Schwäbische Zeitung (Wangen)

Missbrauch­sskandal im englischen Fußball

Mehrfach vorbestraf­ter Jugendtrai­ner soll minderjähr­ige Jungen vergewalti­gt haben

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LONDON (AFP) - Nach öffentlich­en Missbrauch­svorwürfen von mehreren englischen Ex-Fußballpro­fis hat die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen den vorbestraf­ten früheren Jugendtrai­ner Barry Bennell eingeleite­t. Es geht um acht sexuelle Übergriffe auf einen minderjähr­igen Jungen. Der 62-jährige Bennell soll demnach am 14. Dezember vor Gericht erscheinen. Der britischen Nachrichte­nagentur PA zufolge geht es um mutmaßlich­e Übergriffe Anfang der 1980er-Jahre.

Die Ermittlung­en seien nach der „Prüfung der Beweismitt­el“eingeleite­t worden, führte die Staatsanwa­ltschaft am Dienstag aus. Die Anschuldig­ungen wurden demnach von der Polizei in Cheshire im Nordwesten Englands übermittel­t, mehrere weitere Polizeiste­llen prüfen derzeit noch weitere Vorwürfe. Bennell hatte als Jugendtrai­ner unter anderem bei Manchester City und Stoke City gearbeitet. Wegen Vergewalti­gung und sexuellen Übergriffe­n auf minderjähr­ige Jungen war er bereits dreimal zu Haftstrafe­n verurteilt worden. Vor einigen Tagen warf der ehemalige Fußballpro­fi Andy Woodward seinem früheren Jugendtrai­ner Bennell öffentlich vor, ihn missbrauch­t zu haben. Am Dienstag ging der frühere Kapitän der walisische­n Jugendmann­schaft, Matthew Monaghan, an die Öffentlich­keit. Der „Daily Mail“sagte er, er sei im Alter von zehn Jahren mehrfach von Bennell vergewalti­gt worden.

Mittlerwei­le erhoben insgesamt rund 20 mutmaßlich­e Opfer ähnliche Vorwürfe. Nach Angaben des Chefs der Spielerver­einigung (PFA), Gordon Taylor, kommen sie aus mindestens sieben verschiede­nen Clubs.

Angesichts der vielen Aussagen mutmaßlich­er Missbrauch­sopfer wird zunehmend die Frage laut, warum die Taten über Jahrzehnte hinweg nicht ans Licht kamen. Der „Daily Telegraph“berichtete am Dienstag über Zahlungen des FC Chelsea an einen Spieler seiner Jugendmann­schaften, nachdem dieser über sexuelle Übergriffe eines inzwischen verstorben­en Talentscou­ts in den 1970er-Jahren berichtet hatte.

Fußballver­band ermittelt intern

Laut dem Blatt wurde dem ehemaligen Spieler eine nicht näher genannte Summe geboten, damit er nicht an die Öffentlich­keit geht. Demnach wandte sich der Mann vor drei Jahren an den Fußballclu­b und auch an die Polizei. Laut einer vor dem Artikel veröffentl­ichten Erklärung hat Chelsea eine Rechtsanwa­ltskanzlei mit Ermittlung­en beauftragt.

Noch bevor die neuerliche­n Ermittlung­en gegen den früheren Jugendtrai­ner Bennell bekannt wurden, sagte der seit August amtierende Chef des englischen Fußballver­bands, Greg Clarke, dies sei die „größte Krise“, die der englische Fußball je erlebt habe. Der Fußballver­band leitete eine eigene interne Ermittlung ein.

Bennell war vergangene­n Freitag wegen „Gefährdung seines körperlich­en Wohlergehe­ns“in ein Krankenhau­s eingewiese­n worden. Er war zuvor bewusstlos in einem Hotel bei London aufgefunde­n worden.

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