Kirchen setzen noch stärker auf Ökumene
Drei Gemeinden gründen die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen – Festgottesdienst auf dem Marktplatz
WANGEN - Die katholische, die evangelische und die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde gründen am Pfingstmontag in Wangen eine Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Damit wollen sie den Gedanken der Ökumene stärken. Die feierliche Unterschrift der entsprechenden Satzung begehen sie mit einem gemeinsamen Gottesdienst um 10 Uhr auf dem Marktplatz.
Bundesweit gründete sich die ACK kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In Baden-Württemberg ist sie ebenfalls eine lange eingeführte Institution. Auch in Wangen wird Ökumene längst gelebt. Sei es in gemeinsamen Bibeltagen, Gottesdiensten wie stets an Pfingstmontagen oder im Rahmen des Kinderfestes und in einem ökumenischen Ausschuss.
„Auf geordnetere Füße stellen“
Jetzt wollen die Vertreter der drei Kirchen diese Zusammenarbeit auf dem Fundament einer auch in Wangen zu gründenden ACK weiter festigen. „Die ökumenische Zusammenarbeit war gut und wir müssen sie nicht neu erfinden“, sagt der evangelische Pfarrer Martin Sauer. „Aber wir wollen sie auf geordnetere Füße stellen.“
Sein katholisches Pendant Claus Blessing bekennt, dass es bislang „ein bisschen wenig Struktur“gab. Laut dem evangelisch-methodistischen Pastor Klaus Schröer sei die Kooperation bis dato davon abhängig gewesen, „wer da ist“.
Mit der ACK, die den ökumenischen Ausschuss ersetzen wird und eine Satzung samt entsprechend festgeschriebenen Gremien hat, soll sich dies ändern. Deutlicher werden soll durch die darin ebenfalls vorhandene Präambel auch, wer auf Grund seiner Glaubensrichtlinien dabei sein kann. „Durch die ACK gibt es da relativ klare Rahmenbedingungen“, so Martin Sauer.
ACK soll Sprachrohr sein
Die drei Kirchen wollen aber nicht allein neue Strukturen ihrer Zusammenarbeit schaffen. Laut Sauer hat die Gründung der ACK auch theologische und gesellschaftliche Hintergründe. Theologisch, weil der Geistliche überzeugt ist: „Man kann nicht anders Christ sein als ökumenisch.“Claus Blessing ergänzt: „Das ist also mehr als nur Taktik. Es kommt darauf an, den Glauben miteinander zu teilen.“Und Klaus Schröer betont die Glaubwürdigkeit der christlichen Gemeinschaften: „Viele Menschen fragen sich, warum gibt es so viele.“In der Ökumene sieht er darauf eine Antwort.
Gesellschaftlich wollen sich die drei Kirchen künftig auch als gemeinsames Sprachrohr verstehen, etwa wenn es um die Position zu weltlichen Veranstaltungen an Sonntagvormittagen und damit parallel zu den dann laufenden Gottesdiensten geht, wie Martin Sauer beispielhaft am Dackelrennen oder Sportveranstaltungen für Kinder erklärt. Und: „Es ist notwendig, verstärkt mit einer Stimme zu sprechen angesichts der zurückgehenden Bedeutung der Kirchen in der Gesellschaft.“Zusammen könne man sich besser Gehör verschaffen.
Trotz der Gründung der ACK und der feierlichen Unterzeichnung der Satzung auf dem Marktplatz rechnen Blessing, Schröer und Sauer indes nicht damit, dass sich in der gelebten Ökumene Wangens zunächst viel ändern wird. Claus Blessing sagt zwar: „Wir beginnen ganz bewusst auf dem öffentlichsten Platz Wangens.“Aber: „Wir wollen nicht jeden Monat etwas raushauen.“Vielmehr gehe es darum, entsprechende Anlässe rechtzeitig zu planen und abzusprechen. Zudem werde es Zeit brauchen, ehe die ACK als „Name für die Ökumene“in den Köpfen der Gläubigen verankert sei.
Dabei laufen die Vorarbeiten dazu bereits seit einigen Jahren. Unterbrochen wurde sie durch die Vakanz der katholischen Pfarrstelle, ehe Claus Blessing nach Wangen kam. Die Folge: Während des Jahres des Wangener Stadtjubiläums kam es 2015 deshalb nicht mehr zur Gründung. Jetzt steht nach der Unterzeichnung der Satzung der nächste Schritt an: die konstituierende Mitgliederversammlung im Herbst. Die Verzögerung stört indes keinen der drei Geistlichen, am wenigsten den evangelischen Pfarrer Martin Sauer. Für ihn ist die ACK-Gründung im laufenden Jahr des Reformationsjubläums nur umso passender.