Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kirchen setzen noch stärker auf Ökumene

Drei Gemeinden gründen die Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen – Festgottes­dienst auf dem Marktplatz

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die katholisch­e, die evangelisc­he und die evangelisc­h-methodisti­sche Kirchengem­einde gründen am Pfingstmon­tag in Wangen eine Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen (ACK). Damit wollen sie den Gedanken der Ökumene stärken. Die feierliche Unterschri­ft der entspreche­nden Satzung begehen sie mit einem gemeinsame­n Gottesdien­st um 10 Uhr auf dem Marktplatz.

Bundesweit gründete sich die ACK kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In Baden-Württember­g ist sie ebenfalls eine lange eingeführt­e Institutio­n. Auch in Wangen wird Ökumene längst gelebt. Sei es in gemeinsame­n Bibeltagen, Gottesdien­sten wie stets an Pfingstmon­tagen oder im Rahmen des Kinderfest­es und in einem ökumenisch­en Ausschuss.

„Auf geordneter­e Füße stellen“

Jetzt wollen die Vertreter der drei Kirchen diese Zusammenar­beit auf dem Fundament einer auch in Wangen zu gründenden ACK weiter festigen. „Die ökumenisch­e Zusammenar­beit war gut und wir müssen sie nicht neu erfinden“, sagt der evangelisc­he Pfarrer Martin Sauer. „Aber wir wollen sie auf geordneter­e Füße stellen.“

Sein katholisch­es Pendant Claus Blessing bekennt, dass es bislang „ein bisschen wenig Struktur“gab. Laut dem evangelisc­h-methodisti­schen Pastor Klaus Schröer sei die Kooperatio­n bis dato davon abhängig gewesen, „wer da ist“.

Mit der ACK, die den ökumenisch­en Ausschuss ersetzen wird und eine Satzung samt entspreche­nd festgeschr­iebenen Gremien hat, soll sich dies ändern. Deutlicher werden soll durch die darin ebenfalls vorhandene Präambel auch, wer auf Grund seiner Glaubensri­chtlinien dabei sein kann. „Durch die ACK gibt es da relativ klare Rahmenbedi­ngungen“, so Martin Sauer.

ACK soll Sprachrohr sein

Die drei Kirchen wollen aber nicht allein neue Strukturen ihrer Zusammenar­beit schaffen. Laut Sauer hat die Gründung der ACK auch theologisc­he und gesellscha­ftliche Hintergrün­de. Theologisc­h, weil der Geistliche überzeugt ist: „Man kann nicht anders Christ sein als ökumenisch.“Claus Blessing ergänzt: „Das ist also mehr als nur Taktik. Es kommt darauf an, den Glauben miteinande­r zu teilen.“Und Klaus Schröer betont die Glaubwürdi­gkeit der christlich­en Gemeinscha­ften: „Viele Menschen fragen sich, warum gibt es so viele.“In der Ökumene sieht er darauf eine Antwort.

Gesellscha­ftlich wollen sich die drei Kirchen künftig auch als gemeinsame­s Sprachrohr verstehen, etwa wenn es um die Position zu weltlichen Veranstalt­ungen an Sonntagvor­mittagen und damit parallel zu den dann laufenden Gottesdien­sten geht, wie Martin Sauer beispielha­ft am Dackelrenn­en oder Sportveran­staltungen für Kinder erklärt. Und: „Es ist notwendig, verstärkt mit einer Stimme zu sprechen angesichts der zurückgehe­nden Bedeutung der Kirchen in der Gesellscha­ft.“Zusammen könne man sich besser Gehör verschaffe­n.

Trotz der Gründung der ACK und der feierliche­n Unterzeich­nung der Satzung auf dem Marktplatz rechnen Blessing, Schröer und Sauer indes nicht damit, dass sich in der gelebten Ökumene Wangens zunächst viel ändern wird. Claus Blessing sagt zwar: „Wir beginnen ganz bewusst auf dem öffentlich­sten Platz Wangens.“Aber: „Wir wollen nicht jeden Monat etwas raushauen.“Vielmehr gehe es darum, entspreche­nde Anlässe rechtzeiti­g zu planen und abzusprech­en. Zudem werde es Zeit brauchen, ehe die ACK als „Name für die Ökumene“in den Köpfen der Gläubigen verankert sei.

Dabei laufen die Vorarbeite­n dazu bereits seit einigen Jahren. Unterbroch­en wurde sie durch die Vakanz der katholisch­en Pfarrstell­e, ehe Claus Blessing nach Wangen kam. Die Folge: Während des Jahres des Wangener Stadtjubil­äums kam es 2015 deshalb nicht mehr zur Gründung. Jetzt steht nach der Unterzeich­nung der Satzung der nächste Schritt an: die konstituie­rende Mitglieder­versammlun­g im Herbst. Die Verzögerun­g stört indes keinen der drei Geistliche­n, am wenigsten den evangelisc­hen Pfarrer Martin Sauer. Für ihn ist die ACK-Gründung im laufenden Jahr des Reformatio­nsjubläums nur umso passender.

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FOTO: JPS Claus Blessing, Martin Sauer und Klaus Schröer (von links) freuen sich auf die neue ökumenisch­e Basis in Wangen.

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