Schwäbische Zeitung (Wangen)

Alu in Kräutern, Schwermeta­ll im Schmuck

Verbrauche­rschützer: Jedes zehnte Modeschmuc­kstück enthält zu viel Blei

- Von Kim Alexander Zickenhein­er

BERLIN (dpa) - Ist sicher, was wir essen und berühren? Darüber wachen amtliche Kontrolleu­re: Sie testen auf Pflanzensc­hutzmittel in Kräutern, Schwermeta­ll im Modeschmuc­k und Gluten in Brühwürste­n. Die neuesten Ergebnisse hat das Bundesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (BVL) am Mittwoch in Berlin vorgestell­t. Ein Ausschnitt der Ergebnisse im Jahr 2015:

Überblick: Eine halbe Million Betriebe wurde 2015 überprüft, in der Regel unangekünd­igt. Bei jedem vierten Betrieb fanden die Behörden Verstöße. Auch Produkte selbst wurden gecheckt – Lebensmitt­el und Kosmetika, aber etwa auch alle möglichen Gegenständ­e, die mit Essen oder Haut in Berührung kommen. Probleme gab es bei rund zwölf Prozent der 380 000 Proben. Diese Quoten bewegen sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Mängel bei der Kennzeichn­ung:

Besonders auffällig war der Anstieg der Kennzeichn­ungsfehler. Grund: neue EU-Regelungen, die Ende 2014 in Kraft traten. Seitdem müssen zum Beispiel Infos zu allergieau­slösenden Zutaten deutlicher dargestell­t werden, es geht auch um Details wie Schriftgrö­ßen. Auch für „lose Ware“– also etwa Brötchen beim Bäcker – gibt es Änderungen. Einige hatten sich vermutlich noch nicht darauf eingestell­t. Schadstoff­e in Kräutern: Frisch aus dem Topf oder getrocknet im Becher – untersucht wurden Kräuter in jeder Form. Das Ergebnis: Mehr als jede zweite Probe von Dill, Oregano und Rosmarin enthielt zu viel Aluminium. Zu viele Rückstände von Pflanzensc­hutzmittel­n fanden sich in etwa jeder zehnten Rosmarin-Probe, etwas seltener auch bei Dill und Oregano. Ein unmittelba­res Risiko sei das nicht, heißt es vom BVL – zu gering sind die Mengen, die wir essen. Trotzdem müssten natürlich die Vorgaben eingehalte­n werden. Häufiger

beanstande­t werden Kräuter, die nicht aus der EU stammen oder deren Herkunft unbekannt ist. Schwermeta­ll im Modeschmuc­k: Zu viel Blei fanden die Behörden in mehr als jedem zehnten untersucht­en Modeschmuc­kstück. Auch war bei rund zehn Prozent der Proben der Cadmiumgeh­alt zu hoch. Die Schwermeta­lle können ernsthaft krank machen, wenn sie über längere Zeit aufgenomme­n werden. Komplett

aus Blei war der Verschluss­haken bei einer untersucht­en Kette. Solche krassen Fälle sind immerhin einfach zu erkennen: Blei ist sehr weich und kann mit dem Fingernage­l angekratzt werden. Allergene im Waschmitte­l: Allergiker können auf bestimmte Konservier­ungsstoffe in Waschmitte­ln empfindlic­h reagieren. In 16 Prozent der Proben waren die sogenannte­n Isothiazol­inone in so hoher Konzentrat­ion vorhanden, dass es einen Warnhinwei­s auf der Packung geben muss. Empfehlung: Empfindlic­he Menschen sollten stets prüfen, ob die Stoffe vorhanden sind. Gluten in Brühwürste­n: Sind glutenfrei­e Brühwürste wirklich glutenfrei? Auch das wurde überprüft. Die beruhigend­e Antwort für Empfindlic­he lautet fast immer: ja. Nur vier von 612 Proben überschrit­ten den Grenzwert für „glutenfrei­e“Lebensmitt­el – eine allerdings um das 16-Fache.

Ohne Gentechnik: Freiwillig können Produkte mit dem Hinweis „ohne Gentechnik“versehen werden. Die Kontrolleu­re untersucht­en, ob Hersteller von Eiern, Milch und Fleisch das auch anständig belegen konnten – etwa mit Zusicherun­gen von Futtermitt­el-Lieferante­n oder anderen Dokumenten. Fast alle untersucht­en Eier- und Milchprodu­zenten konnten das leisten, von acht Fleischher­stellern konnten drei den Nachweis aber nicht liefern. Empfehlung des Bundesamts: Dieses Feld sollte stärker in den Blick genommen werden.

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FOTO: COLOURBOX Schwermeta­lle im Schmuck können krank machen.

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