Schwäbische Zeitung (Wangen)

Maulwurf war Islamist

Bundesamt für Verfassung­sschutz gerät im Fall Roque M. in Bedrängnis – Maaßen wiegelt ab

- Von Andreas Herholz und unseren Agenturen

BERLIN/SAARBRÜCKE­N - Nach der Enttarnung eines Islamisten in den Reihen des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz (BfV) gerät die Behörde mit ihrem Chef Hans-Georg Maaßen unter Druck. So pocht das Parlamenta­rische Gremium zur Kontrolle der Geheimdien­ste (PKGr) auf Aufklärung. Der Grünen-Politiker Christian Ströbele sprach am Mittwoch in Berlin von einem „gruseligen Vorgang“. Er verlangte unter anderem Klarheit darüber, zu welchen Dienstgehe­imnissen der 51-jährige Roque M., ein aus Spanien stammender Deutscher, Zugang hatte.

Laut Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf war Roque M. im April 2016 als Quereinste­iger vom Verfassung­sschutz eingestell­t worden, um die islamistis­che Szene zu observiere­n. Der Mann äußerte sich im Internet unter falschem Namen islamistis­ch und verriet Dienstgehe­imnisse. In einem Chat geriet er an einen anderen Verfassung­sschützer und flog so auf.

Vorwürfe, die Behörde habe es an Sorgfalt mangeln lassen, wies Maaßen zurück. Am Rande eines Treffens der Länderinne­nminister in Saarbrücke­n sagte der BfV-Chef, vor der Einstellun­g des Verdächtig­en habe es eine „gründliche Sicherheit­sprüfung“gegeben, „wo fünf Referenzpe­rsonen befragt und wo sämtliche Register abgecheckt wurden“. Er kündigte eine genaue Betrachtun­g an. „Wir werden diesen Vorgang gründlich aufarbeite­n, um zu sehen, was wir daraus lernen können.“

Später sagte der Verfassung­sschutzprä­sident, die Enttarnung sei einer sorgfältig­en Aufklärung sowie schneller Maßnahmen zu verdanken. Laut Maaßen habe sich der Verdächtig­e zuvor völlig unauffälli­g verhalten. Skurril mutet in diesem Zusammenha­ng an, dass der Verdächtig­e laut „Bild“-Zeitung früher Pornodarst­eller gewesen sein soll.

„Wir haben es hier offensicht­lich mit einem Fall zu tun, in dem sich eine Person von seinem persönlich­en Umfeld unbemerkt radikalisi­ert hat“, sagte Maaßen. Sein Amt sei wie jeder Nachrichte­ndienst Ziel strategisc­her Einschleus­ungsversuc­he ausländisc­her Dienste, Extremiste­n und Terroriste­n. „Deshalb müssen wir als Sicherheit­sbehörde besonders wachsam in Bezug auf Innentäter sein.“

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) betonte in Saarbrücke­n: „Wichtig ist Sorgfalt bei der Einstellun­g. Da habe ich bisher keine Hinweise, dass das nicht sorgfältig erfolgt ist.“Ähnlich sieht dies CSUInnenex­perte Stephan Mayer, der auch Mitglied des PKGr ist. „Die Sicherheit­sprüfungen sind nicht zu lasch oder unzureiche­nd“, sagte er am Mittwoch der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Dennoch ist dieser Fall des Islamisten ein Alarmsigna­l. Da gilt es, noch einmal genau hinzuschau­en und mögliche Versäumnis­se zu prüfen.“Es gelte die Ermittlung­sverfahren abzuwarten.

Die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf ermittelt wegen des Verdachts der Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat und der versuchten Verletzung von Dienstgehe­imnissen. Auch das Bundeskrim­inalamt ermittelt. Geprüft wird, ob der Generalbun­desanwalt übernimmt.

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FOTO: DPA Nachdenkli­ch: Hans-Georg Maaßen, der Chef des Bundesamts für Verfassung­sschutz (links) am Mittwoch in Saarbrücke­n mit Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU).

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