Für Kinder ist es der Himmel auf Erden
„Ccara“-Vorsitzende Heike Maurus ist zurück von einer Inspektionsreise aus Indien
NEUTRAUCHBURG - Immer wieder hat die „Schwäbische Zeitung“über das Kinder-Hilfswerk Ccara in Südindien berichtet. Die Abkürzung für „Charitable-Child-Assistance-Relief-Accommodation“bedeutet so viel wie: Nothilfe und Unterkunft für Kinder. Erst kürzlich kam eine kleine Reisegruppe mit der Ccara-Vorsitzenden und Projektmanagerin Heike Maurus von der jährlichen, privat finanzierten Inspektionsreise aus Indien zurück. Die Neutrauchburgerin konnte ihre neuesten Eindrücke schildern und auch stolz und zugleich dankbar berichten, was in den vergangenen zwölf Jahren dort gewachsen ist. Immerhin leben in den zwei Waisen-Kinderheimen 150 Kinder, 80 Prozent davon Mädchen. Insgesamt sind es rund 500 Kinder, die durch verschiedene, auch andere Projekte, erreicht werden und die dadurch zumindest partielle Unterstützung erfahren.
Heike Maurus weihte bei ihrem Besuch auch das letzte von sieben einfachen Häuschen im neuen Kinder-Campus ein und ebenso das endlich fertiggestellte Gemeinschaftshaus. „Es ist eigentlich ein Wunder, wenn man sieht und erleben darf, was da in den vergangenen Jahren geworden ist“, sagt Maurus nach ihrer Rückkehr. Freilich sei das in einem Land mit weit über einer Milliarde Menschen ein Tropfen auf den heißen Stein. „Aber für jedes einzelne Kind ist es der Himmel auf Erden. Ein Schicksal erlebt Veränderung, Geborgenheit, Erziehung, Bildung. Es kommt heraus aus dem Teufelskreis der Armut und bekommt den Start in ein selbstständiges Leben.“
Begonnen habe das Waisenkinder-Hilfsprojekt Ccara mit einem Wunder, erzählt Heike Maurus. Der Auslöser sei eine Katastrophe gewesen, der Tsunami 2004 in Südostasien. „Das gebuchte Hotel am Strand für Ehepaar Heike und Roman Maurus und ihre beiden Kinder war überbelegt. „Wir mussten mit einem vier Kilometer entfernten Hotel in der Stadt vorlieb nehmen. Und das war unsere Rettung. Wir haben dies als wunderbare, göttliche Bewahrung erlebt und bald auch als unsere Motivation zu helfen – aus Dankbarkeit“, erzählen die beiden.
Mit „lieben Menschen“zusammen sei der Verein Ccara gegründet worden, und bald fand sich auch eine verlässliche Partnerorganisation vor Ort, mit der man im Geist christlicher Nächstenliebe und in Vertrauen zusammenarbeiten könne. Diese Vor-Ort-Partnerschaft sei unerlässlich aus Gründen der kulturellen Gegebenheiten, der Gesetze des Landes und wegen der Kastenproblematik.
Der Fokus des „Allgäuer Waisenhausvereins“liegt auf Waisenkindern aus den ärmsten Verhältnissen, aus Slums, Leprakolonien, Opfer aus der Schuldknechtschaft, einer Art Sklaverei, und auch Aids-Waisen. Die 70 Kinder im neuen Campus – die allermeisten sind Mädchen – leben je zu zehnt und nach Geschlechtern getrennt mit einer Hausmutter in einem der sieben einfachen Häuschen, erzählt Heike Maurus. Die Kinder gehen in öffentliche Schulen, erhalten Lernunterstützung, Erziehung und genießen ein ausgewogenes, gesundes Essen. „In den vergangenen Jahren haben wir schon viele Kinder aus dem Teufelskreis der Armut und Perspektivlosigkeit herausgeholt und ins selbstständige Berufsleben entlassen können“, berichtet Maurus. Näherinnen seien die Mädchen zum Beispiel geworden, Krankenschwestern und Sekretärinnen. „Besonders stolz sind wir, dass es vier in die Universität geschafft haben.“Bildung sei sowieso immer der Schlüssel in ein selbstständiges, würdevolles Leben.
Waisenmädchen hätten in Indien die Fürsorge besonders nötig. Niemand in der Verwandtschaft wolle sie annehmen und großziehen wegen der immer noch üblichen Mitgift, wenn später eine Hochzeit ansteht. Ihnen drohe Prostitution, das Betteln und Leben auf der Straße.
Das Schaf-Projekt
Neben zwei Kinderheimen, in denen 150 Kinder eine Heimat, Erziehung und Bildungschancen bekommen, gibt es in sozialen Brennpunkten, in Slums und Leprakolonien auch noch einige andere Ccara-Betreuungsprogramme. Ein Projekt sei das NähCenter, ein anderes das Witwenheim. Ganz konkrete Hilfe sei das Schaf-Projekt. Eine Familie bekomme ein trächtiges Schaf oder ein Schafpaar und damit eine Existenzgrundlage. Weil die Ehefrau des Projektleiters der indischen Partnerorganisation Ärztin ist, sei auch eine mobile, medizinische Versorgung für die Menschen gewährleistet.
„Wer noch nie im Leben mit den eigenen Füßen eine Hütte in einem Slum betreten hat, der kann sich die Verhältnisse nicht vorstellen, in denen Ccara arbeitet – und versucht, etwas zu verändern. Für uns als Verein, mit vielen Spendern und Kinderpaten, ergibt sich eine zwingende Notwendigkeit, zu helfen“, betont Heike Maurus. Wer sich auf eine Patenschaft einlasse, vielleicht mit jemandem anderen gemeinsam, oder Ccara einmalig spende, der verändere in Indien ein Schicksal hin zu einem Leben in Würde und Unabhängigkeit.