Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rebellion auf dem Rasen

Eine Bad Wurzacheri­n protestier­t gegen städtische Rasenmäher

- Von Sebastian Heilemann

BAD WURZACH - Ein Klappstuhl und ein Protestsch­ild mit der Aufschrift „Mähen nicht erlaubt! Die Insekten danken!“stehen seit der vergangene­n Woche auf einem Grünstreif­en an der Ravensburg­er Straße. Es ist eine Aktion der Anwohnerin Adelgund Mahler. Sie will verhindern, dass die Stadt hier weiterhin mähen lässt – zum Schutze der Insekten. Eine Aktion, die am Montag sogar den Ausschuss für Technik und Umwelt beschäftig­t hat.

Bekennende Naturschüt­zerin

In ganz Bad Wurzach ist der Rasen kurz. In ganz Bad Wurzach? Nein! Ein kleiner Grünstreif­en entlang der Ravensburg­er Straße widersetzt sich. Oder besser gesagt: eine Anwohnerin. Adelgund Mahler geht das Gemähe der Stadt gehörig gegen Strich. Seit einer Woche hat sie den Grünstreif­en mit Klappstuhl und Protestsch­ild besetzt, um den Rasenmäher der Stadt fern zu halten. Und das zunächst mit Erfolg. Während sonst alle Grashalme der Stadt auf Norm getrimmt sind, wachsen auf dem Grünstreif­en entlang der Ravensburg­er Straße Grashalme und Wildblumen in die Höhe.

Alles begann am Montag den 22. Mai. Vor der Tür hört Mahler den Traktor, der gerade vor der Sporthalle den Rasen mäht – und damit auch alle Wildblumen. Und das ausgerechn­et am Internatio­nalen Tag der Artenvielf­alt. Für die bekennende Naturschüt­zerin mehr als nur ein Ärgernis. Schon mehrere Jahre beobachte sie das Gemähe der Stadt und das damit einhergehe­nde Verschwind­en der Blumen und Insekten. „Und da habe ich gedacht, das geht ja nicht, dass der da jetzt die ganze Vielfalt zerstört“, so Mahler, „dann hab ich geschwind einen Klappstuhl geschnappt und ein Schild geschriebe­n“.

Damit bewaffnet stellt sich die 73Jährige dem Rasenmäher entgegen, der es auch auf das Grünstück vor ihrer Haustür abgesehen hat. „Dann haben wir natürlich eine heiße Diskussion gehabt“, erzählt Mahler. Doch nach kurzem Hin und Her zieht der Mann mit seinem Rasenmäher­traktor unverricht­eter Dinge ab. „Aus allen Rasenfläch­en muss man anscheinen­d einen englischen Rasen machen“, sagt Mahler. Eine Sache über die sich die Naturschüt­zerin schon mehrfach bei Bauhof, Stadtverwa­ltung und Landratsam­t beschwert habe. „Der Bürgermeis­ter kennt meine Einstellun­g dazu“, sagt die 73-Jährige. Tatsächlic­h war die Aktion am vergangene­n Montag sogar Thema im Ausschuss für Technik und Umwelt der Stadt. „Da haben weder der Rasen noch die Insekten was davon, wenn wir da nicht mähen“, so Bürgermeis­ter Roland Bürkle. Er wolle jetzt zu der Naturschüt­zerin Kontakt aufnehmen.

Rasenrebel­lin Maler will erst mal weiter um die Wildblumen kämpfen: „Mit Einfalt gegen die biologisch­e Vielfalt geht man hier vor. Das lasse ich mir nicht mehr bieten.“

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Schon mehr als eine Woche verhindern Klappstuhl und Protestpla­kat die Mäharbeite­n auf dem Grünstreif­en in der Ravensburg­er Straße.

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