Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bis Ende 2020 wird es für Lindau finanziell sehr eng

OB Gerhard Ecker hält neue Schulden für nötig und schließt auch höhere Steuersätz­e nicht aus

-

LINDAU (dik) - Vier finanziell enge Jahre sagt Oberbürger­meister Gerhard Ecker für Lindau voraus. Danach sei die Talsohle durchschri­tten und die Stadt könne sich in deutlichen Schritten an den Schuldenab­bau machen. Bis dahin sieht Ecker keine andere Wahl, zudem schließt er Steuererhö­hungen nicht aus. Die sollen allerdings nicht auf Dauer sein.

Grundsätzl­ich hält Ecker den Weg für richtig. Denn aus verschiede­nen Gründen lasse sich keines der jetzt anstehende­n Projekte verschiebe­n. Lindau habe die Wahl: jetzt oder nie. Auch wenn er sonst finanziell eher vorsichtig ist, spricht sich Ecker eindeutig dafür aus, die Chancen zu nutzen. Denn so hohe Zuschüsse werde die Stadt auf absehbare Zeit nicht wieder bekommen.

Immerhin muss die Stadt von hundert Euro Gesamtkost­en der bekannten Projekte nur 40 Euro selbst zahlen. Den Rest zahlt vor allem der Freistaat, dem sich vor allem beim Cavazzen andere Fördergebe­r hinzugesel­len. Auch die Bahn AG ist an einigen Projekten beteiligt.

Ecker bezweifelt, dass es diese Zuschüsse in wenigen Jahren noch geben wird, wenn die staatliche Schuldenbr­emse gilt und wenn absehbare Veränderun­gen der Welt das Geld knapper machen werden. Dass Lindau für die Großprojek­te neue Schulden machen muss, sei angesichts der historisch niedrigen Zinsen kein Problem, zumal die Stadt in den meisten Fällen die Zinssätze auf die gesamte Laufzeit der Tilgung festschrei­ben könne.

Für sehr viel heikler hält der Oberbürger­meister andere Herausford­erungen. Über die er mit den Stadträten bisher ausschließ­lich nicht öffentlich gesprochen hat. Auf Anfrage der LZ erläuterte Ecker jetzt, was die Räte bei den Haushaltsb­eratungen am Montag nur angedeutet haben: Lindau wird bis einschließ­lich 2020 einen Engpass im Verwaltung­shaushalt bekommen, über den jede Stadt oder Gemeinde ihr laufendes Geschäft abwickelt. Eigentlich wollen die Verantwort­lichen dort aus laufenden Einnahmen Geld übrig behalten, das sie investiere­n können oder von dem sie Schulden tilgen. In den kommenden Jahren wird Lindau aber wohl umgekehrt auf Rücklagen zurückgrei­fen oder sogar Schulden machen müssen, um das laufende Geschäft zu finanziere­n. Wenn das nicht möglich ist, muss die Stadt ihre Einnahmen erhöhen, sprich Steuern anheben. Ecker nennt drei Problember­eiche: So habe der neue Stadtwerke­chef Thomas Gläßer informiert, dass die Stadtwerke für ein paar Jahre ihre Zahlungen an die Stadt verringern muss. Der OB erläutert, dass das Unternehme­n flüssige Mittel braucht, um die Tochter Telekommun­ikation Lindau auf die Beine zu bringen. Deshalb fällt die jährliche Zahlung einer Million Euro für die Verluste bei den Bädern völlig weg, und der Zuschuss für die Verluste beim Stadtbus werde wohl um etwa 400 000 Euro geringer ausfallen, als zuletzt gedacht. Ab dem Jahr 2021 wollen die Stadtwerke aber wieder stark sein wie früher und die Zahlungen wieder tragen.

LTK braucht einige Jahre lang mehr Geld von der Stadt

Leider werde gleichzeit­ig auch auch die Lindau Tourismus und Kongress GmbH (LTK) einen höheren Zuschuss benötigen. Ecker erklärt das mit dem Bau der Inselhalle, wegen deren Verzögerun­g es 2017 noch fast gar keine Einnahmen geben werde. Und 2018 müsse das Geschäft anlaufen, eine Vollauslas­tung sei frühestens 2019 zu erwarten.

Zu guter Letzt verweist Ecker auf die Gartenscha­u. Für die Investitio­nen erwarte Lindau Zuschüsse, die während der Bauarbeite­n fließen sollen. Was anderes ist aber der sogenannte Durchführu­ngshaushal­t, den Lindau über seinen Verwaltung­shaushalt abwickeln muss. Ausgaben fallen schon in Vorbereitu­ng der Veranstalt­ung an, während es Einnahmen nur während der Gartenscha­u 2021 geben werde. Die Eintritts- und Sponsoreng­elder sollen zwar die Kosten fast vollständi­g decken, aber die Einnahmen seien eben erst deutlich später als die Ausgaben zu erwarten.

Weil Lindau zudem bei verschiede­nen Projekten in Vorleistun­g treten muss und Zuschüsse oder Kostenbete­iligungen erst Monate oder zum Teil auch Jahre später verbuchen kann, habe Kämmerer Herbert Lau ihn und die Stadträte auf ein paar schwierige Jahre vorbereite­t, sagt Ecker.

Der vorsichtig­e Kämmerer habe die Stadträte deshalb darauf vorbereite­t, dass eine Anhebung der Gewerbeste­uersätze nötig sei, wenn der Landkreis der Stadt nicht mittels Senkung der Kreisumlag­e entgegenko­mmen werde. Wobei Ecker dies tatsächlic­h nur für eine gewisse Zeit für nötig hält, spätestens für das Jahr 2021 könne der Stadtrat dies dann voraussich­tlich wieder rückgängig machen und die Steuer senken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany