Anleihen als Anker
Festverzinsliche Wertpapiere sollten in einem gut diversifizierten Portfolio nicht fehlen
RAVENSBURG - Zweistellige Verluste innerhalb weniger Wochen, das gibt es an Aktienbörsen immer wieder. Aber das ist nicht für jeden Anlegertyp etwas. Früher galten festverzinsliche Wertpapiere als etwas langweiliger, jedoch meist risikoloser Weg zu mehr Rendite jenseits des Sparbuchniveaus. Aber funktioniert das in Zeiten niedriger Zinsen heute auch noch?
Nein, wer pure Sicherheit will, bekommt auch bei Anleihen derzeit praktisch keinen realen Vermögensertrag mehr. „Liegen die Renditen festverzinslicher Wertpapiere über dem derzeitigen Niedrigzinsniveau, müssen Anleger das höhere Risiko miteinkalkulieren, daran führt kein Weg vorbei“, sagt Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. Trotzdem gehören Bonds bei den allermeisten professionellen Vermögensverwaltern zum festen Bestandteil der Depots.
Anleihen-Anreicherung
Der Rentenmarkt bietet auf jeden Fall mehr Chancen, als das Geld unter dem Kopfkissen oder auf kaum verzinsten Sparbüchern zu lassen und hat einen weiteren entscheidenden Vorteil. Anleihenkurse bewegen sich in der Regel relativ unabhängig vom Aktienmarkt. Deswegen werden sie als Stabilitätsanker eingesetzt. Dies geht zurück auf die Portfolio-Theorie des Nobelpreisträgers Harry Markowitz, wonach Anleger ihr Risiko reduzieren können, indem sie auf möglichst wenig korrelierte Investments setzen. „Festverzinsliche Wertpapiere reduzieren die Schwankungen des Vermögens und sind in der Regel schnell und unkompliziert liquidierbar“, sagt Andreas Glogger, Geschäftsführer Vermögensmanagement setzt Anleihen trotz des niedrigen Zinsniveaus ein: „Wir nutzen Anleihen als Stabilisator und als Instrument zur Diversifizierung in unseren Depots, um Schwankungen im Aktienbereich auszugleichen“, erklärt Claus Walter. Bei ausgewählten Papieren, etwa Unternehmensanleihen setzen möchte, sollte das Risiko wie auch am Aktienmarkt streuen.
Risiken verteilen
Mit maximal sicheren Papieren wie etwa deutschen Staatsanleihen, gibt es auf absehbare Zeit kaum oder sogar negative Renditen. Bei relativ hochverzinsten Wertpapieren, wie Hybrid-, Mittelstands- oder griechischen Staatsanleihen, muss immer auch ein teilweiser oder kompletter Ausfall miteinkalkuliert werden. „Die aufgeführten Beispiele halten wir für deutlich riskanter als Qualitätsaktien gesunder Unternehmen“, warnt Glogger. Deswegen macht es gerade bei chancenreichen Anleihen Sinn, auf eine Fondslösung zu setzen statt Einzelwerte ins Depot zu nehmen.
Aber auch hier heißt es genau hinsehen, denn das niedrige Zinsniveau macht es für Fondsmanager im Rentenbereich immer schwieriger, ohne zu großes Schwankungsrisiko unter dem Strich nach Abzug der Kosten Ertrag zu erwirtschaften. Etwas einfacher haben es hier ETFs, denn diese passiven Indexfonds kommen ohne teures Management aus. Ausgewählte Anleihen können im heutigen Marktumfeld einen wichtigen Beitrag zu einer strategischen Vermögensallokation leisten. Mit reinen Rentenportfolios sind auch auf anhaltendem Niedrigzinsniveau ordentliche Erträge möglich, nur ohne Risiko gibt es auch hier keine Rendite.