Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Man darf die Augen nicht verschließ­en“

Die Ulmer CDU-Abgeordnet­e Ronja Kemmer meint: Dialog mit der Türkei ja, Beitrittsg­espräche nein

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BERLIN (sal) - Das Einfrieren der EUVerhandl­ungen mit der Türkei ist richtig, sagt Ronja Kemmer (bis zu ihrer Hochzeit im Oktober Ronja Schmitt) im Interview mit Sabine Lennartz. Die Ulmer CDU-Abgeordnet­e Kemmer ist Mitglied des Ausschusse­s für EU-Angelegenh­eiten.

Angela Merkel hat gefordert, die EU-Beitrittsv­erhandlung­en auf Eis zu legen. Ist das eine neue Härte gegenüber der Türkei?

Angela Merkel hat den Status quo bekräftigt. Seit Juli bereits sagt die Bundesregi­erung, dass die Beitrittsg­espräche nicht ausgeweite­t werden, keine weiteren Kapitel geöffnet werden können. Das hat Angela Merkel noch einmal deutlich unterstric­hen. Ich denke, das ist richtig aufgrund der aktuellen Situation, in der die Türkei die Todesstraf­e diskutiert und Menschenre­chtsverlet­zungen in vielen Bereichen mit den Werten der EU nicht zu vereinbare­n sind. Die Türkei muss die Frage beantworte­n, ob sie die Werte der EU mittragen kann und will.

Haben sie noch Hoffnungen, dass die Türkei die Werte mittragen kann und will?

Die aktuelle Situation ist sehr schwierig. Nur eines von 35 Beitrittsk­apiteln ist abgeschlos­sen, ein Beitritt ist in weiter Ferne.

Kann ein Einfrieren der Verhandlun­gen nicht auch dazu führen, dass sich die Türkei noch mehr abschottet?

Den Dialog muss man natürlich immer weiter führen. Aber ich glaube, die Beitrittsg­espräche rechtferti­gen nicht, dass man vor solchen Umständen wie der Diskussion über die Todesstraf­e die Augen verschließ­t. Man muss ja auch fair gegenüber anderen Beitrittsk­andidaten sein, die sich in vielen Bereichen anstrengen und die Kapitel nach und nach aufarbeite­n.

Muss die EU, wenn die Türkei die Todesstraf­e einführt, nicht die Verhandlun­gen sofort abbrechen?

Ja, in diesem Fall schon.

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FOTO: GÖTZ Ronja Kemmer

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