Neuer Holzbrückentyp beeindruckt Räte
Weitere Planungen zur Landesgartenschau 2024 sind Thema der jüngsten Sitzung
WANGEN - Der Wohnmobilstellplatz weiterhin im Vorderen Ebnet, die Schützengilde künftig am Südring und der Reit- und Fahrverein am südwestlichen Stadteingang. In diese Richtung gehen die Planungen für die Landesgartenschau 2024. Bis dahin könnte in Wangen auch die Tradition des Holzbrückenbaus wieder aufleben, wie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats deutlich wurde.
Das Land Baden-Württemberg fördert derzeit ein Forschungsprojekt, das eine neue Generation von langlebigen, nachhaltigen, wirtschaftlich sinnvollen und optisch ansprechenden Holzbrücken entwickelt. Der Stuttgarter Architekt Peter Cheret, Mitglied eines aus Wissenschaftlern und Praktikern bestehenden Expertenteams, warb nun im Wangener Rat mit dem neuen Brückentyp – vor dem Hintergrund der für die Landesgartenschau vorgesehenen Bauwerke über die Argen.
„Über sieben Brücken...“?
Nachdem Stadtplanerin Melanie Griebe erst den Planungsstand der Landesgartenschau (siehe Kasten rechts) und dann sieben mögliche Brücken-Standorte skizziert hatte, ging Cheret auf bautechnische Details der neu entwickelten Holzbrücke ein. Hierbei liegt die Geh- und Fahrbahnebene – durch eine belüftete Schicht getrennt – wie ein schützendes Dach über dem hölzernen Brückenkörper, der mit einer zusätzlichen Abdichtung gegen Feuchtigkeit versehen ist.
Der geschützte Holzüberbau hat laut dem Stuttgarter Architekten eine theoretische Lebensdauer von 60 Jahren und verzichtet wegen einer speziellen, robusten Auflage auf die üblichen, verschleißanfälligen Brückenlager. Weitere Vorteile seien die einfache Inspektion und Wartung, die schnelle Montage und neben den geringen Folgenkosten auch die „verhältnismäßig geringen Herstellungskosten“. An Gesamtkosten für eine Brücke über die Argen wurden in der Sitzung 400 000 bis 600 000 Euro genannt, was bei sieben Brücken ein Volumen im Bereich von etwa knapp drei bis gut vier Millionen Euro bedeuten würde. „Angesichts der Wangener Tradition bei Holzbrücken, wäre es durchaus schlüssig, so an das Thema ,Brücken’ heranzugehen“, sagte OB Michael Lang.
Angetan von Cherets Präsentation zeigte sich auch der Gemeinderat. Einhellige Meinung bei den vier Fraktionen war, dass man diesen Weg weiterverfolgen solle. Einen „Freudentag“erlebte sogar Walter Mohr (CDU): „Holz wird wieder modern.“An der ins Spiel gebrachten Anzahl der Brücken rieb sich jedoch nicht nur Alwin Burth (SPD). Paul Müller nahm hierbei sogar musikalische Anleihen. Ob man wirklich „über sieben Brücken gehen“müsse, fragte der CDU-Fraktionschef: „Sechs täten es vielleicht auch.“Tilman Schauwecker (GOL) sprach den optisch gewöhnungsbedürftigen Alterungsprozess von Holz an. Weil der Brückenkörper geschützt sei, geht Peter Cheret jedoch davon aus, dass sich das Holz mit den Jahren nicht ins Graue oder Schwarze verfärbt, sondern dass – durch den Überbau verstärkt – die kräftige Ursprungsfarbe zu sehen sein wird.
„Noch ist keine der neu entwickelten Holzbrücken gebaut“, so Cheret. Aber im Remstal sei der Bau von vier Brücken beauftragt. „Das ist ein neuartiger Typ nachhaltiger Brückenbaukultur, der möglicherweise den Brückenbau revolutioniert“, sagte der Architekt. An dieser Aussicht fanden Verwaltung und Wangener Gemeinderat hinsichtlich der Landesgartenschau 2024 durchaus Gefallen.