Rebellion auf dem Rasen
Eine Bad Wurzacherin protestiert gegen städtische Rasenmäher
BAD WURZACH - Ein Klappstuhl und ein Protestschild mit der Aufschrift „Mähen nicht erlaubt! Die Insekten danken!“stehen seit der vergangenen Woche auf einem Grünstreifen an der Ravensburger Straße. Es ist eine Aktion der Anwohnerin Adelgund Mahler. Sie will verhindern, dass die Stadt hier weiterhin mähen lässt – zum Schutze der Insekten. Eine Aktion, die am Montag sogar den Ausschuss für Technik und Umwelt beschäftigt hat.
Bekennende Naturschützerin
In ganz Bad Wurzach ist der Rasen kurz. In ganz Bad Wurzach? Nein! Ein kleiner Grünstreifen entlang der Ravensburger Straße widersetzt sich. Oder besser gesagt: eine Anwohnerin. Adelgund Mahler geht das Gemähe der Stadt gehörig gegen Strich. Seit einer Woche hat sie den Grünstreifen mit Klappstuhl und Protestschild besetzt, um den Rasenmäher der Stadt fern zu halten. Und das zunächst mit Erfolg. Während sonst alle Grashalme der Stadt auf Norm getrimmt sind, wachsen auf dem Grünstreifen entlang der Ravensburger Straße Grashalme und Wildblumen in die Höhe.
Alles begann am Montag den 22. Mai. Vor der Tür hört Mahler den Traktor, der gerade vor der Sporthalle den Rasen mäht – und damit auch alle Wildblumen. Und das ausgerechnet am Internationalen Tag der Artenvielfalt. Für die bekennende Naturschützerin mehr als nur ein Ärgernis. Schon mehrere Jahre beobachte sie das Gemähe der Stadt und das damit einhergehende Verschwinden der Blumen und Insekten. „Und da habe ich gedacht, das geht ja nicht, dass der da jetzt die ganze Vielfalt zerstört“, so Mahler, „dann hab ich geschwind einen Klappstuhl geschnappt und ein Schild geschrieben“.
Damit bewaffnet stellt sich die 73Jährige dem Rasenmäher entgegen, der es auch auf das Grünstück vor ihrer Haustür abgesehen hat. „Dann haben wir natürlich eine heiße Diskussion gehabt“, erzählt Mahler. Doch nach kurzem Hin und Her zieht der Mann mit seinem Rasenmähertraktor unverrichteter Dinge ab. „Aus allen Rasenflächen muss man anscheinend einen englischen Rasen machen“, sagt Mahler. Eine Sache über die sich die Naturschützerin schon mehrfach bei Bauhof, Stadtverwaltung und Landratsamt beschwert habe. „Der Bürgermeister kennt meine Einstellung dazu“, sagt die 73-Jährige. Tatsächlich war die Aktion am vergangenen Montag sogar Thema im Ausschuss für Technik und Umwelt der Stadt. „Da haben weder der Rasen noch die Insekten was davon, wenn wir da nicht mähen“, so Bürgermeister Roland Bürkle. Er wolle jetzt zu der Naturschützerin Kontakt aufnehmen.
Rasenrebellin Maler will erst mal weiter um die Wildblumen kämpfen: „Mit Einfalt gegen die biologische Vielfalt geht man hier vor. Das lasse ich mir nicht mehr bieten.“