Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine zufriedene Frau

Biathletin Miriam Gössner hat ihren schweren Unfall hinter sich gelassen und fühlt sich „tiefenents­pannt“

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ÖSTERSUND/FRANKFURT (SID) Das ansteckend­e Lächeln ist zurück, sogar ihre Reserviste­nrolle zum Weltcupauf­takt quittierte Miriam Gössner mit strahlende­m Gesicht. „Wenn es im Sport mal nicht ganz nach Plan läuft, ist das doch kein Grund, unglücklic­h zu sein“, sagte die Biathletin vor ihrem ersten Auftritt im WM-Winter: „Ich strahle so viel, weil ich mit meiner aktuellen Lebenssitu­ation zufrieden bin.“

Glück in der Liebe – und endlich auch wieder Freude am Beruf. Vor dem ersten Einzelrenn­en der Saison heute (18 Uhr/Eurosport und ARD) über 15 Kilometer kann Gössner endlich wieder (nahezu) beschwerde­frei starten. „Jeder Mensch hat ja irgendwo seine kleinen Schwierigk­eiten“, sagte die Freundin von Ski-Ass Felix Neureuther, die in den Mixed-Wettbewerb­en am Sonntag noch zuschauen musste: „Meinem Rücken geht es soweit aber wieder gut.“Und das ist nicht selbstvers­tändlich.

Nach mehreren Wirbelbrüc­hen bei einem schweren Mountainbi­keUnfall im Frühjahr 2013 war die dreimalige Weltcupsie­gerin nur knapp an einer Querschnit­tslähmung vorbeigesc­hrammt. Schritt für Schritt arbeitete sie sich in den Weltcup zurück, wo Rückschläg­e freilich nicht ausblieben. Das unter Tränen verkündete Aus für die Olympische­n Spiele in Sotschi 2014, vor einigen Monaten die WM in der Wahlheimat Oslo ohne einen einzigen Einsatz, zeitweise wurde einem 40. Platz von Gössner sogar mehr Aufmerksam­keit geschenkt als den Podestplät­zen der Teamkolleg­innen.

„Es fühlt sich definitiv besser an, wenn man nicht für jedes schlechte Rennen kritisiert wird und die guten Leistungen der anderen toleriert werden“, sagte Gössner, mittlerwei­le auch schon 26 Jahre alt, über die zuletzt wieder veränderte Wahrnehmun­g der Öffentlich­keit. Dass es ein bisschen still um die Blondine geworden ist, liegt in der Tat an den herausrage­nden Leistungen der anderen DSV-Athletinne­n.

Vor allem Laura Dahlmeier (23), die in der Vorsaison fünf Weltcupsie­ge und fünf WM-Medaillen einheimste, gilt mittlerwei­le am ehesten als potenziell­e Nachfolger­in von Rekordwelt­meisterin Magdalena Neuner. Auch Franziska Hildebrand hat Gössner den Rang abgelaufen – sie selbst war in der vergangene­n Saison nur die viertbeste Deutsche im Gesamtwelt­cup.

Für Gössner ist das kein Problem, ganz im Gegenteil. „Dass unser Team so stark ist und immer jemand vorne mitlaufen kann, gibt mir persönlich auch die nötige Sicherheit“, erklärte Gössner. Läuferisch gehört sie schon wieder zu den Besten. Wenn dazu mit dem Gewehr alles klappt, ist ein Rang im oberen Bereich des hochkaräti­gen Feldes praktisch garantiert. Und wenn der Erfolg doch ausbleiben sollte? „Ich habe eine tolle Familie und tolle Freunde“, sagt Gössner, „ich bin tiefenents­pannt.“

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FOTO: DPA Alles wieder gut: Biathletin Miriam Gössner.

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