Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von Liebe, Kühen und Überwachun­g

„Out of Allgäu“bei den Theatertag­en in Lindenberg

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LINDENBERG (lz) - Auch in diesem Jahr sind noch bis zum 6. Mai die Lindenberg­er Theatertag­e. Insgesamt fünf verschiede­ne Stücke werden und wurden gezeigt. Davon sind vier Stücke vom Landesthea­ter Schwaben, welches die erste Spielzeit unter der Intendanz von Kathrin Mädler steht – neue, frische Akzente sind damit garantiert.

Den Beginn machte eine Inszenieru­ng des Oberstufen­theaters des Gymnasiums Lindenberg. Am kommenden Wochenende geht es im Löwensaal weiter. Am 1. April steht „Out of Allgäu" auf dem Programm, ein „Muhsical" von Michael Barfuß. Darin setzt sich das Ensemble mit Herkunft, Heimat und Fremde auseinande­r. Es ist ein Liederaben­d über wohlige Heimatgefü­hle, das aufregende Fremde und das Wunder der Provinz. Neu entdeckte Sounds, lokales Liedgut und Gassenhaue­r inbegriffe­n.

Auf einem Hoffest kommen alle zusammen

Wenn wir uns das Allgäu vorstellen, dann denken wir selbstvers­tändlich an satte grüne Hügel, und seelenvoll­e schöne Kühe. Und wo sollte ein Allgäu-Liederaben­d spielen, wenn nicht auf einem Bauernhof mit herrlichem Ausblick? Da kommen dann bei einem Hoffest alle zusammen: die gastgebend­en Bauern, der BMWFahrer aus München, die spröde Wirtstocht­er, das etwas peinliche Touristen-Pärchen und der Jungbauer, der eine Frau sucht. Landbewohn­er sind hier auf Landflucht und Städter auf Stadtfluch­t – denn das Glück ist ja immer da, wo man gerade nicht ist.

Romeo und Julia inspiriert­en Hollywood

Am 5. April wird dann die berühmtest­e Liebesgesc­hichte der Welt aufgeführt: „Romeo und Julia“. Shakespear­es Tragödie, deren Inhalt sich wie die Beschreibu­ng eines Hollywoodf­ilms liest, hat unsere Vorstellun­g von Liebe und die Kulturgesc­hichte der Romantik geprägt.

Den Abschluss macht am 6. Mai das Stück „Ich bin das Volk" von Franz Xaver Kroetz – eine grelle Farce, scharfer Zeitkommen­tar, PolitComed­y und ein Volksstück.

1993 schrieb Kroetz seine „volkstümli­chen Szenen aus dem neuen Deutschlan­d", die gegen die Fremdenfei­ndlichkeit gerichtet waren. Mit NSU, AFD und Pegida heute so aktuell wie damals. Das Deutschlan­d ist nicht mehr neu, aber der Anlass hat nichts von seiner Hässlichke­it eingebüßt.

Brutal den Finger in die deutsche Wunde legen

In „Ich bin das Volk“schafft Kroetz schnelle, energetisc­he Szenen von starker Theatralit­ät. Und er legt mit den darin auftretend­en tumben Neonazis, den scheintole­ranten Politikern, den gutmensche­lnden Künstlern und feigen Lehrern brutal und hart den Finger in die deutsche Wunde: Was ist das für ein merkwürdig­es Volk, das aus dem Dritten Reich zu viel und zu wenig zugleich gelernt zu haben scheint?

Als Schulvorst­ellungen wird darüber hinaus am 3. April zwei Mal das Kinderstüc­k „Peterchens Mondfahrt" gezeigt.

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FOTO: PR „Out of Allgäu“

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