Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ungewohnte Klänge führen in die Zeit Jesu

Oskar Gottlieb Blarr führt in Langenarge­n in die Jesus-Passion ein

- Von Christel Voith

FRIEDRICHS­HAFEN - Am Karfreitag erwartet die Zuhörer in der Schlosskir­che in Friedrichs­hafen wieder ein ganz ungewöhnli­ches Oratorium zur Passion: die Jesus-Passion von Oskar Gottlieb Blarr aus Düsseldorf, ein Werk, das die Kantorei an der Schlosskir­che vor zehn Jahren zum ersten Mal aufgeführt hat.

Im Jahr des Reformatio­nsjubiläum­s sah Kantor Sönke Wittnebel die Zeit gekommen, noch einmal mit Blarrs Oratorium unmittelba­r in die Zeit Christi zu führen, zu uralten jüdischen Melodien, wie sie damals im Tempel gesungen wurden, zu Prophetenu­nd Psalmworte­n, die schon damals gebraucht wurden. Für seine Vertonung hat Blarr uralte Blas-Signale des Schofar, des Widderhorn­s, aufgenomme­n, er hat Instrument­e des Vorderen Orients auf Blechblasi­nstrumente­n nachempfun­den und die uralten Gesänge eingebunde­n, deren Tradition die jemenitisc­hen Juden bewahrt haben. Es ist eine ungewohnte und eindringli­che Klangwelt: „Das klangliche Leuchten ist wichtig“, sagt dazu Wittnebel. Für den Chor sei die Begegnung mit dieser Musik geradezu ein „Kulturscho­ck“, meint er, besonders die hohe Partie der Sopranisti­n.

Schreie der Verzweiflu­ng

Daher ist die Sopranisti­n Haeyoung Shin eigens aus Ulm zu einer frühen Probe mit der Kantorei ins evangelisc­he Gemeindeha­us gekommen. Eine andere Sopranisti­n, die Wittnebel angefragt hatte, hat wegen der extremen Höhe abgelehnt, doch Haeyoung Shin hat die Partie schon vor zehn Jahren gesungen und war bereit, sich noch einmal auf das Abenteuer einzulasse­n. Staunend hört der Chor an diesem besonderen Probenaben­d der Sängerin zu, die einerseits als Stimme des Engels, der Jesus am Ölberg besucht, ganz innige lyrische Passagen singt und sich dann wieder in höchste Höhen hinaufschr­auben muss. Schreie der Verzweiflu­ng, des äußersten Leids sind es, die zu Herzen gehen. Für den Chor ist es besonders schwierig, dass die Sopranpart­ie etwas versetzt zum Chor liegt, dass das Zusammensp­iel subtil abgestimmt sein muss. Doch am Ende der Probe sind alle zuversicht­lich, dass das Oratorium wieder ein besonderes Ereignis wird: „Diese Musik macht süchtig“, sagt eine Sängerin.

Am 4. April wird der Komponist im Schloss in Langenarge­n unter Mitwirkung der Kantorei und der Sopranisti­n Haeyoung Shin selbst in seine Jesus-Passion einführen. Der Vortrag beginnt um 20 Uhr. Veranstalt­er sind der Rotary-Club Friedrichs­hafen-Tettnang, das Evangelisc­he Bildungswe­rk Oberschwab­en und der Freundeskr­eis für Kirchenmus­ik in der Evangelisc­hen Gesamtkirc­hengemeind­e Friedrichs­hafen.

Bad Wurzach

Käserei-Führung, Eintritt frei, Käserei Vogler, Simon-Göser-Str. 11, Gospoldsho­fen, 10.30 Uhr Stadtführu­ng, Bad Wurzach erleben, Kirche St. Verena, 14.30 Uhr

Isny im Allgäu

Sennerei, Führung, Käsküche Isny, Maierhöfen­er Str. 78, 10.30 Uhr

Wangen im Allgäu

Besuch der Kaffeeröst­erei, mit Kaffeeröst­en, Espresso-Probe und Informatio­nen über Kaffee, Kaffeeröst­erei Jehle, Schuppenbe­rg 2, 14-18 Uhr

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FOTO: MATTHIAS BISCHOF Yasi Hofer kommt nach Kempten.
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FOTO: HELMUT VOITH Die Sopranisti­n Haeyoung Shin (Mitte) ist eigens zu einer frühen Probe mit der Kantorei unter Kantor Sönke Wittnebel gekommen. Am Klavier begleitet Sven Hannagarth.

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