Mit der Natur bewusst umgehen
Die Unterallgäuer Umweltstation in Legau besteht seit 20 Jahren
LEGAU - Die Unterallgäuer Umweltstation in Legau hat vor Kurzem ihren 20. Geburtstag gefeiert. Doch auch nach 20 Jahren hat sich noch nicht überall herumgesprochen, was so eine Umweltstation eigentlich macht. „Es rufen bei uns immer noch Leute an, die glauben, wir sind ein Tierheim und wollen etwa bei uns einen Vogel mit einem kaputten Flügel abgeben“, sagt der pädagogische Leiter, Christian Maurer und lacht. Andere wiederum wollen wissen, wann sie ihre Wertstoffe abgeben können. Dabei ist das Ziel der Einrichtung ein ganz anderes.
„Wir wollen Kindern und Jugendlichen einen bewussten Umgang mit der Natur, der Umwelt, der Ernährung und regenerativen Energien vermitteln. Und das anhand praktischer Beispiele, Übungen und Experimente“, sagt Günter Brandmiller, Geschäftsführer der Augsburger Gesellschaft für Lehmbau, Bildung und Arbeit. Sie ist seit Januar 2009 Träger der Einrichtung.
Gute Auslastung
Mit der Auslastung sind er und sein Team zufrieden. Von Frühling bis Herbst ist die Umweltstation, die vor allem Schulklassen, aber auch Jugendgruppen beherbergt, quasi voll belegt. „Bis zu drei Schulklassen mit etwa 100 Kindern haben bei uns gleichzeitig Platz“, erklärt Standortleiterin Franziska Feichtinger. Lediglich in den Wintermonaten gebe es noch Nachholbedarf. Doch diese Lücke soll durch den Ausbau von Angeboten für Erwachsene geschlossen werden.
Probleme, die die Umweltstation vor gut zehn Jahren gerne gehabt hätte. Denn die Einrichtung, die im Jahr 1997 vom Förderverein der Deutschen Waldjugend Bayern, vom Landkreis Unterallgäu und dem Kreisjugendring gegründet wurde, stand 2007 kurz vor dem Aus. Bereits ein Jahr zuvor war das Hauptgebäude völlig niedergebrannt. Der Schaden belief sich auf mehr als eine Million Euro. Ein paar Monate später begann der Wiederaufbau.
Doch die Umweltstation steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Zu viele Baumaßnahmen auf einmal hatten zu hohen Schulden geführt. Die Gläubiger standen vor der Tür. Und im Dezember 2007 starb Jürgen Aust, der bis dahin Chef der Umweltstation war. Schließlich wandte sich der Landkreis an die LehmbauGruppe, die zu diesem Zeitpunkt bereits Träger des Erlebniszentrums KWood in Klosterwald bei Ottobeuren war. 2009 übernahm sie auch die Trägerschaft für die Umweltstation. Stück für Stück ging der Wiederaufbau weiter. Denn viele Häuser haben sich noch im Rohbau befunden.
Mittlerweile ist aus dem einstigen kleinen Bauernhof, mit dem alles begann, ein ganzes Dorf geworden. Das Gelände der Umweltstation umfasst etwa 60 000 Quadratmeter. Derzeit sind dort 25 Mitarbeiter beschäftigt, viele davon in Teilzeit. Die Übernachtung in einer der sieben Schwedenhütten gehört zu einem der Höhepunkte. Zudem gibt es unter anderem Zeltplätze, Seminarräume und einen eigenen Kräutergarten. Auf großes Interesse stoße auch die Ressourcen-Erlebniswelt, erklärt Maurer. Die Gäste können ihren Ressourcenverbrauch in Echtzeit anzeigen lassen. Am Ende ihres Besuchs wird dann ein individueller „ökologischer Fußabdruck“berechnet, den sie während ihres Aufenthalts hinterlassen haben – also etwa wie viel Strom sie verbraucht haben.
Und es gibt auch immer wieder neue Ideen. So sollen heuer erstmals auf der Anlage sogenannte „grüne Hochzeiten“stattfinden, die möglichst umweltbewusst gestaltet werden. Der Ausbau des Angebots für Erwachsene soll jedoch nicht zu Lasten der Kinder gehen, versichert Brandmiller.
Dass nach ihrem Aufenthalt bei den Buben und Mädchen auch was hängen bleibt, erfahre er oft von den Eltern. „Wenn ich höre, dass sie zu Hause nun darauf achten, dass der stromsparende Standby-Schalter auch genutzt wird, dann hat ihr Besuch bei uns wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. “