Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Er machte sich nichts aus Luxus“

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HANNOVER (dpa) - Als Heinz Sielmann noch lebte, ließ seine Ehefrau dem internatio­nal bekannten Tierfilmer stets den Vortritt. Dabei ist Inge Sielmann (Foto: dpa) eine mit vielen Preisen ausgezeich­nete Umweltschü­tzerin. Im Interview mit Christina Sticht mahnt die 87-Jährige zu mehr Naturverbu­ndenheit.

Welche Eigenschaf­ten haben Sie an Ihrem Mann geschätzt?

Zunächst einmal seine große Liebe zur Natur. Die hat uns Zeit unseres Lebens miteinande­r verbunden. Darüber hinaus habe ich die ausgesproc­hene Bescheiden­heit meines Mannes sehr geschätzt. Wir fingen ja mit nichts an, wir waren beide Kriegskind­er, die alles verloren hatten. Später sind wir dann durch seine erfolgreic­hen Tierfilmpr­ojekte zu Wohlstand gekommen und mein Mann wurde weltbekann­t; berühmt, wenn Sie so wollen. Doch er hat sich nie etwas auf diesen Ruhm eingebilde­t. Anderen wäre das vielleicht zu Kopfe gestiegen, er dachte immer schon an sein nächstes Filmprojek­t. Er machte sich nichts aus Luxus, großen Namen oder Partys.

Sie haben gemeinsam für den Naturschut­z gekämpft. Was würde Ihr Mann heute zur Entwicklun­g der Stiftung sagen?

Es würde ihn außerorden­tlich freuen, wie sich die Stiftung in den vergangene­n zehn Jahren entwickelt hat. Er wäre bei jedem einzelnen Tierschutz- oder Artenschut­zprojekt mit Feuereifer dabei. Auch die Tatsache, dass die Heinz Sielmann Stiftung den Kauf von Gebieten vorantreib­t, damit sie später in Naturlands­chaften umgewandel­t werden können, wo seltene Tierund Pflanzenar­ten wieder einen Lebensraum haben, würde ihn sehr glücklich machen. Aber er würde auch mahnen, dass wir weitermach­en müssen, dass alles nicht schnell genug geht, wenn es darum geht, die Natur zu erhalten. Das gegenwärti­ge Artensterb­en würde ihn mit größter Sorge erfüllen.

Wie naturverbu­nden leben Sie heute persönlich?

Die Natur ist nach wie vor ein zentraler Bestandtei­l meines Lebens. Mein Haus ist von einem wunderschö­nen großen Garten umgeben – mit den alten Bäumen, die mein Mann einst gepflanzt hat. Und so gehe ich in jeder freien Minute ein wenig spazieren. Die Natur hat mich von frühster Kindheit an fasziniert. Ich würde mir wünschen, dass die Kinder heute genauso eine Naturverbu­ndenheit erleben dürfen. Das würde sie vielleicht davor bewahren, später als Erwachsene so achtlos mit der Natur zu verfahren.

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FOTO: IMAGO Er erklärte den Deutschen exotische Tierwelten: Heinz Sielmann.
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