Alu in Kräutern, Schwermetall im Schmuck
Verbraucherschützer: Jedes zehnte Modeschmuckstück enthält zu viel Blei
BERLIN (dpa) - Ist sicher, was wir essen und berühren? Darüber wachen amtliche Kontrolleure: Sie testen auf Pflanzenschutzmittel in Kräutern, Schwermetall im Modeschmuck und Gluten in Brühwürsten. Die neuesten Ergebnisse hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Ein Ausschnitt der Ergebnisse im Jahr 2015:
Überblick: Eine halbe Million Betriebe wurde 2015 überprüft, in der Regel unangekündigt. Bei jedem vierten Betrieb fanden die Behörden Verstöße. Auch Produkte selbst wurden gecheckt – Lebensmittel und Kosmetika, aber etwa auch alle möglichen Gegenstände, die mit Essen oder Haut in Berührung kommen. Probleme gab es bei rund zwölf Prozent der 380 000 Proben. Diese Quoten bewegen sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Mängel bei der Kennzeichnung:
Besonders auffällig war der Anstieg der Kennzeichnungsfehler. Grund: neue EU-Regelungen, die Ende 2014 in Kraft traten. Seitdem müssen zum Beispiel Infos zu allergieauslösenden Zutaten deutlicher dargestellt werden, es geht auch um Details wie Schriftgrößen. Auch für „lose Ware“– also etwa Brötchen beim Bäcker – gibt es Änderungen. Einige hatten sich vermutlich noch nicht darauf eingestellt. Schadstoffe in Kräutern: Frisch aus dem Topf oder getrocknet im Becher – untersucht wurden Kräuter in jeder Form. Das Ergebnis: Mehr als jede zweite Probe von Dill, Oregano und Rosmarin enthielt zu viel Aluminium. Zu viele Rückstände von Pflanzenschutzmitteln fanden sich in etwa jeder zehnten Rosmarin-Probe, etwas seltener auch bei Dill und Oregano. Ein unmittelbares Risiko sei das nicht, heißt es vom BVL – zu gering sind die Mengen, die wir essen. Trotzdem müssten natürlich die Vorgaben eingehalten werden. Häufiger
beanstandet werden Kräuter, die nicht aus der EU stammen oder deren Herkunft unbekannt ist. Schwermetall im Modeschmuck: Zu viel Blei fanden die Behörden in mehr als jedem zehnten untersuchten Modeschmuckstück. Auch war bei rund zehn Prozent der Proben der Cadmiumgehalt zu hoch. Die Schwermetalle können ernsthaft krank machen, wenn sie über längere Zeit aufgenommen werden. Komplett
aus Blei war der Verschlusshaken bei einer untersuchten Kette. Solche krassen Fälle sind immerhin einfach zu erkennen: Blei ist sehr weich und kann mit dem Fingernagel angekratzt werden. Allergene im Waschmittel: Allergiker können auf bestimmte Konservierungsstoffe in Waschmitteln empfindlich reagieren. In 16 Prozent der Proben waren die sogenannten Isothiazolinone in so hoher Konzentration vorhanden, dass es einen Warnhinweis auf der Packung geben muss. Empfehlung: Empfindliche Menschen sollten stets prüfen, ob die Stoffe vorhanden sind. Gluten in Brühwürsten: Sind glutenfreie Brühwürste wirklich glutenfrei? Auch das wurde überprüft. Die beruhigende Antwort für Empfindliche lautet fast immer: ja. Nur vier von 612 Proben überschritten den Grenzwert für „glutenfreie“Lebensmittel – eine allerdings um das 16-Fache.
Ohne Gentechnik: Freiwillig können Produkte mit dem Hinweis „ohne Gentechnik“versehen werden. Die Kontrolleure untersuchten, ob Hersteller von Eiern, Milch und Fleisch das auch anständig belegen konnten – etwa mit Zusicherungen von Futtermittel-Lieferanten oder anderen Dokumenten. Fast alle untersuchten Eier- und Milchproduzenten konnten das leisten, von acht Fleischherstellern konnten drei den Nachweis aber nicht liefern. Empfehlung des Bundesamts: Dieses Feld sollte stärker in den Blick genommen werden.