Digital in den Bus
Schwabenbund plant Vernetzung der Verkehrsanbieter
MEMMINGEN - Mit dem Handy eine Fahrkarte für den Bus und gleichzeitig für die Bergbahn am Zielort buchen? Das könnte in zwei Jahren im Allgäu Realität werden, wenn das Projekt „Schwabenbund-Services“hält, was es verspricht. Ziel ist es, Verkehrsverbünde sowie touristische Anbieter zu vernetzen und diese beim Weg in die Digitalisierung zu unterstützen. Außerdem soll Menschen der Umstieg vom eigenen Auto in Busse und Bahnen erleichtert werden.
Das klingt ehrgeizig. Und es klingt kompliziert, wenn man die mit Fachbegriffen gespickten Schriftstücke liest, in denen Hintergründe, Umsetzungspläne und Ziele des Projektes erläutert werden. Dabei soll die Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln doch vereinfacht werden. Aber es gibt Experten, die von dem Projekt überzeugt sind: Das Bundesverkehrsministerium hat „Schwabenbund-Services“in seine „Roadmap“für die „digitale Vernetzung im öffentlichen Personenverkehr“aufgenommen.
Das klingt ebenfalls kompliziert, bedeutet aber vor allem eines: Es gibt Geld vom Bund. 1,23 Millionen Euro soll das Projekt in einem ersten Schritt kosten. Die Hälfte gibt es als Förderung aus Berlin, 615 000 Euro müssen die Landkreise und kreisfreien Städte, in denen das System angeboten wird, aufbringen.
Mit dem Landkreis Ostallgäu werden noch Gespräche geführt
An Bord sind zunächst die Verkehrsverbünde für Kempten und das Oberallgäu, das Unterallgäu und die Stadt Memmingen sowie den Landkreis Günzburg. Mit dem Landkreis Ostallgäu werden noch Gespräche geführt, sagt Schwabenbund-Geschäftsführer Werner Weigelt, der Bereich Donau-Iller und der württembergische Teil des Schwabenbundes könnten später ebenfalls integriert werden. Das gilt auch für die Bahn sowie andere Mobilitätsanbieter, etwa Elektroautos, die vermietet werden.
Ziel ist es, eine elektronische Vertriebsund Informationsplattform aufzubauen. Fahrgäste müssen dann nicht mehr mehrere Tickets kaufen, wenn ihre Fahrstrecke über verschiedene Verkehrsverbünde reicht. Die Einbindung und Abrechnung von Job- und Semestertickets soll ebenso möglich sein wie die Buchung touristischer Angebote.
„Der Aufbau eines solchen Systems wäre für den einzelnen Busunternehmer viel zu teuer“, sagt Weigelt. Teilnehmende Betriebe zahlen eine Provision für die Nutzung des Systems und sollen an dessen Entwicklung beteiligt werden. Es sei auch möglich, bestehende Systeme aus dem touristischen Bereich wie die Allgäu-Walser-Card und die Königscard einzubinden.
Weigelt verfolgt mit dem Projekt verschiedene Ziele: Die Zugangsbarrieren zum öffentlichen Personenverkehr sollen gesenkt und die Anbieter in diesem Bereich stärker vernetzt werden. Außerdem werde der Verkehr mit Bus und Bahn so in „die digitale Welt geführt“.
Am heutigen Montag gibt es in Memmingen ein Informationsgespräch für Busunternehmen und andere potenzielle Nutzer. Noch in diesem Jahr soll die fachliche und rechtliche Planung abgeschlossen, 2018 das System aufgebaut werden. Läuft alles nach Plan, können die Fahrgäste 2019 mit dem Handy Tickets kaufen.