Klimawandel setzt Great-Barrier-Riff zu
Australisches Naturwunder leidet unter der schlimmsten Korallenbleiche
BANGKOK (dpa) - Das Great Barrier Reef in Australien hat in diesem Jahr die schlimmste je erfasste Korallenbleiche zu verkraften. In einer 700 Quadratkilometer großen Region im nördlichen Teil des mehr als 2300 Kilometer langen Riffs seien zwei Drittel der Korallen abgestorben, manche Korallenbänke hätten gar keine lebenden Korallen mehr, bilanzierten Wissenschaftler der JamesCook-Universität am Dienstag.
Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in Symbiose leben. Ohne sogenannte Zooxanthellen können sie nicht überleben und sterben ab, wenn sich die Algen nicht binnen einiger Wochen oder Monate wieder ansiedeln. Ursache der Bleiche sei der Klimawandel, erklärte David Wachenfeld von der zuständigen Marinepark-Behörde. „Wir sehen hier aus erster Hand, welche Bedrohung der von Menschen verursachte Klimawandel für die Korallenriffe ist.“In den vergangenen Monaten sei das Wetterphänomen El Niño hinzugekommen, das die Temperaturen habe steigen lassen.
Die Region zwischen dem nördlichsten Teil der Ostküste und Papua-Neuguinea war bislang der intakteste Teil des Riffs. „Die Region war von den Bleichen 1998 und 2002 nur wenig betroffen, aber dieses Mal sind die Schäden groß“, sagte Terry Hughes, Leiter des Instituts für Korallenforschung. Die Rückkehr endgültig abgestorbener Korallen könne zehn bis 15 Jahre dauern.
Vor Cairns und weiter südlich, wo die meisten Touristenboote zum Tauchen und Schnorcheln starten, war die Lage deutlich besser. Dort starben nur sechs Prozent der Korallen ab. Südlich von Mackay waren es sogar nur ein Prozent. „Die Korallen dort haben ihre bunten Farben wieder und die Riffe sind in gutem Zustand“, sagte Professor Andrew Baird. Er hatte die Riffe im Oktober und November mit einem Team von Tauchern untersucht.
Regierung unter Zugzwang
Höhere Wassertemperaturen schwächen das fragile Ökosystem der Riffe. Die Widerstandsfähigkeit gegen Stürme und Umweltverschmutzung sinkt. Am Donnerstag will die australische Regierung neue Schutzmaßnahmen vorstellen. Das Great Barrier Reef ist seit 1981 als Weltnaturerbe anerkannt. Die UN-Kulturorganisation Unesco hatte mit dem Entzug dieses Status gedroht, falls die Regierung nicht mehr unternehme, um die Einzigartigkeit der Region zu erhalten. Das Great Barrier Reef ist auch einer der größten Touristenmagnete im Land. Die Besucher bringen rund fünf Milliarden australische Dollar (3,5 Milliarden Euro) ins Land, der Sektor beschäftigt 70 000 Menschen.