Klosterfestspiele nur noch alle zwei Jahre
100 000 Euro fehlen jährlich – Weingarten könnte einen Kultursommer bekommen
WEINGARTEN - Die Weingartener Klosterfestspiele werden künftig nur jedes zweite Jahr stattfinden. Das bestätigte Rainer Beck, Geschäftsführer der Klosterfestspiele. Letztlich hängt es an den Finanzen. Denn pro Jahr fehlen 100 000 Euro, um den Spielbetrieb in gleicher Qualität aufrechtzuerhalten. Letztlich sei der Zwei-Jahres-Rhythmus „unter den gegebenen Rahmenbedingungen die beste Lösung für die oberschwäbische Kulturlandschaft“, sagte Beck hinsichtlich der mittelfristigen Sicherung der Festspiele.
Denn das finanzielle Risiko bei jährlichen Klosterfestspielen ist einfach zu groß. Für die Spielzeit 2016 standen 487 000 Euro als Etat zur Verfügung – gerade so wurde die schwarze Null geschafft. Davon wurden 113 000 Euro durch Eintrittskarten generiert, 129 000 Euro stellten Sponsoren, 45 000 kamen vom Land. Die städtischen Zuschüsse betrugen 200 000 Euro. Allerdings ist das jährlich nicht realisierbar. Da die Klosterfestspiele 2015 ausgefallen waren, konnte das Geld vom Vorjahr ebenfalls für 2016 verwendet werden.
An eine Aufstockung der städtischen Zuschüsse mag Beck nicht denken. Schließlich wisse man um die leere Stadtkasse und die gleichmäßige Verteilung der Fördergelder innerhalb der Kulturschaffenden Weingartens. Daher werden die Verantwortlichen künftig für zwei Jahre 200 000 Euro beantragen. Dabei betont Beck, dass „ungefähr die Hälfte zurückfließt.“Schließlich stellt die Stadt den Klosterfestpielen als eingetragene GmbH alle Personalkosten oder Arbeiten des Baubetriebshofes in Rechnung.
Alleinstellungsmerkmal fehlt
Und auch von anderer Stelle gibt es erst einmal kein Geld. Vom Land Baden-Württemberg hatten die Klosterfestspiele für das Jahr 2016 einmalig 45 000 Euro an Fördergeldern erhalten. Auch für 2017 beziehungsweise eine dauerhafte Unterstützung hatte Beck einen Antrag gestellt. Dieser wurde jedoch abgelehnt. „Ihr hebt euch nicht nicht genug ab“, hieß es bei einem Besuch im Kultusministerium in Stuttgart. Sprich: Zu wenig Zuschauer, kein herausragendes Alleinstellungsmerkmal und inhaltlich eine zu geringe Bandbreite.
Daher will Beck mit seinen Klosterfestspielen künftig enger mit der städtischen Kulturabteilung zusammenarbeiten, um ein entsprechendes Rahmenprogramm zu stemmen. Er kann sich mittelfristig gar einen ganzen Kultursommer vorstellen. Beispielsweise könnten weitere Stücke aufgeführt, aber auch Konzerte oder sonstige Kulturangebote in das Programm mit aufgenommen werden. „Wir wollen weitere Veranstaltungen nach da oben holen“, sagt Beck. Schließlich wolle man auch künftig am neuen Spielort, dem Hofgut Nessenreben, festhalten. Dieser habe sich bewährt und biete viele Entwicklungsmöglichkeiten – nicht zuletzt weil die Infrastruktur mit Wasserund Stromanschlüssen, aber auch der Instandsetzung einiger Räume, mit den Geldern des Landes dauerhaft verbessert werden konnte.
Denn die 45 000 Euro an Zuschüssen wurden fast komplett in die Infrastruktur gesteckt. Sollte es eine weitere Förderung für die Spielzeit 2018 geben, könne man sich überlegen, das Geld in die Überdachung der Tribüne zu investieren. Schließlich sei das durchwachsene Wetter in diesem Jahr maßgeblich verantwortlich für die Auslastung von etwa 80 Prozent. Allein an vier Abenden hatte man wegen Regens in das Festzelt umziehen müssen.
Auch daher konnten in dieser Spielzeit keine Rücklagen gebildet werden. „Wäre alles optimal gelaufen, hätten wir kleine Reserven“, sagt Beck. Für die Finanzierung von 2017 hätte das aber auch nicht gereicht. „Es hätte gelindert, aber nicht gelangt.“
Auch unter diesem Gesichtspunkt hatte der Stiftungsrat vier verschiedene Modelle für die künftige Ausrichtung der Klosterfestspiele diskutiert. Über allem stand dabei das Motto: „Qualität vor Jährlichkeit“. Daher wurden die Varianten eins und zwei auch recht schnell verworfen. Bei der einen hätte man keine eigene Produktion gemacht, sondern ein Gastspiel eingekauft und damit den jährlichen Turnus gewahrt. Das andere Modell wäre eine kleinere Produktion mit kleiner Bühne und nur sechs Schauspielern gewesen – ebenfalls jährlich. „Wir sind uns sehr sicher, dass der Verzicht auf eine eigene Produktion genauso wenig gangbar gewesen wäre wie eine kleinere Produktion“, sagt Beck. Das Kernmerkmal der Klosterfestspiele sei Qualität. „Um diese beneiden uns andere Spielorte.“
Die dritte Variante sei am Realistischsten gewesen. Dabei hätte es im jährlichen Turnus abwechselnd eine große Inszenierung in Nessenreben und ein kleines Spiel im „Schlössle“gegeben. Doch auch dieses Modell wurde „schweren Herzens“abgelehnt, wie es Reinhold Schmid, Vorsitzender des Fördervereins, erklärt: „Die Ersparnis dieser kleinen Produktion wäre nicht so üppig gewesen.“Denn auch im beziehungsweise vor dem „Schlössle“hätte man wieder Bühne und Tribüne aufbauen müssen. „Wir müssen das Theater schaffen. Da muss man sehr viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Beck.
Einzelveranstaltung in 2017
Ein Umzug auf vorhandene Bühnen, wie beispielsweise ins Kulturzentrum Linse, sei keine Überlegung gewesen. Das Festhalten am FreiluftSpiel stand nie zur Debatte. „Das aufzugeben würde die Leitlinien der Klosterfestspiele nicht mehr darstellen“, sagt Beck, der für alle Kultur-Interessierten noch eine gute Nachricht hat: Im kommenden Jahr soll zumindest eine Einzelveranstaltung, wahrscheinlich im Kultur- und Kongresszentrum angeboten werden. Reinhold Schmid wird sich in der kommenden Woche mit Regisseur Christof Küster, der den Klosterfestspielen, ebenso wie das Ensemble, erhalten bleibt, treffen. Dann soll es um die inhaltliche Ausrichtung gehen. Ob Eigenproduktion oder Gastspiel einer Landesbühne oder Küsters Studio-Theater aus Stuttgart ist noch unklar. Fest steht aber laut Schmid: „Eher etwas Komödiantisches.“