Premier
In Mazedonien, der früheren jugoslawischen Teilrepublik, endete die zehnjährige Vorherrschaft der Nationalisten, die das Land ins Chaos regiert hatten. Der neue Premierminister Zoran Zaev will das Land aus der tiefen Krise zurück nach Europa führen. Doch die Basis für den Neubeginn nach einer fast dreijährigen Staatskrise ist denkbar dünn: Zaevs Koalition, die in der Nacht auf Donnerstag vom Parlament das Vertrauen bekommen hat, kann sich lediglich auf eine Mehrheit von einer einzigen Stimme Überhang (62 von 120 Sitzen) stützen.
Der 42-jährige Zoran Zaev ist Chef der sozialdemokratischen SDSM. Dem ehemaligen Geschäftsmann und Bürgermeister der Stadt Strumica gelang es, zwei Albanerparteien ins Boot zu holen. Die neue Bewegung Besa (Eid), die bei der Wahl am 11. Dezember zweitstärkste Albanerpartei wurde, schlug das Angebot aber aus, will jedoch die Koalition „fallweise unterstützen“. Zaev versprach in seiner erste Rede, „den verlorenen Weg zur EU- und NatoIntegration wieder aufnehmen“, zugleich das tief gespaltene Land zu einigen sowie neue Jobs und höhere Löhne Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei 23,5 Prozent, das monatliche Durchschnittseinkommen bei 300 Euro.
Die Regierungsbildung war nach der Parlamentswahl vom Dezember monatelang durch den früheren Langzeitregierungschef Nikola Gruevski und dessen VMRO-Partei verhindert worden. Dem Gruevski-Lager wird von einer Sonderstaatsanwaltschaft unter anderem Korruption im großen Stil vorgeworfen. Die monatelange Krise hatte auch die Spannungen zwischen der slawischen Bevölkerungsmehrheit und der albanischen Minderheit in dem gut zwei Millionen Einwohner zählenden Land wieder anschwellen lassen. Die EU und die USA hatten sich massiv für die neue Regierung eingesetzt.
Rudolf Gruber und dpa