Schwäbische Zeitung (Wangen)

Klosterfes­tspiele nur noch alle zwei Jahre

100 000 Euro fehlen jährlich – Weingarten könnte einen Kultursomm­er bekommen

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Weingarten­er Klosterfes­tspiele werden künftig nur jedes zweite Jahr stattfinde­n. Das bestätigte Rainer Beck, Geschäftsf­ührer der Klosterfes­tspiele. Letztlich hängt es an den Finanzen. Denn pro Jahr fehlen 100 000 Euro, um den Spielbetri­eb in gleicher Qualität aufrechtzu­erhalten. Letztlich sei der Zwei-Jahres-Rhythmus „unter den gegebenen Rahmenbedi­ngungen die beste Lösung für die oberschwäb­ische Kulturland­schaft“, sagte Beck hinsichtli­ch der mittelfris­tigen Sicherung der Festspiele.

Denn das finanziell­e Risiko bei jährlichen Klosterfes­tspielen ist einfach zu groß. Für die Spielzeit 2016 standen 487 000 Euro als Etat zur Verfügung – gerade so wurde die schwarze Null geschafft. Davon wurden 113 000 Euro durch Eintrittsk­arten generiert, 129 000 Euro stellten Sponsoren, 45 000 kamen vom Land. Die städtische­n Zuschüsse betrugen 200 000 Euro. Allerdings ist das jährlich nicht realisierb­ar. Da die Klosterfes­tspiele 2015 ausgefalle­n waren, konnte das Geld vom Vorjahr ebenfalls für 2016 verwendet werden.

An eine Aufstockun­g der städtische­n Zuschüsse mag Beck nicht denken. Schließlic­h wisse man um die leere Stadtkasse und die gleichmäßi­ge Verteilung der Fördergeld­er innerhalb der Kulturscha­ffenden Weingarten­s. Daher werden die Verantwort­lichen künftig für zwei Jahre 200 000 Euro beantragen. Dabei betont Beck, dass „ungefähr die Hälfte zurückflie­ßt.“Schließlic­h stellt die Stadt den Klosterfes­tpielen als eingetrage­ne GmbH alle Personalko­sten oder Arbeiten des Baubetrieb­shofes in Rechnung.

Alleinstel­lungsmerkm­al fehlt

Und auch von anderer Stelle gibt es erst einmal kein Geld. Vom Land Baden-Württember­g hatten die Klosterfes­tspiele für das Jahr 2016 einmalig 45 000 Euro an Fördergeld­ern erhalten. Auch für 2017 beziehungs­weise eine dauerhafte Unterstütz­ung hatte Beck einen Antrag gestellt. Dieser wurde jedoch abgelehnt. „Ihr hebt euch nicht nicht genug ab“, hieß es bei einem Besuch im Kultusmini­sterium in Stuttgart. Sprich: Zu wenig Zuschauer, kein herausrage­ndes Alleinstel­lungsmerkm­al und inhaltlich eine zu geringe Bandbreite.

Daher will Beck mit seinen Klosterfes­tspielen künftig enger mit der städtische­n Kulturabte­ilung zusammenar­beiten, um ein entspreche­ndes Rahmenprog­ramm zu stemmen. Er kann sich mittelfris­tig gar einen ganzen Kultursomm­er vorstellen. Beispielsw­eise könnten weitere Stücke aufgeführt, aber auch Konzerte oder sonstige Kulturange­bote in das Programm mit aufgenomme­n werden. „Wir wollen weitere Veranstalt­ungen nach da oben holen“, sagt Beck. Schließlic­h wolle man auch künftig am neuen Spielort, dem Hofgut Nessenrebe­n, festhalten. Dieser habe sich bewährt und biete viele Entwicklun­gsmöglichk­eiten – nicht zuletzt weil die Infrastruk­tur mit Wasserund Stromansch­lüssen, aber auch der Instandset­zung einiger Räume, mit den Geldern des Landes dauerhaft verbessert werden konnte.

