Showtime im Konzerthaus
Startrompeter Till Brönner begeistert mit seinem Sextett in Ravensburg
RAVENSBURG - Ein volles Konzerthaus für den Trompeter Till Brönner, der mit einem Sextett in Ravensburgs „mediterranem Theater“(O-Ton Brönner) gastierte – und mit Handtaschenkontrollen wie am Flughafen. Die Bühne voll von Technik und Instrumenten, bestrahlt von Riesenreflektoren, die mit Punktstrahlern ein farbiges Wetterleuchten inszenieren oder die Musiker in einen auratischen Lichtkegel stellen. Till Brönner, 1971 in Viersen geboren, seit den 1990er-Jahren als Trompeter bekannt und seit seinen Auftritten in New York und Los Angeles zum Star geworden, wird hier vom Publikum frenetisch gefeiert.
Brönner ist der Typ good looking guy, er wirkt smart und beherrscht neben virtuosem Trompetespiel auch Gesang und Entertainment. Eigentlich wollte er Saxofon lernen, aber das wurde ihm früh verleidet, erzählt er dem hingerissenen Publikum nach den ersten beiden Songs. Man könnte ihm tatsächlich länger zuhören, es ist so eine Mixtur aus lässigem Plaudern, Society-Namedropping und gemäßigter Selbstironie, die durchaus amüsant ist und intellektuell zwischen „Gala“und „ZeitMagazin“ pendelt. Den Gesang setzt er eher sparsam ein, greift anstatt des Refrains zur Trompete. Das ist auch deshalb gut, weil die Stimme angenehm, aber eher harmlos ist und am meisten in den soften Arrangements von Standards oder eigenen Stücken überzeugt. Durch die Kontrastierung mit einer offenen oder gedämpften Trompete sind die Songs farbiger und durch die englischen Texte, die Brönner schreiben lässt, emotional einprägsamer.
Die halbe Miete bei diesem Konzert ist jedoch das Sextett und da vor allem der Saxofonist und Flötist Mark Wyand, ein Deutsch-Brite, der in fast jedem Song einen spannenden musikalischen Dialog gestaltet. Bruno Müller setzt Akustik- und E-Gitarre oft perkussiv ein, Christian von Kaphengst an Kontrabass und E-Bass und David Haynes am großem Schlagzeug sind die verlässlichen Rhythmiker, dazu kommen der Holländer Jasper Soffers an Flügel und Keyboard und Jo Barnikel an der Orgel. Brönner und Wyand improvisieren, die anderen liefern soliden Background bei dem Medley durch die verschiedenen CD-Titel, die Brönner in den vergangenen zehn Jahren aufgenommen hat, vor allem aus den letzten „The Good Life“oder „Best of The Verve Years" oder "Rio".
Bach als Zugabe
Zum Schluss sah es erst nicht nach Zugabe aus, aber dann kam Brönner noch mal auf die Bühne: Seinen Auftritt am 30. April 2016 beim International Jazz Day im Weißen Haus bei Präsident Obama, zu dem er als einziger Jazzmusiker aus dem deutschsprachigen Raum eingeladen worden war, wollte er dann doch noch einmal nachfeiern lassen. Bei diesem Konzert mit über 40 weltberühmten Kollegen, so plauderte er, habe er sich gefragt, wer denn der größte Jazzer aller Zeiten gewesen sei. Und dann sei ihm der große Improvisator J. S. Bach eingefallen, und er habe „auf seine Weise“dessen „Air“gespielt. Und die kam dann noch als Zugabe: nach einem langen Intro das Thema selbst, dann die Transposition auf Brönnersche Art, also nicht mehr viel Bach. Eine zweite Zugabe gab vor allem der Drummer, der auch noch zeigen wollte, dass er mehr als nur Rhythmus machen kann. Riesenbeifall, Ovationen im Stehen. Was sonst?