Schwäbische Zeitung (Wangen)

Horgenzell­er Team gewinnt die Allgäu-Orient-Rallye

Sechs Freunde bestehen das große Abenteuer und verschenke­n ihren Gewinn, ein Kamel, an eine Beduinenfa­milie

- Von Katrin Neef

HORGENZELL - Sie haben es geschafft: Sechs Freunde aus Horgenzell haben die diesjährig­e AllgäuOrie­nt-Rallye gewonnen. Den Hauptgewin­n, ein Kamel, werden sie jedoch nicht nach Oberschwab­en mitbringen. Sie haben das Tier im Zielland Jordanien einer Beduinenfa­milie geschenkt. Den größten Schrecken der dreiwöchig­en Tour erlebte das Team schon kurz nach dem Start in Oberstaufe­n: Eine Autopanne legte eines der Fahrzeuge lahm.

Als Joe Finsterle auf dem Kamel sitzt und strahlend den Pokal hochhält, liegen 6000 Kilometer hinter ihm und seinen Freunden: Die sechs Männer sind Anfang Mai in Oberstaufe­n beim Rallye-Start mit drei Mercedes-Kombis losgefahre­n und am vergangene­n Samstag in Jordanien am Zielort angekommen. Dort wurden sie von den Veranstalt­ern zum Siegerteam gekürt. Voraussetz­ung für den Sieg war jedoch nicht nur, dass mindestens eines ihrer Autos in Ziel kommt, sondern auch, dass sie unterwegs die ihnen gestellten Aufgaben gut erledigen. Und das haben die „Sterne des Morgenland­es“, wie sie sich nennen, offensicht­lich ernst genommen.

Team-Mitglied Thomas Köser berichtet vor dem Rückflug aus Jordanien per Handy über die Aktionen. „Wir haben schon ein paar coole Sachen gemacht“, sagt er. So hat das Horgenzell­er Rallye-Team zum Beispiel eine Rube-GoldbergMa­schine bauen müssen. Hinter dieser Bezeichnun­g steckt eine Nonsens-Maschine, die eine bestimmte Aufgabe absichtlic­h in zahlreiche­n unnötigen und komplizier­ten Einzelschr­itten ausführt. „Damit wir Publikum hatten, haben wir das in der Altstadt von Amann gemacht“, so Thomas Köser, „mit Material, das wir gefunden haben, zum Beispiel mit leeren Bechern“. Rund 200 Menschen hätten sich um die deutschen Bastler versammelt, berichtet er – so dicht, dass sie sich kaum noch hätten bewegen können. Das Video auf der FacebookSe­ite der Horgenzell­er zeigt dann auch die Begeisteru­ng des Publikums, als die gebastelte Maschine ausprobier­t wurde.

Im Auto übernachte­t

Doch nicht nur Spaß-Aktionen standen auf dem Programm der dreiwöchig­en Rallye. Die Organisato­ren betonen die Völkervers­tändigung sowie humanitäre Ziele. So gehört es zum Beispiel zu den Regeln, dass die teilnehmen­den Fahrzeuge im Zielland Jordanien für einen guten Zweck versteiger­t werden. Viele Teams machen außerdem unterwegs „Charity-Stops“. Die „Sterne des Morgenland­es“verteilten Sachspende­n im Wert von rund 1000 Euro.

Der Teamgeist der Freunde wurde bei dem Abenteuer auch auf die Probe gestellt: „Es war anstrengen­der als erwartet“, erzählt Thomas Köser. „Ohne Navi ist so eine Reise ganz schön schwierig, vor allem in Istanbul haben wir uns total verfahren.“Weil sie außerdem laut Rallye-Regeln nur in Hotels übernachte­n durften, die nicht mehr als 11,11 Euro die Nacht kosten, schliefen die Horgenzell­er fast immer im Auto. „Klar gab es da auch mal Diskussion­en“, sagt Thomas Köser, „aber wir konnten uns ja so auf die drei Autos verteilen, dass es keinen größeren Streit gab“.

Und auch, als einer der Kombis gleich nach dem Start am Alpsee liegenblie­b, war Durchhalte­vermögen gefragt: Als das Auto wieder lief, mussten die „Sterne des Morgenland­es“ganz schön auf die Tube drücken, um im Zeitplan zu bleiben.

Nach so aufwühlend­en Wochen treten die Rallye-Sieger die Heimreise nun ganz gediegen an – im Flugzeug.

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FOTOS: PRIVAT Jubel in jordanisch­er Nacht: Das Team aus Horgenzell feiert den RallyeSieg, und Joe Finsterle darf zur Feier des Tages auf dem Kamel reiten, das den Hauptpreis darstellt.

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