Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt will mehr für Straßen ausgeben

Doppeltes Budget für Instandhal­tungen in Lindau geplant – Planer sollen Ausbauten vorbereite­n

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Es wird viele Jahre dauern, bis in Lindau alle Straßen wieder in einem guten Zustand sind. Aber wenn die Stadt nicht anfängt, wird sie es nie schaffen. Nach diesem Motto wollen Stadträte und Verwaltung das Problem angehen, wie sie im Werkaussch­uss der Garten- und Tiefbaubet­riebe festgelegt haben. Kurzfristi­g soll es heuer schon mehr Geld für Instandset­zungen geben, mittel- und langfristi­g setzt eine Mehrheit auf Straßenaus­bau.

Das Thema ist den meisten Räten einigermaß­en unangenehm. Denn es geht um viel Geld. Und es geht um Geld der Bürger. Denn bei Straßenaus­bauprojekt­en müssen Anlieger einen Großteil der Kosten übernehmen. Dafür hat der Stadtrat vor einigen Jahren die Straßenaus­baubeitrag­ssatzung beschlosse­n. Seit einem Jahr könnte Lindau auch auf sogenannte wiederkehr­ende Beiträge umstellen. „Aber dafür wird es keine Mehrheit geben“, sagte Oberbürger­meister Gerhard Ecker voraus. Zudem habe noch keine Stadt oder Gemeinde in Bayern umgestellt.

In diesem Jahr ist in Lindau auch kein Straßenpro­jekt mehr geplant, bis auf den ersten Abschnitt der Zwanziger Straße, der bereits im Bau ist und bis Juli fertig werden soll. So schnell kann auch kein weiterer Ausbau folgen. Denn GTL-Werkleiter Kai Kattau erläuterte, dass es bis zum Baubeginn zwei Jahre Vorlauf brauche. Planung, Bürgerbete­iligung sowie die nötigen Beratungen und Abstimmung­en im Werkaussch­uss und Stadtrat gehen nicht viel schneller.

Zudem müsste der Stadtrat Geld für Planungsko­sten einstellen. Da die im diesjährig­en Haushalt fehlen, könne im kommenden Jahr kein Ausbau folgen. Erst 2019 hat die GTL Binsenweg und Anhegger Straße (zwischen Ludwig-Kick-Straße und Kirchgasse) vorgesehen. So lange wollen einige Räte aber nicht warten. Kattau sagte deshalb eine Prüfung zu, ob die GTL den Binsenweg so weit vorziehen können, dass die Bauarbeite­n schon im kommenden Jahr beginnen können.

Der Investitio­nsstau wird mit jedem Jahr noch größer

Während Matthias Kaiser (BL), und Uli Gebhard (SPD) dies wünschen, hat OB Ecker Zweifel. Das liegt nicht nur daran, dass Lindau seine Ausgaben genau im Blick haben muss. Das liegt auch an den GTL-Mitarbeite­r, die mit den laufenden Straßenbau­projekten mehr als ausgelaste­t sind. Ecker berichtete davon, wie viel die zu tun haben, damit beim Langenweg und anderen Projekten die Kosten und die Zeitpläne im Rahmen bleiben.

Roland Freiberg (BU) und Jürgen Müller (LI) halten sowieso die Instandset­zung für wichtiger als den Ausbau. Solche Arbeiten gab es jüngst im Heuriedweg und in der Verlängeru­ng der Maximilian­straße. Denn dafür müssen die Bürger nicht zahlen, eine gute Instandset­zung verhilft den Straßen vielmehr zu einer längeren Lebensdaue­r, so dass der Ausbau noch warten kann. Freiberg forderte deshalb, aufgrund Mehreinnah­men aus dem vergangene­n Jahr das Budget für Instandset­zungen noch heuer auf eine halbe Million Euro zu verdoppeln. Ecker sagte eine entspreche­nde Prüfung vor. Der Stadtrat könnte das in der Juni-Sitzung beschließe­n.

Grundsätzl­ich warnte Kattau davor, nur auf Instandhal­tung zu setzen. Denn irgendwann lasse sich der Ausbau nicht mehr aufschiebe­n. Der Investitio­nsstau sei in Lindau schon sehr groß und werde mit jedem Jahr Abwarten noch größer. Das sei weder für die Straßen noch für den Haushalt gut. Denn jedes Jahr Warten mache die Projekte auch teurer.

Matthias Kaiser (BL) sieht zudem die Chance, beim Ausbau auch verkehrspo­litische Maßnahmen umzusetzen. So seien mancherort­s – als Beispiel nannte er die Holbeinstr­aße – bessere Fußwege oder andernorts auch Radwege sinnvoll. Außerdem könne die Stadt für solche Maßnahmen Zuschüsse bekommen.

Stefan Büchele (CSU) forderte die GTL zudem auf, nach Bauarbeite­n in Straßen die Firmen besser zu kontrollie­ren. Denn oft werde das nur schludrig zugeteert, mit der Folge, dass die Stadt einige Jahre später für die Schäden aufkommen muss.

Max Strauß (BL) mahnte an, bei Baustellen mehr Rücksicht auf Fußgänger und Radfahrer zu nehmen. Das sei bei den laufenden Arbeiten zur Unterführu­ng und in der Zwanziger Straße nicht gut gelöst. Kattau erwiderte schulterzu­ckend, dass sich Unannehmli­chkeiten nicht vermeiden ließen, dazu gehöre auch, Umwege in Kauf zu nehmen.

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FOTO: DIK Heuer gibt es nur einen Straßenaus­bau: die Zwanziger Straße vor der Inselhalle. In zwei Jahren soll eine systematis­che Erneuerung der Lindauer Straßen beginnen.

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