Tödlicher Flug vor dem Finale
Brasilianisches Fußballteam war an Bord von verunglückter Maschine
RIO DE JANEIRO (dpa) - Der Aufstieg aus der vierten Liga in das Finale des Südamerika-Cups war eine der besonderen Geschichten, die der Fußball schreibt. Dann zerschellt der große Traum des brasilianischen Clubs Chapecoense an einem Berg in Kolumbien – beim Flug zum Finalhinspiel in Medellín.
Der Bürgermeister von Medellín versucht, das Unfassbare in Worte zu fassen. „Etwas, das ein großes Fest werden sollte, hat in einer Tragödie geendet“, sagt Federico Gutiérrez. Bilder aus dem Flugzeug zeigen fröhliche Spieler des brasilianischen Provinzclubs AF Chapecoense. In Erwartung des bisher größten Spiels der Vereinsgeschichte, das Finale der Südamerikameisterschaft gegen Atlético Nacional aus Medellín. Dann geht es los nach Kolumbien. Doch dort kommt der Flug nicht an.
Kurz vor 22 Uhr am Montagabend (Ortszeit) melden die Piloten technische Probleme, Sekunden später verschwindet das Flugzeug vom Typ Avro RJ85 vom Radar. Suchtrupps machen sich sofort auf den Weg und werden am Berg El Gordo („Der Dicke“) fündig, 38 Kilometer von Medellín entfernt. Das Flugzeug ist zerbrochen in drei Teile. Die Gegend ist hügelig, Medellín liegt in einem Talkessel. Mindestens 71 der 77 Passagiere sterben. Die Maschine könnte wegen Treibstoffmangel abgestürzt sein, meint Alfredo Bocanegra, Direktor der Luftfahrtbehörde. Die beiden für die Ursachensuche wichtigen Blackboxes konnten geborgen werden.
Ein Drama entwickelt sich um Torwart Danilo: Mal soll er tot sein, dann wieder leben. Laut einer Liste der Luftfahrtbehörde wird er nach vielen Stunden für tot erklärt. „Jeder sagt was anderes. Mein Herz ist verzweifelt“, klagt seine Mutter in Brasilien. Vor wenigen Tagen war Danilo im Halbfinale noch der Held. In der 95. Minute wehrte er einen Schuss aus kurzer Distanz ab. Und rettete so seinem Club AF Chapecoense das 0:0 beim Lieblingsclub von Papst Franziskus, San Lorenzo aus Argentinien. Das reichte für den Einzug ins Finale gegen Atlético Nacional.
Sechs Passagiere – drei Spieler, ein Journalist, eine Stewardess und ein Techniker – sollen überlebt haben. Auf Bildern ist zu sehen, wie Abwehrspieler Alan Ruschel auf einer Trage in ein Krankenhaus in der Ortschaft La Ceja gebracht wird. Unter den Opfern befindet sich auch der frühere brasilianische Nationalspieler Mário Sérgio Pontes da Paiva (66). Er war als Sportjournalist von Fox Sports an Bord. Atlético Nacional teilte mit: Chapecoense soll den Titel der Copa Sudamericana 2016 bekommen. Der Wettbewerb ist mit der Europa League vergleichbar. Zudem soll der Club drei Jahre lang nicht absteigen können.
Brasiliens Präsident Michel Temer ordnet eine dreitägige Staatstrauer an, bis zu Bayern München und Real Madrid reicht die Anteilnahme. „Betet für @ChapecoenseReal und ihre Familien“, schreibt der frühere deutsche Nationalspieler Lukas Podolski. 1995 spielte der spätere deutsche Nationalspieler Paulo Rink eine Saison lang für den Club. „Das ist eine Riesenkatastrophe“, sagte Rink der „Rheinischen Post“.