert Meter lang sind, merken die Fahrgäste bei hohen Geschwindigkeiten kaum etwas von der Unterbrechung der Verbindung.
In dünn besiedelten Gebieten mit wenigen Funkmasten, wie auf der viel befahrenen Verbindung zwischen Berlin und Hamburg, wird es wohl vorerst noch größere Löcher geben. Die Bahn hofft aber, dass die letzten Lücken bis Ende 2018 von den Mobilfunkbetreibern geschlossen werden. Den Aufbau der fehlenden Sendestationen hat die Bundesnetzagentur den Firmen auferlegt.
Hoffnung schöpfen können im Hinblick auf ein funktionierendes Internet auch die Nutzer der Regionalzüge. Die Bahn hat mittlerweile ein Konzept für die Aufrüstung der Züge entwickelt und will nun mit den Bestellern der Verkehre, meist sind das die Länder, über den Einsatz sprechen.