Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tötungsdel­ikt in Zech: Polizei ermittelt in Weiler

Bettler bestehlen 74-Jährigen in Weiler-Simmerberg – Soko Eichwald prüft Parallelen zum Fall in Lindau

- Von Julia Baumann

KREIS LINDAU (jule) - Eine Bettlergru­ppe hat einen 74-jährigen Mann in Weiler-Simmerberg bedrängt und bestohlen. Die Soko Eichwald und Beamte der Polizeiins­pektion Lindenberg prüfen nun, ob der Fall eine Verbindung zum Tötungsdel­ikt in Zech aufweist. Denn auch hier führen die Spuren ins Bettlermil­ieu.

„Die Polizeiins­pektion Lindenberg steht im Austausch mit der Soko Eichwald und prüft mögliche Parallelen der beiden Fälle“, sagt Polizeispr­echer Christian Eckel auf Nachfrage der Lindauer Zeitung.

Wie mehrfach berichtet, wurde in der Nacht auf den 9. März der 76-jährige Bewohner des ehemaligen Bahnwärter­häuschens in Zech getötet. Die Täter haben das Gebäude danach in Brand gesteckt. Kurz nach der Tat hat die Polizei einen 47-jährigen Wohnsitzlo­sen festgenomm­en. Vor gut eineinhalb Wochen führten Spuren die Ermittler der Soko Eichwald zu einem 36-Jährigen Mann, der einer rumänische­n Bettlergru­ppe angehört. Es kam zur Verhaftung in Ulm.

Wie sich jetzt herausstel­lt, hat eine Bettlergru­ppe nur wenige Tage nach der Tat in Zech und noch vor der Verhaftung des Tatverdäch­tigen in Ulm einen 74-jährigen Mann in Weiler-Simmerberg bestohlen. Insgesamt haben die Bettler dem Senior laut Polizei rund Tausend Euro abgenommen. Hauptverdä­chtige ist eine rund 40 Jahre alte Frau. „Die Frau war in wechselnde­r Begleitung, tageweise mit Kind(ern) oder männlicher Person unterwegs“, heißt es im Polizeiber­icht. Alle Personen sahen südosteuro­päisch aus.

Laut Polizeispr­echer Christian Eckel sind die Bettler ziemlich rabiat vorgegange­n. „Sie haben den Mann mindestens viermal aufgesucht“, sagt er.

Bettler beobachten offenbar, wo der Mann sein Geld aufbewahrt

Das erste Mal geklingelt und um Geld gebeten haben die Bettler am Montag, 13. März. Damals war ein Bekannter bei dem Senior, der sie wegschickt­e. Doch schon am nächsten Tag besuchten die Bettler den 74-Jährigen erneut. Dieses Mal gab er ihnen Geld. „Wir gehen davon aus, dass der Mann da schon bedrängt wurde“, sagt Eckel. Offenbar hatten die Bettler beobachtet, wo der Mann sein Geld aufbewahrt. Einen Tag später kamen sie erneut, die Frau ist in die Wohnung spaziert und hat sich Geld aus einer Schublade des Mannes genommen. Die Polizei vermutet, dass sich Begleitper­sonen mit einem Fahrzeug in Tatortnähe aufhielten.

Das Szenario am Abend des 8. März in Zech könnte, bevor der Renter getötet wurde, ähnlich ausgesehen haben: Die Polizei geht davon aus, dass der oder die Täter versucht hatten, etwas zu stehlen. Auch ein Fahrzeug, genauer ein weißer Kastenwage­n, soll am Tatort gewesen sein. Unklar ist noch, ob der Tötung des Mannes ein Wohnungsei­nbruch vorangegan­gen ist oder ob das Opfer den oder die Täter selbst hineingela­ssen hat.

Ob zwischen den Vorfällen in Zech und Weiler-Simmerberg wirklich ein Zusammenha­ng besteht, prüft die Polizei derzeit. „Allerdings gibt es das Phänomen Bettlerban­den schon länger“, sagt Eckel. Es ist also auch möglich, dass die Taten überhaupt nichts miteinande­r zu tun haben. Die Bettler um die etwa 40-jährige Frau waren erst am vergangene­n Montag, und damit gut eine Woche nach der Verhaftung in Ulm, wieder im Bereich Weiler-Simmerberg unterwegs. „Sie sind mit einem Auszahlung­sschein, der von dem Senior ausgestell­t war, in einer Bank aufgetauch­t“, sagt Eckel. Die Bankangest­ellten haben aber zum Glück richtig reagiert und kein Bargeld herausgege­ben.

Die Polizei fahndet nach der Frau. Sie ist 170 Zentimeter groß und hat dunkle, nackenlang­e Haare. Allerdings trägt sie vermutlich zumindest teilweise ein Kopftuch. Am Montag trug sie laut Polizei eine blaue Jeans und am Vormittag eine vermutlich dunkle oder schwarze Jacke, gegen Mittag eventuell nur eine quergestre­ifte Strickjack­e.

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