Wassernotstand bringt Zusammenschluss
Gemeinde Argenbühl feierte 50 Jahre Wasserversorgung mit vielen Geschichten
EISENHARZ - Zu Festakt und Ausstellungseröffnung zugleich haben die Argenbühler am Freitagabend ins Rathaus eingeladen. Anlass war die seit nunmehr fünf Jahrzehnten bestehende Wasserversorgung, die erst im Rückblick deutlich vor Augen führte, welch großes Ereignis jener 20. Mai 1967 mit Einweihung des Zweckverbandes gewesen sein muss. Neben Bürgermeister Roland Sauter gehörten Altbürgermeister, Verbandsmitbegründer und Zeitzeuge Paul Mayer und Wassermeister Edgar Bühler zu jenen, die daran erinnerten.
„Trinkwasser ist ganz wichtig, ein Grundnahrungsmittel“, sagte Bürgermeister Roland Sauter zu Beginn seiner Rede. Es war ein Satz, den die Verantwortlichen der damaligen Wasserversorgung hätten so oder so ähnlich mit Fug und Recht auch sagen können oder es vermutlich auch getan haben. Wie schlecht es vor mehr als 50 Jahren mit dem Wasser im damals politisch noch aufgegliederten Argenbühl stand, fasste Paul Mayer zusammen: schlechtes Wasser, Wasserknappheit in Trockenzeiten, nicht ausreichende Quellen, erfolglose Bohrungen, mangelhafte Qualität, Bevölkerungszuwachs – irgendetwas fand sich überall, in den damals politisch noch eigenständigen Gemeinden Christazhofen, Eglofs, Eisenharz, Göttlishofen, Ratzenried und Siggen. „Dringendes Handeln war angesagt“, fasste Mayer zusammen: „Und nun begann das erste Zusammenwirken der Gemeinden.“
Bürgermeister mussten Werbung für das Projekt machen
Erstmals kam eine Gesamtversorgungsanlage 1959 ins Gespräch. Damals allerdings zunächst nur für Eglofs und Eisenharz. Bauwerke und Brunnen für die Eisenharzer Versorgung lagen ohnehin auf der Gemarkung Eglofs, beim Dämpferhof. Mayer: „Also schlug das Wasserwirtschaftsamt einen Zusammenschluss vor.“Er wurde in den Gemeinderäten im März 1960 beschlossen. „Die Bürgermeister hatten nun in vielen Hausbesuchen die Aufgabe, das Verständnis für das große, gemeinsame Projekt zu fördern und die Anschlusserklärungen zu erbitten“, erzählte Mayer. Kein leichtes Unterfangen – bei 1000 Mark pro Einfamilienhaus und 340 Mark pro Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche.
Im September 1962 konnte der Baubeginn beschlossen, im Frühjahr 1963 mit Bauen begonnen werden. Die Wasserprobleme von Ratzenried und Göttlishofen veranlassten das Wasserwirtschaftsamt vorzuschlagen, den Verband auf diese Gemeinden auszudehnen. Auch Christazhofen und Siggen hatten sich um Aufnahme beworben. Um die Versorgung für das erweiterte Gebiet zu sichern wurden zwei weitere Brunnen in Eyb gebohrt. Von 1963 bis 1966 wurden Rohrleitungen verlegt, Hochbehälter gebaut und die Schaltzentrale errichtet. Auf 6,2 Millionen Mark beliefen sich die Gesamtkosten. 25 Pfennig kostete der Wasserzins, 390 000 Kubikliter wurden verkauft.
Im Hochberg-Behälter von Schelmen eingesperrt
50 Jahre Wasserversorgung Argenbühl sind auch 50 Jahre Familiengeschichte Bühler. Denn nach Martin Bühler übernahm dessen Sohn Edgar 1993 das Amt des Wassermeisters. Kein Wunder also, dass er es war, der gemeinsam mit Altbürgermeister Paul Mayer und Bürgermeister Roland Sauter in einer lockeren Gesprächsrunde Rede und Antwort stand. Edgar Bühler erzählte, dass das Ansehen des Wassermeisters zu Zeiten seines Vaters nicht geringer war als das des Bürgermeisters. Oder, dass Urlaub machen damals nicht möglich war.
Einmal hätten Schelme die Situation ausgenutzt, als Vater Martin den Schlüssel der Türe für den Behälter Hochberg von außen stecken ließ – und ihn eingesperrt: „Als er wieder rauskam, stand auf dem Auto mit dem Schriftzug Wasserversorgung das Wort „Obst“davor.“Edgar Bühler hat dies nicht abgehalten, Jahre später seinen Vater beruflich zu beerben und Chef der Wasserversorgung mit rund 180 Kilometern Wasserhauptleitungen zu werden. Die Wasserrohre, sagt Bühler, sind überwiegend immer noch dieselben wie zu Zeiten seines Vater: „Da muss dringend was gemacht werden. Es nagt der Zahn der Zeit.“