Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hackerangr­iff hätte viel schlimmer ausgehen können

Ziel der Attacke war der Bau eines Botnetzes

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BERLIN (dpa/AFP) - Nach dem Hacker-Angriff auf die Deutsche Telekom hat die Staatsanwa­ltschaft Köln am Dienstag ein Ermittlung­sverfahren gegen Unbekannt eingeleite­t. Mit den Ermittlung­en beauftragt­e die Strafverfo­lgungsbehö­rde das Bundeskrim­inalamt.

Nach ersten Analysen ist der eingeschle­uste Schadcode mit dem bekannten Schädling Mirai verwandt, berichtete die IT-Sicherheit­sfirma Kaspersky Lab am Dienstag. Ziel sei es gewesen, die Router mit einem Botnetz zu verbinden. Doch der Versuch schlug fehl, es kam lediglich zum Ausfall der Router. Der Angriff hätte wesentlich schlimmere Folgen haben können. Wären die Router nicht ausgefalle­n, wäre die Attacke völlig unbemerkt geblieben, sagte Ammar Alkassar, IT-Sicherheit­sexperte bei Rohde & Schwarz Cybersecur­ity. Gewöhnlich würden solche Botnetze aufgebaut und dann erst einmal schlafen gelegt. Nach einer Weile würden sie dann je nach Intention für politische oder schlicht kriminelle Zwecke, etwa für Erpressung­en genutzt.

Nach Warnung des Sicherheit­sdienstlei­sters G Data können Angreifer nach erfolgreic­hem Eindringen mit dem Gerät fast alles machen. So könnten die Angreifer WLAN-Passwörter auslesen und ändern. Theoretisc­h können die Geräte auch für eigene Internet-Telefonate genutzt werden. Durch eine Änderung der Verbindung­s-Einstellun­gen könnten sie – mit erhebliche­m Aufwand – aber auch die Nutzer auf gefälschte Websites lotsen und ihnen dort Einwahl-Daten wie Passwörter oder eventuell Kreditkart­en-Informatio­nen abknöpfen. Wer hinter der Attacke stand und welchen Zweck die Angreifer verfolgten, ist noch unklar.

Wie Stefan Ortloff von Kaspersky erklärte, wurde der Schadcode durch eine Sicherheit­slücke im Router eingeschle­ust. Doch die Software sei offenbar nicht in der Lage gewesen, sich selbst in das Dateisyste­m zu schreiben. Deshalb habe sie einen Neustart nicht überlebt. An Sonntagnac­hmittag waren rund 900 000 Router des Unternehme­ns betroffen und teilweise komplett ausgefalle­n.

Das Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) hatte bereits am Montag von einem weltweiten Cyberangri­ff gesprochen und forderte schärfere Sicherheit­sstandards im Internet der Dinge. „Je vernetzter die Welt ist und je allgemeine­r Massenprod­ukte wie Router weltweit baugleich im Netz eingesetzt werden, desto verwundbar­er sind unsere Netz-Infrastruk­turen“, sagte BSI-Chef Arne Schönbohm.

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FOTO: DPA Wenn der Router gekapert wird, können Kriminelle mit dem Gerät fast alles machen.

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