Denn die 45 000 Euro an Zuschüssen wurden fast komplett in die Infrastruk­tur gesteckt. Sollte es eine weitere Förderung für die Spielzeit 2018 geben, könne man sich überlegen, das Geld in die Überdachun­g der Tribüne zu investiere­n. Schließlic­h sei das durchwachs­ene Wetter in diesem Jahr maßgeblich verantwort­lich für die Auslastung von etwa 80 Prozent. Allein an vier Abenden hatte man wegen Regens in das Festzelt umziehen müssen.

Auch daher konnten in dieser Spielzeit keine Rücklagen gebildet werden. „Wäre alles optimal gelaufen, hätten wir kleine Reserven“, sagt Beck. Für die Finanzieru­ng von 2017 hätte das aber auch nicht gereicht. „Es hätte gelindert, aber nicht gelangt.“

Auch unter diesem Gesichtspu­nkt hatte der Stiftungsr­at vier verschiede­ne Modelle für die künftige Ausrichtun­g der Klosterfes­tspiele diskutiert. Über allem stand dabei das Motto: „Qualität vor Jährlichke­it“. Daher wurden die Varianten eins und zwei auch recht schnell verworfen. Bei der einen hätte man keine eigene Produktion gemacht, sondern ein Gastspiel eingekauft und damit den jährlichen Turnus gewahrt. Das andere Modell wäre eine kleinere Produktion mit kleiner Bühne und nur sechs Schauspiel­ern gewesen – ebenfalls jährlich. „Wir sind uns sehr sicher, dass der Verzicht auf eine eigene Produktion genauso wenig gangbar gewesen wäre wie eine kleinere Produktion“, sagt Beck. Das Kernmerkma­l der Klosterfes­tspiele sei Qualität. „Um diese beneiden uns andere Spielorte.“

Die dritte Variante sei am Realistisc­hsten gewesen. Dabei hätte es im jährlichen Turnus abwechseln­d eine große Inszenieru­ng in Nessenrebe­n und ein kleines Spiel im „Schlössle“gegeben. Doch auch dieses Modell wurde „schweren Herzens“abgelehnt, wie es Reinhold Schmid, Vorsitzend­er des Fördervere­ins, erklärt: „Die Ersparnis dieser kleinen Produktion wäre nicht so üppig gewesen.“Denn auch im beziehungs­weise vor dem „Schlössle“hätte man wieder Bühne und Tribüne aufbauen müssen. „Wir müssen das Theater schaffen. Da muss man sehr viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Beck.

Einzelvera­nstaltung in 2017

Ein Umzug auf vorhandene Bühnen, wie beispielsw­eise ins Kulturzent­rum Linse, sei keine Überlegung gewesen. Das Festhalten am FreiluftSp­iel stand nie zur Debatte. „Das aufzugeben würde die Leitlinien der Klosterfes­tspiele nicht mehr darstellen“, sagt Beck, der für alle Kultur-Interessie­rten noch eine gute Nachricht hat: Im kommenden Jahr soll zumindest eine Einzelvera­nstaltung, wahrschein­lich im Kultur- und Kongressze­ntrum angeboten werden. Reinhold Schmid wird sich in der kommenden Woche mit Regisseur Christof Küster, der den Klosterfes­tspielen, ebenso wie das Ensemble, erhalten bleibt, treffen. Dann soll es um die inhaltlich­e Ausrichtun­g gehen. Ob Eigenprodu­ktion oder Gastspiel einer Landesbühn­e oder Küsters Studio-Theater aus Stuttgart ist noch unklar. Fest steht aber laut Schmid: „Eher etwas Komödianti­sches.“

 ?? ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R ?? Eigene Produktion­en mit einem aufwändige­n Bühnenbild, wie in diesem Jahr ein überdimens­ioniertes Bücherrega­l für Brechts „Leben des Galilei“, kosten viel Geld. Daher werden die Klosterfes­tspiele künftig nur alle zwei Jahre stattfinde­n.
ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Eigene Produktion­en mit einem aufwändige­n Bühnenbild, wie in diesem Jahr ein überdimens­ioniertes Bücherrega­l für Brechts „Leben des Galilei“, kosten viel Geld. Daher werden die Klosterfes­tspiele künftig nur alle zwei Jahre stattfinde­n.

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