Abiturienten haben bald drei Leistungskurse
Kultusministerium ordnet gymnasiale Oberstufe neu – Präsentationsprüfung soll wegfallen
STUTTGART - Gymnasiasten in Baden-Württemberg müssen sich auf Änderungen in der Oberstufe einstellen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) plant, die Zahl der Leistungsfächer zu reduzieren. Dafür sollen diese Fächer mehr Wochenstunden bekommen. Ganz freiwillig sind diese Änderungen aber nicht.
Bislang haben Schüler in ihren letzten beiden Jahren auf dem Weg zum Abitur fünf Vertiefungsfächer mit jeweils vier Stunden in der Woche. Ab dem Schuljahr 2019/20 sollen die Gymnasiasten drei Leistungskurse à fünf Wochenstunden haben. Es sind also all jene betroffen, die 2021 oder danach ihr Abitur ablegen.
Eisenmann arbeitet seit Anfang des Jahres an ihrem Konzept, heißt es aus dem Kultusministerium. „Wir mussten etwas ändern, das war die Vorgabe der Kultusministerkonferenz“, erklärt eine Ministeriumssprecherin. Im Dezember 2016 hatten sich die Ressortchefs der Länder darauf geeinigt, nur noch zwei bis vier vertiefte Fächer in der Oberstufe zuzulassen. Bislang sind es drei bis fünf. Baden-Württemberg erfüllt mit seinen fünf Fächern also nicht mehr die neue Regelung und muss abspecken.
Doch es gibt auch inhaltliche Gründe für die Reform, wie Eisenmann erklärt: „Wir wollen damit auch die hohe Fachlichkeit an den Gymnasien weiter stärken und erreichen, dass die Schüler wieder mehr Zeit für Vertiefung ihres Wissens haben.“Damit trage diese Reform auch dazu bei, die Qualität im Schulsystem weiter zu verbessern.
Laut Eisenmanns Sprecherin sind die Vertreter der Direktoren sowie der für Gymnasien zuständige Philologenverband bereits im Februar eingebunden worden. Bernd Saur, Landeschef des Philologenverbands, erklärt: „Wir glauben, dass wir mit diesem Modell eine sachgerechte, moderate, vernünftige Neujustierung haben. Es geht um ein geschicktes Austarieren zwischen Vertiefung und Allgemeinbildung.“Er begrüßt, dass Abiturienten künftig in drei Fächern schriftlich und in zwei weiteren mündlich „nach altem Stil“geprüft werden. Heißt: Die Präsentationsprüfung, für die der Abiturient ein Thema zu Hause vorbereiten und dann in der Schule präsentieren kann, soll wegfallen. Denn: „Im Internet hat sich da eine gewisse Kultur entwickelt“, so Saur. Dort können sich Schüler Präsentationen besorgen. Eisenmann unterstützt diesen Schritt. Ihre Sprecherin sagt: „Mit der Präsentationsprüfung erreicht man nicht das Niveau einer mündlichen Prüfung.“Saur begrüßt zudem, dass eine der mündlichen Prüfungen durch einen dreistündigen Seminarkurs ersetzt werden kann.
Kein Parlamentsbeschluss nötig
Der Landeselternbeiratsvorsitzende Carsten Rees wartet auf den Mittwoch nach den Pfingstferien – dann soll Eisenmann bei einer Sitzung im Kultusministerium ihr Konzept vorstellen. Die Regierungsfraktionen von Grünen und CDU gehen Eisenmanns Weg dem Vernehmen nach weitgehend mit, wollen aber noch eigene Akzente einbringen. Dafür haben sie Zeit bis Ende Juni – dann will Eisenmann ihr Konzept vom Kabinett absegnen lassen. Da die Reform lediglich eine Änderung der Verordnung für die gymnasiale Oberstufe erfordert, braucht es keinen Parlamentsbeschluss.