Viele Jahre Haft für Überfall auf Juwelier
Landgericht Kempten verurteilt drei junge Männer wegen schweren Raubs
KEMPTEN/OBERSTAUFEN - Wegen schweren gemeinschaftlichen Raubes hat das Landgericht Kempten drei junge Männer aus Litauen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten im Juli 2016 ein Juweliergeschäft in Oberstaufen überfallen, das Personal mit einer Pistole bedroht (eine Spielzeugpistole, wie sich später herausstellte) und sieben Rolex-Uhren mit einem Einkaufswert von 47 000 Euro erbeutet. Dank des Einsatzes eines heute 52-jährigen Angestellten des Juweliergeschäftes wurden aber zwei der drei Männer schon kurz darauf verhaftet, der dritte etwas später.
Der Überfall war durch eine Filmaufnahme bestens dokumentiert. Das Video wurde während der Verhandlung vorgeführt und zeigt deutlich, wie der Älteste des Trios, ein 26Jähriger, klingelt, von einer heute 19jährigen Angestellten in das gesicherte Geschäft eingelassen wird und diese dann mit der Waffe bedroht. Die junge Frau flüchtet sofort und drückt weiter im Inneren des Ladens den Alarmknopf. Unterdessen folgen die anderen beiden Männer, ein 23-Jähriger und ein damals 17-Jähriger, in das Geschäft und beginnen umgehend, mit schweren Hämmern auf die mit dickem Sicherheitsglas geschützten Wandvitrinen einzuschlagen. Sie erbeuten die sieben Uhren und lassen sich dann die Tür von dem 52-jährigen Angestellten öffnen. Der ganze Vorgang dauerte, wie das Video bewies, ziemlich genau zwei Minuten.
„Ich war fasziniert, wie gelassen die Täter vorgingen“, sagte der Verkäufer. Wie sich vor Gericht herausstellte, war er aber auch sehr gefasst. Der 52-Jährige folgte den Räubern in gebührendem Abstand, zog zuvor noch geistesgegenwärtig sein auffälliges Hemd aus, um nicht von ihnen erkannt zu werden.
Der Verkäufer folgte den Tätern
Im T-Shirt ging er den Tätern, die sich dann aufteilten, weiter hinterher. Er berichtete währenddessen einem Passanten von dem Vorfall. Der Passant rief die Polizei. In Bahnhofsnähe nahm diese kurz darauf den 26Jährigen fest, in einem Bus den 17Jährigen, beide identifiziert durch den Verkäufer. In einem verfallenen Haus verhaftete die Polizei später den dritten Täter. Wie sich herausstellte, hatte einer von ihnen die sieben Uhren zwischenzeitlich im Gemenge an eine weitere Person übergeben, angeblich eine Frau. Das Diebesgut ist bislang verschwunden.
Organisierte Kriminalität?
Der Raub stehe ganz sicher im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, sagte Richter Gunther Schatz. Die beiden älteren Männer haben teils schon erhebliche Vorstrafen in Litauen. Diese ließ das Gericht ins Urteil miteinfließen. Der 26-Jährige muss fünfeinhalb Jahre, der 23-Jährige sechs Jahre und der heute 18-Jährige dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Anträge der Verteidigung und des Staatsanwaltes wichen von den Strafmaßen nicht erheblich ab.