Schwäbische Zeitung (Wangen)

Damit die Stadt nicht zugepflast­ert wird

Die Parteien und politische­n Gruppierun­gen in Lindenberg wollen die Wahlwerbun­g künftig begrenzen

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Plakate an Laternenma­sten, Brücken, Zäunen und auf allen freien Grünfläche­n in der Stadt – der Wahlkampf 2014 ist vielen Lindenberg­er Bürgern noch in Erinnerung, allerdings in keiner allzu guten. Wohl nie zuvor hatten politische Gruppierun­gen die 11300-Einwohner-Stadt derart mit Wahlwerbun­g zugepflast­ert. Das soll sich nicht wiederhole­n – sind sich die Parteien einig. Freilich ist das nicht einfach zu erreichen. Das zeigt eine Diskussion im Stadtrat. Der hat eine Entscheidu­ng über einen Antrag der CSU-Fraktion vertagt. Sie wollte Wahlwerbun­g auf acht große Wahlwände beschränke­n. Die Frage ist nur, wie der Platz dort verteilt wird.

Wie alles, ist auch Wahlwerbun­g hierzuland­e geregelt. Plakatieru­ngen gelten nach dem Bayerische­n Straßenund Wegegesetz als Sondernutz­ungen. Dafür gibt es in Lindenberg eine Satzung. Sie erlaubt es den Parteien, unbegrenzt zu plakatiere­n. Es gibt nur eine Beschränku­ng: Sie dürfen erst sechs Wochen vor einer Wahl angebracht werden. Eine Vorgabe macht zudem das Parteienge­setz: Demnach muss eine Stadt der Größe Lindenberg­s Platz für mindestens 120 Plakate schaffen.

Offenbar haben die Parteien 2014 auf den Spruch „Viel hilft viel“vertraut – jedenfalls wurde die Stadt „regelrecht zugepflast­ert“, wie es Zweiter Bürgermeis­ter Werner Hofstetter formuliert. Von „Wildwuchs“und einer „wochenlang­en Verschande­lung des Stadtbilde­s“ist im Antrag der CSU die Rede. Die – nebenbei bemerkt – manche Gruppierun­g einen fünfstelli­gen Betrag gekostet hat.

Um eine Wiederholu­ng zu vermeiden, hatten sich Vertreter der Parteien nach der Wahl mehrfach zusammenge­setzt. Vom Grundsatz her unterstütz­en alle Gruppierun­gen eine einheitlic­he Regelung. Das Problem ist nur, wie sie aussehen könnte. Die CSUFraktio­n hat dazu einen Antrag gestellt. Sie schlägt vor, die Wahlwerbun­g per Satzung auf acht große städtische Plakatwänd­e zu beschränke­n – jede mit Platz für 15 bis 18 Plakate im gängigen Format DIN A1. Zusätzlich­e Wahlwerbun­g wäre dann auch auf privaten Flächen ausgeschlo­ssen.

Für die Verteilung des Platzes auf den Wänden hat die CSU das Prinzip der „abgestufte­n Chancengle­ichheit“vorgeschla­gen. Es räumt den größeren Gruppierun­gen mehr Platz ein. Demnach hätte jede Partei, die eine Fraktion stellt, Anspruch auf mindestens fünf Prozent der Fläche; maximal aber das Vier- bis Fünffache dessen, was kleinere Gruppierun­gen bekommen. Das bedeutet konkret für Lindenberg: Von 15 Feldern könnte die CSU drei belegen. Für kleine Gruppen bliebe Platz für ein Plakat.

Räte vertagen Entscheidu­ng

Eine solche Verteilung können sich die anderen Fraktionen im Stadtrat allerdings nicht vorstellen. Der Begriff abgestufte Chancengle­ichheit sei ein „Widerspruc­h in sich“, sagte Hofstetter: „Jede Partei sollte gleich viel Platz bekommen.“Ähnlich sehen es die anderen Fraktionen. Martin Einsle von den Grünen sprach von den Vorstellun­gen der „Mehrheitsp­artei“, die alles andere als gerecht seien.

Sein Fraktionsk­ollege Thomas Kühnel wies zudem darauf hin, dass Plakate gerade für kleinere Parteien „die einzige Chance“seien, auf sich aufmerksam zu machen, weil sie sich teure Flyer nicht leisten könnten. Kühnel äußerte zudem Zweifel grundsätzl­icher Art. Er habe kein Vertrauen mehr in Abmachunge­n, sagte er mit Blick zur CSU-Fraktion. Grund: 2014 hatten die Christsozi­alen bereits am Samstag Plakate geklebt, und damit einen Tag bevor das erlaubt war. Die CSU sicherte sich so die vermeintli­ch besten Plätze, ein Vorgehen, das auch Florian Weber, Sprecher der Freien Wähler, kritisiert­e. Der CSU-Fraktionss­precher gelobte allerdings Besserung: „Wir sind reuig“(Ludwig Gehring).

Nach 40-minütiger Diskussion vertagten die Räte eine Entscheidu­ng. Die Verwaltung will bis zur nächsten oder übernächst­en Sitzung Vorschläge erarbeiten, wie die Plakatfläc­he verteilt werden könnte.

Ganz einfach wird das vermutlich nicht, weil bei jeder Wahl wieder andere Parteien antreten. Bei der Bundestags­wahl werden es fast zwei Dutzend sein. Allerdings plakatiere­n davon erfahrungs­gemäß nicht alle in Lindenberg.

 ?? ARCHIVFOTO: MATTHIAS BECKER ?? Acht solcher großen Plakatwänd­e sollen in Lindenberg noch zugelassen werden. Jede andere Form von Plakaten wäre dann ausgeschlo­ssen. Die Frage ist allerdings, wie der Platz darauf verteilt werden soll. Das Foto entstand 2009.
ARCHIVFOTO: MATTHIAS BECKER Acht solcher großen Plakatwänd­e sollen in Lindenberg noch zugelassen werden. Jede andere Form von Plakaten wäre dann ausgeschlo­ssen. Die Frage ist allerdings, wie der Platz darauf verteilt werden soll. Das Foto entstand 2009.

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