Wer zieht künftig ins alte Spital?
Wangener Gemeinderat verschiebt Thema in jüngster Sitzung wegen „Diskussionsbedarf“
WANGEN - Wie wird das alte Spital künftig genutzt? Zumindest für den Trakt an der Hafnergasse (H-Bau) hatte die Wangener Verwaltung darauf in der jüngsten Ratssitzung eine Antwort: Kindergarten-Außengruppe sowie Büroflächen für Stadt und Diakonisches Werk. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde der Tagesordnungspunkt aber verschoben. Es besteht zum Umbau des Gebäudekomplexes anscheinend doch noch erheblicher Diskussionsbedarf.
Die öffentliche Ratssitzung hatte bereits ungewöhnlich spät begonnen. Interessierte und externe Fachleute mussten mehr als eine Stunde lang warten, bis der nichtöffentliche Teil beendet war. Wichtige Beschlüsse zu Grundstücksangelegenheiten nannte OB Michael Lang als Hauptgrund für die Verspätung. Ein Thema im Gremium dürfte jedoch auch das alte Spital gewesen sein. Denn noch vor dem Beginn der eigentlichen Sitzung stellte SPD-Fraktionschef Alwin Burth – auch im Sinne der übrigen Fraktionen – den Antrag, den entsprechenden, dritten Tagesordnungspunkt zu streichen und auf die nächste Ratssitzung am 12. Dezember zu verschieben: „Hier besteht noch Diskussionsbedarf, mir fehlt auch ein Masterplan fürs alte Spital.“
Einen solchen Masterplan nach dem Motto „Städtischer Treffpunkt der Generationen“hatte es eigentlich schon gegeben. Vorgesehen war ein Inklusionsprojekt, das SeniorenMietwohnungen, ein Café der Oberschwäbischen Werkstätten für Behinderte (OWB) samt Schaurösterei, den Weltladen El Sol des Beruflichen Schulzentrums, eine Beratungsstelle des Diakonischen Werks, das Gästeamt sowie eine Gartenanlage mit Tiefgarage umfasst. In Aussicht waren zudem Fördermillionen des Landes durch ein neues Programm zur Altstadtsanierung. „Wenn man ehrgeizig plant, dann könnte im zweiten Halbjahr 2017 alles fertig sein“, sagte damals Stefan Bär, Leiter der Hospitalstiftung. Das war Ende 2014.
Seitdem ist einiges passiert. Zunächst dienten große Teile des Spitals als Unterkunft für Flüchtlingsfamilien. Dann gab es den Plan, vorübergehend eine neue Außengruppe des Kindergartens Gottesacker im Erdgeschoss einzurichten, um dem steigenden Bedarf im Stadtgebiet gerecht zu werden. Schließlich brachte OB Lang das alte Spital als späteren möglichen Standort für das derzeit geschlossene Hospiz ins Gespräch. In der jüngsten Ratsitzung war für den Kindergarten im Erdgeschoss des H-Baus dann bereits der Baubeschluss vorgesehen, außerdem sollten die Planungen für darüber liegende Büroflächen für Diakonisches Werk (1. OG) und Stadtverwaltung (2. OG) sowie für eine Kiga-Außenanlage an der Ecke Spitalstraße/Hafnergasse beginnen. Zudem will die Verwaltung weitere Büros fürs Gästeamt im Erdgeschoss des Spitalkirchen-Trakts einrichten und das alte Spital an die Nahwärme anschließen. Die Kosten für dieses Gesamtpaket sollen bei 1,6 Millionen Euro liegen.
„Die neuen Pläne sind im Rat nicht so ausführlich vorgestellt, geschweige denn diskutiert worden“, kritisiert Alwin Burth. Und fragt: „Ist das wirklich ein nachhaltiger Standort für eine Kindergarten-Außengruppe, was ist mit den ursprünglichen Überlegungen, und was passiert mit dem restlichen Gebäude?“Der SPD-Fraktionschef erwartet zudem von der Verwaltung, dass sie fürs Spital ein Gesamtkonzept vorstellt: „Bevor man irgendwo anfängt, muss man wissen, was am Ende herauskommt.“Weil die übrigen Ratsfraktionen dem SPD-Antrag zur Vertagung ohne Diskussion zustimmten, scheint man dort zumindest ähnlich zu denken.
„Mir fehlt auch ein Masterplan fürs alte Spital.“Alwin Burth
OB: Statt Wohnen eher Büros
Aufklärung seitens der Verwaltung könnte es jetzt also in der nächsten Sitzung am 12. Dezember geben. Dann soll es neben den Wirtschaftsplänen der Hospitalstiftung auch um die künftige Ausrichtung des Gebäudes gehen. Zumindest die OB-Gedankenspiele, das Hospiz in einem umgebauten Spital unterzubringen, sind wohl vom Tisch. Der Eingriff ins Gebäude sei zu groß und der Standort nicht optimal, so der Rathauschef auf SZ-Nachfrage. Auch grundsätzlich sei es schwierig, das Spital fürs Wohnen umzubauen: „Ich gehe davon aus, das Gebäude eher für Büroflächen zu nutzen.“Ob sich damit die damaligen Pläne eines Inklusionsprojekts erledigt haben? Auch auf diese Frage steht eine Antwort noch aus.