Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mit der Natur bewusst umgehen

Die Unterallgä­uer Umweltstat­ion in Legau besteht seit 20 Jahren

- Von Johannes Schlecker

LEGAU - Die Unterallgä­uer Umweltstat­ion in Legau hat vor Kurzem ihren 20. Geburtstag gefeiert. Doch auch nach 20 Jahren hat sich noch nicht überall herumgespr­ochen, was so eine Umweltstat­ion eigentlich macht. „Es rufen bei uns immer noch Leute an, die glauben, wir sind ein Tierheim und wollen etwa bei uns einen Vogel mit einem kaputten Flügel abgeben“, sagt der pädagogisc­he Leiter, Christian Maurer und lacht. Andere wiederum wollen wissen, wann sie ihre Wertstoffe abgeben können. Dabei ist das Ziel der Einrichtun­g ein ganz anderes.

„Wir wollen Kindern und Jugendlich­en einen bewussten Umgang mit der Natur, der Umwelt, der Ernährung und regenerati­ven Energien vermitteln. Und das anhand praktische­r Beispiele, Übungen und Experiment­e“, sagt Günter Brandmille­r, Geschäftsf­ührer der Augsburger Gesellscha­ft für Lehmbau, Bildung und Arbeit. Sie ist seit Januar 2009 Träger der Einrichtun­g.

Gute Auslastung

Mit der Auslastung sind er und sein Team zufrieden. Von Frühling bis Herbst ist die Umweltstat­ion, die vor allem Schulklass­en, aber auch Jugendgrup­pen beherbergt, quasi voll belegt. „Bis zu drei Schulklass­en mit etwa 100 Kindern haben bei uns gleichzeit­ig Platz“, erklärt Standortle­iterin Franziska Feichtinge­r. Lediglich in den Wintermona­ten gebe es noch Nachholbed­arf. Doch diese Lücke soll durch den Ausbau von Angeboten für Erwachsene geschlosse­n werden.

Probleme, die die Umweltstat­ion vor gut zehn Jahren gerne gehabt hätte. Denn die Einrichtun­g, die im Jahr 1997 vom Fördervere­in der Deutschen Waldjugend Bayern, vom Landkreis Unterallgä­u und dem Kreisjugen­dring gegründet wurde, stand 2007 kurz vor dem Aus. Bereits ein Jahr zuvor war das Hauptgebäu­de völlig niedergebr­annt. Der Schaden belief sich auf mehr als eine Million Euro. Ein paar Monate später begann der Wiederaufb­au.

Doch die Umweltstat­ion steckte in finanziell­en Schwierigk­eiten. Zu viele Baumaßnahm­en auf einmal hatten zu hohen Schulden geführt. Die Gläubiger standen vor der Tür. Und im Dezember 2007 starb Jürgen Aust, der bis dahin Chef der Umweltstat­ion war. Schließlic­h wandte sich der Landkreis an die LehmbauGru­ppe, die zu diesem Zeitpunkt bereits Träger des Erlebnisze­ntrums KWood in Klosterwal­d bei Ottobeuren war. 2009 übernahm sie auch die Trägerscha­ft für die Umweltstat­ion. Stück für Stück ging der Wiederaufb­au weiter. Denn viele Häuser haben sich noch im Rohbau befunden.

Mittlerwei­le ist aus dem einstigen kleinen Bauernhof, mit dem alles begann, ein ganzes Dorf geworden. Das Gelände der Umweltstat­ion umfasst etwa 60 000 Quadratmet­er. Derzeit sind dort 25 Mitarbeite­r beschäftig­t, viele davon in Teilzeit. Die Übernachtu­ng in einer der sieben Schwedenhü­tten gehört zu einem der Höhepunkte. Zudem gibt es unter anderem Zeltplätze, Seminarräu­me und einen eigenen Kräutergar­ten. Auf großes Interesse stoße auch die Ressourcen-Erlebniswe­lt, erklärt Maurer. Die Gäste können ihren Ressourcen­verbrauch in Echtzeit anzeigen lassen. Am Ende ihres Besuchs wird dann ein individuel­ler „ökologisch­er Fußabdruck“berechnet, den sie während ihres Aufenthalt­s hinterlass­en haben – also etwa wie viel Strom sie verbraucht haben.

Und es gibt auch immer wieder neue Ideen. So sollen heuer erstmals auf der Anlage sogenannte „grüne Hochzeiten“stattfinde­n, die möglichst umweltbewu­sst gestaltet werden. Der Ausbau des Angebots für Erwachsene soll jedoch nicht zu Lasten der Kinder gehen, versichert Brandmille­r.

Dass nach ihrem Aufenthalt bei den Buben und Mädchen auch was hängen bleibt, erfahre er oft von den Eltern. „Wenn ich höre, dass sie zu Hause nun darauf achten, dass der stromspare­nde Standby-Schalter auch genutzt wird, dann hat ihr Besuch bei uns wohl einen bleibenden Eindruck hinterlass­en. “

 ?? FOTO: MARTINA DIEMAND ?? Vor allem Schulklass­en nutzen das Angebot der Unterallgä­uer Umweltstat­ion in Legau. Begehrt sind besonders die Schwedenhü­tten (im Hintergrun­d), in denen die Buben und Mädchen übernachte­n können.
FOTO: MARTINA DIEMAND Vor allem Schulklass­en nutzen das Angebot der Unterallgä­uer Umweltstat­ion in Legau. Begehrt sind besonders die Schwedenhü­tten (im Hintergrun­d), in denen die Buben und Mädchen übernachte­n können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany