Die Varroa-Milbe bleibt der Hauptfeind
Die unermüdlichen Sammler kommen im Allgäu dennoch gut über die Runden
ALLGÄU/DIETMANNSRIED - Im Winter 2014/15 gingen in Vorarlberg Tausende Bienenvölker ein. Vom größten Bienensterben seit 20 Jahren war da die Rede. Jetzt kommen erneut schlechte Nachrichten: Der Vorarlberger Imkerverband rechnet mit 5000 toten Bienenvölkern – das ist die Hälfte des Bestandes. In Schwaben und vor allem im Allgäu ist die Lage aber weitaus besser und keinesfalls besorgniserregend, sagt Eckard Radke aus Dietmannsried (Oberallgäu), Präsident des Landesverbands bayerischer Imker und Vorsitzender des Bezirksverbands Schwaben.
Freilich gebe es noch kein belastbares Zahlenmaterial, eine Meldepflicht bestehe nicht, die Imker erfassen auf freiwilliger Basis nur die Einwinterung der Bienenvölker. Allerdings rechnet Radke nicht damit, dass die Lage im Allgäu so schlimm sei wie im benachbarten Vorarlberg. Die Tracht – also der Honig, den Bienen in den heimischen Stock eintragen und nicht selbst verbrauchen – sei für die Allgäuer Imker jedenfalls gut gewesen.
Die Varroa-Milbe ist schlimmer als Pestizide
Die Kreisverbände der Imker im Oberallgäu, Ostallgäu, Lindau-Westallgäu und Unterallgäu zählen 2050 Mitglieder mit mehr als 15 130 Bienenvölkern. Nach wie vor ist die Varroa-Milbe der Hauptfeind der Bienen, gefolgt von Pestiziden, Nahrungsmangel, Monokulturen und ungünstigem Klima.
„Varroa destructor“– der Name der winzigen, etwas über einen Millimeter großen Parasiten ist Programm: Wo die „zerstörerischen Milben“auftauchen, hinterlassen sie tote Bienenvölker. Die Milben entwickeln und vermehren sich in der verdeckelten, also durch Bienen-Arbeiterinnen von außen verschlossenen Brut im Bienenstock. Dabei gehen die Schädlinge gnadenlos effizient gegen ihre Wirte vor. In zwei bis drei Jahren ist ein Volk mit 30 000 bis 50 000 Bienen ausgelöscht.
Im Kampf gegen die Parasiten setzen Imker nicht mehr nur auf Chemie, die auch für Insekten und Pflanzen schädlich ist: Ameisen- und Milchsäure, die auch im Stoffwechsel der Insekten und in einigen Honigsorten vorkommen, lassen Bienen und Honig unbelastet. „Ameisensäure wirkt auch in die Brut und ist deshalb das Mittel der Wahl unmittelbar nach der Honigernte Ende Juli und bei Vorhandensein von reichlich Brut“, erklärt Radke.
Die Arbeit als Imker ist also nach wie vor schwierig, aber an Nachwuchs mangelt es gerade im Allgäu nicht, freut sich Radke. Das liege auch an der Idee, die der Imkerverein Dietmannsried und Umgebung 2003 auf den Weg brachte und die nun längst über die Region hinaus verbreitet ist: „Imkern auf Probe“: Alle Interessierten konnten vom Verein für ein „Bienenjahr“(April bis Juli) ein Volk samt Ausrüstung mieten, um erste praktische Erfahrungen im Umgang mit Bienen zu machen.
Es gab einen Nachwuchspreis für die Idee „Imker auf Probe“
Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Das Bayerische Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten hat 2006 erstmals den Wettbewerb „Beispielhafte Imkernachwuchsarbeit“ausgeschrieben. 35 Bewerbungen gingen ein. In der Sparte „Vereine“erhielt der Imkerverein in Dietmannsried für seine Idee den ersten Preis.