Zwischen grünen und blauen Stühlen
Streit zwischen Eiscafé-Betreibern und Gasthaus-Wirt führt zu Kuriositäten auf dem Rathausplatz
KISSLEGG - Kißlegg ist vielfältig. Besuchern zeigt sich diese Vielfalt seit einigen Wochen schon auf wenigen Metern des Rathausplatzes: So wechselt doch die Bestuhlung des an Wochenenden bei Rad- und Motorradfahrern sehr beliebten Platzes auf wenigen Quadratmetern zweimal die Farbe. Nämlich von blau nach grün nach blau – oder umgekehrt. Grund für den kuriosen Anblick ist die Uneinigkeit zwischen den Betreibern des Eiscafé Dolomiti, Familie Facchin – die Familie betreibt auch das Bistro Joben auf der anderen Seite des Rathausplatzes –, und dem Besitzer und Betreiber des Gasthauses zur Linde, Joachim Pinkl.
Joana Facchin vom Eiscafé Dolomiti erklärt, dass es schon in der vergangenen Saison zu Unstimmigkeiten zwischen den Eiscafé-Betreibern und Linde-Besitzer Pinkl kam: „Das hat damit angefangen, dass er sich darüber geärgert hat, nicht zur Eröffnung unseres Jobens eingeladen zu sein. Der Grund ist ganz einfach: Wir haben niemanden persönlich eingeladen.“Beim Saisonende im letzten Herbst habe Pinkl dann angekündigt, er werde es sich gut überlegen, ob er dem Eiscafé seinen Platz für 2017 wieder zur Verfügung stelle.
Blumenkübel als Grenzlinie
Als das Eiscafé-Personal dann in diesem Frühjahr die Bestuhlung des Außenbereichs begonnen hatte, wurden die Arbeiten, laut Facchin, von Pinkl unterbrochen. Es folgten demnach Diskussionen zwischen den Nachbarn Facchin und Pinkl. „Ich habe damals noch auf eine Einigung gehofft“, erklärt die Eiscafé-Chefin. Dazu kam es offensichtlich nicht. Denn zunächst habe der Linde-Besitzer Steine aufgestellt, um seinen Platz zu markieren. Dann kamen die Bestuhlung und einige Blumeneimer mit Grünpflanzen hinzu. Auch eine Tafel mit der Aufschrift „Biergarten für unsere Gäste“wurde angebracht. Laut Facchin habe Pinkl damals zudem angekündigt, eine Soft-Eis-Maschine aufzustellen.
Einen Pachtvertrag für den Platz habe es aber nie gegeben. Facchin erläutert: „Pinkl hat uns den Platz in den Jahren zuvor gegen Geld überlassen – ohne etwas Schriftliches.“Die Eiscafé-Chefin stört sich vor allem an dem Bild, das der Platz nun abgibt: „Mir gefällt das nicht, diese grünen Tische zwischen meinen zu haben, aber wir können nichts machen – ihm gehört der Platz.“Schwierig sei auch, die Situation den Gästen zu erklären. Deshalb habe sie nun eine Tafel aufgestellt, mit der Bitte an die Eiscafé-Kunden, im entsprechenden Bereich Platz zu nehmen.
Joachim Pinkl wollte sich auf SZAnfrage nur sehr knapp zum Thema äußern. Er führt die Veränderung auf den Eigenbedarf zurück: „Ich nutze meinen Platz jetzt selber. So einfach ist das.“„Persönliche Gründe“hätten ihn dazu geführt, die er nicht wei- ter auslegen wolle. „Es soll ein Biergarten werden, deshalb habe ich den Bereich auch bepflanzt.“
Bürgermeister Dieter Krattenmacher wollte sich übrigens nicht zu dem Streit auf dem Rathausplatz äußern.