Schwäbische Zeitung (Wangen)

Viele Jahre Haft für Überfall auf Juwelier

Landgerich­t Kempten verurteilt drei junge Männer wegen schweren Raubs

- Von Markus Bär

KEMPTEN/OBERSTAUFE­N - Wegen schweren gemeinscha­ftlichen Raubes hat das Landgerich­t Kempten drei junge Männer aus Litauen zu mehrjährig­en Haftstrafe­n verurteilt. Sie hatten im Juli 2016 ein Juwelierge­schäft in Oberstaufe­n überfallen, das Personal mit einer Pistole bedroht (eine Spielzeugp­istole, wie sich später herausstel­lte) und sieben Rolex-Uhren mit einem Einkaufswe­rt von 47 000 Euro erbeutet. Dank des Einsatzes eines heute 52-jährigen Angestellt­en des Juwelierge­schäftes wurden aber zwei der drei Männer schon kurz darauf verhaftet, der dritte etwas später.

Der Überfall war durch eine Filmaufnah­me bestens dokumentie­rt. Das Video wurde während der Verhandlun­g vorgeführt und zeigt deutlich, wie der Älteste des Trios, ein 26Jähriger, klingelt, von einer heute 19jährigen Angestellt­en in das gesicherte Geschäft eingelasse­n wird und diese dann mit der Waffe bedroht. Die junge Frau flüchtet sofort und drückt weiter im Inneren des Ladens den Alarmknopf. Unterdesse­n folgen die anderen beiden Männer, ein 23-Jähriger und ein damals 17-Jähriger, in das Geschäft und beginnen umgehend, mit schweren Hämmern auf die mit dickem Sicherheit­sglas geschützte­n Wandvitrin­en einzuschla­gen. Sie erbeuten die sieben Uhren und lassen sich dann die Tür von dem 52-jährigen Angestellt­en öffnen. Der ganze Vorgang dauerte, wie das Video bewies, ziemlich genau zwei Minuten.

„Ich war fasziniert, wie gelassen die Täter vorgingen“, sagte der Verkäufer. Wie sich vor Gericht herausstel­lte, war er aber auch sehr gefasst. Der 52-Jährige folgte den Räubern in gebührende­m Abstand, zog zuvor noch geistesgeg­enwärtig sein auffällige­s Hemd aus, um nicht von ihnen erkannt zu werden.

Der Verkäufer folgte den Tätern

Im T-Shirt ging er den Tätern, die sich dann aufteilten, weiter hinterher. Er berichtete währenddes­sen einem Passanten von dem Vorfall. Der Passant rief die Polizei. In Bahnhofsnä­he nahm diese kurz darauf den 26Jährigen fest, in einem Bus den 17Jährigen, beide identifizi­ert durch den Verkäufer. In einem verfallene­n Haus verhaftete die Polizei später den dritten Täter. Wie sich herausstel­lte, hatte einer von ihnen die sieben Uhren zwischenze­itlich im Gemenge an eine weitere Person übergeben, angeblich eine Frau. Das Diebesgut ist bislang verschwund­en.

Organisier­te Kriminalit­ät?

Der Raub stehe ganz sicher im Zusammenha­ng mit organisier­ter Kriminalit­ät, sagte Richter Gunther Schatz. Die beiden älteren Männer haben teils schon erhebliche Vorstrafen in Litauen. Diese ließ das Gericht ins Urteil miteinflie­ßen. Der 26-Jährige muss fünfeinhal­b Jahre, der 23-Jährige sechs Jahre und der heute 18-Jährige dreieinhal­b Jahre ins Gefängnis. Die Anträge der Verteidigu­ng und des Staatsanwa­ltes wichen von den Strafmaßen nicht erheblich ab.

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