Gensheimers Traum platzt zwei Sekunden vor Schluss
KÖLN (SID/sz) - Uwe Gensheimer verzog keine Miene. Mit gesenktem Blick und aschfahlem Gesicht nahm Deutschlands Ausnahmehandballer die Trophäe für den besten Torschützen der Königsklasse entgegen. Während Ex-Spice-Girl Melanie C „We Are The Champions“mit den johlenden Siegern von Vardar Skopje sang, stand Gensheimer der Schock des in letzter Sekunde geplatzten Champions-League-Traums ins Gesicht geschrieben. Wenige Augenblicke später schlich der deutsche Nationalmannschaftskapitän völlig niedergeschlagen in die Kabine.
„Es ist zum Kotzen, so zu verlieren, ganz bitter, ein Scheißgefühl“, sagte Gensheimer. Das Finale mit Topfavorit Paris St. Germain sollte nach einem emotionalen Jahr voller Höhen und Tiefen zum bisherigen Höhepunkt seiner Karriere werden, doch nach der überraschenden 23:24 (12:11)-Endspielniederlage vergossen die Stars aus der französischen Hauptstadt bittere Tränen. Selbst der Pokal für seine famose ChampionsLeague-Saison mit 115 Toren, den er sofort nach der Verleihung einem Pariser Betreuer in die Hand gedrückt hatte, war für Uwe Gensheimer kein Trost: „Das ist mir egal. In diesem Moment kann man sich nur schwer freuen.“
Zu sehr schmerzten der jäh zerplatzte Traum vom Titel und seine diesmal nur zwei Treffer, zu qualvoll wog noch der Moment nach, als Skopjes Ivan Cupic Gensheimer auf dem rechten Flügel entwischte und die Pariser zwei Sekunden vor einer möglichen Verlängerung kalt erwischte.
Der viermalige „Handballer des Jahres“und beste Spieler des Landes jagt somit weiter erfolglos seinem ersten großen internationalen Titel hinterher. „Es tut weh, dass wir es nicht geschafft haben, heute gut zu spielen“, sagte Uwe Gensheimer noch. „Dieser Titel war unser großes Ziel. Wir haben gekämpft und alles gegeben, aber die Deckung des Gegners hat es uns schwer gemacht. Skopje war heute besser.“
Treffsicherster Werfer des Pariser Star-Ensembles im Finale war Nikola Karabatic (fünf Treffer), bei den Mazedoniern ragte Timur Dibirow mit sieben Toren heraus. Die beiden deutschen Topschiedsrichter Lars Geipel und Marcus Helbig profitierten davon, dass sich erstmals in der achtjährigen Geschichte des Finalturniers kein heimisches Team qualifizieren konnte, und leiteten das Endspiel vor 19 750 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess-Arena souverän.