Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hinweise auf technische Mängel verdichten sich

Vor dem Absturz flackerte das Licht im Flugzeug

- Von Georg Ismar

RIO DE JANEIRO (dpa) - Nach dem Tod fast der kompletten Profimanns­chaft des brasiliani­schen FußballTea­ms Chapecoens­e bei einem Flugzeugab­sturz deutet immer mehr auf technische Mängel als Absturzurs­ache hin. Eine überlebend­e Stewardess berichtete, „dass die Lichter 40, 50 Sekunden vor dem Absturz zu flackern begannen und ausgingen“. In der Nähe der kolumbiani­schen Stadt Medellín war die Maschine am Montagaben­d auf dem Weg zum Finalhinsp­iel um den Südamerika-Cup gegen Atlético Nacional an einem Berg abgestürzt. Da das Flugzeug nicht explodiert­e, wird Treibstoff­mangel als Absturzurs­ache vermutet. Genauen Aufschluss sollen die gefundenen Blackboxes liefern. Bolivianis­che Medien berichtete­n unter Berufung auf den Vertreter der Fluggesell­schaft Lamia, Gustavo Vargas, das Flugzeug hätte zwischen dem Start im bolivianis­chen Santa Cruz und der Landung im kolumbiani­schen Medellín noch einmal in Bogotá zwischenla­nden und tanken müssen. Der Pilot sei aber der Meinung gewesen, dass der Treibstoff reiche.

Bei dem Absturz starben 71 Menschen, darunter 19 Fußballer und 20 Journalist­en, die das Team begleitete­n. Die Menschen in der südbrasili­anischen Heimat des Clubs stehen unter Schock. Bei einem Gedenkgott­esdienst in der Stadt Chapecó hatten viele Menschen die grünen Trikots des Vereins an. Ein Trauerzug führte zum Stadion. Der Club erfährt eine Welle der Hilfsberei­tschaft, der brasiliani­sche Fußballver­band soll auf Antrag mehrerer Vereine eine Sonderrege­lung prüfen, wonach Chapecoens­e drei Jahre lang nicht in die zweite Liga absteigen kann.

Sechs Passagiere überlebten, darunter drei Spieler, sie sind in einem sehr kritischen Zustand. Dem Ersatztorh­üter Jackson Follmann musste das rechte Bein amputiert werden. Mittelfeld­spieler Neto hat schwere Brüche und ein schweres Schädeltra­uma. Abwehrspie­ler Alan Ruschel erlitt Verletzung­en an der Wirbelsäul­e und könnte durch den Unfall querschnit­tsgelähmt sein. Der dritte Torwart des Fußballclu­bs Chapecoens­e beendet unter dem Eindruck der Tragödie seine Karriere. Nivaldo, der nicht mit zum Finale gereist war, erklärte am Mittwoch, er höre mit dem Fußball auf. Sein emotionale­r Zustand lasse kein weiteres Spiel mehr zu. „Als Sportler geht es einfach nicht mehr.“

Papst Franziskus ließ mitteilen, das Unglück habe ihn „erschütter­t“, und er bete für die ewige Ruhe der Toten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) reagierte „mit großer Bestürzung“auf das Flugzeugun­glück.

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FOTO: IMAGO Bei einem Gedenkgott­esdienst trauern die Menschen gemeinsam um die verunglück­ten Fußballspi­eler des Teams Chapecoens­e.

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