Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zum Glück entschloss­en

„Die Habenichts­e“– Romanverfi­lmung mit Julia Jentsch

- Von Elke Vogel

Mit „Die Habenichts­e“gewann Katharina Hacker vor zehn Jahren den Deutschen Buchpreis. Jetzt wurde der Roman für das Kino adaptiert, mit zwei starken Hauptdarst­ellern.

Es ist der 11. September 2001, an dem sich Isabelle (Julia Jentsch) und Jakob (Sebastian Zimmler) verlieben. Das private Glück und die Ohnmacht nach den Terroransc­hlägen auf das New Yorker World Trade Center mischen sich in der darauffolg­enden Zeit – mit fatalen Folgen für das Leben des jungen Paares. Denn der gemeinsame Freund Hans ist bei den Attentaten getötet worden. Hans, der Isabelle und Jakob nach zehn Jahren ohne Kontakt ein Wiedersehe­n bei einer Vernissage in Berlin ermöglicht hat.

Nach dem Drehbuch von Mona Kino hat Regisseur Florian Hoffmeiste­r („3 Grad kälter“) die Geschichte von Isabelle und Jakob nun verfilmt. Herausgeko­mmen ist ein in Schwarz-Weiß gedrehtes Beziehungs­drama, mal spröde, mal leidenscha­ftlich. Das Grundgefüh­l des Verlorense­ins und eine gewisse Ratlosigke­it bestimmen Roman wie Film. Fast kammerspie­lartig lenkt die Verfilmung den Blick vor allem auf das Paar, das schnell geheiratet hat, nun nicht richtig weiß, wie es weitergehe­n soll und stattdesse­n still verzweifel­t aneinander vorbeilebt.

Julia Jentsch spielt die zum Glück entschloss­ene Isabelle, die Jakob nach London folgt. Sebastian Zimmler ist Jakob, der von Schuldgefü­hlen geplagt durch ein trostloses Leben schleicht. Der schauspiel­erischen Kraft von Jentsch und Zimmler verdankt „Die Habenichts­e“seine Intensität. „Unsere Liebe ist schuld“, sagt Jakob, der nach einem Schuldigen für den Tod von Hans sucht. Die Entscheidu­ng für die schwarz-weiße Optik erscheint folgericht­ig. Es ist eine Entscheidu­ng für die Konzentrat­ion auf das Wesentlich­e: den Blick in die Gesichter von Isabelle und Jakob, in ihre verwundete­n, ratlosen Seelen. (dpa)

Die Habenichts­e. Regie: Florian Hoffmeiste­r. Mit Julia Jentsch, Sebastian Zimmler. Deutschlan­d 2016. 104 Minuten. FSK ab 12.

Newspapers in German

Newspapers from Germany