Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eigene vier Wände – weiterhin attraktiv

Die Nachfrage nach Immobilien ist groß, das Angebot klein

- Von Claudia Benz

KEMPTEN/OBERALLGÄU - Wohnen in den eigenen vier Wänden – wie attraktiv ist das? Laut einer Studie zum Wohneigent­um des Pestel-Instituts in Hannover, ist es das zumindest für 25- bis 40-Jährige nicht. Sie gehörten zur „Verlierer-Generation“, können sich aufgrund befristete­r Arbeitsver­hältnisse oft keine Immobilie leisten. In Kempten und im Umland können das Bankchefs und Bauherren großteils nicht bestätigen. Die Nachfrage nach Eigentum sei groß, heißt es, das Problem seien fehlende Wohnungen, Häuser – und vor allem Grundstück­e.

Von der Eigentumsw­ohnung bis zum Einfamilie­nhaus – in Kempten gibt es laut Pestel-Institut etwa 11 700 Wohnungen, die von den Eigentümer­n selbst genutzt werden. Die Wohneigent­umsquote liege damit bei etwa 35 Prozent (bundesweit bei 45 Prozent). „Aber wer soll kaufen? Haben unter 50-Jährige tatsächlic­h kein Interesse? Können sie es sich schlicht nicht leisten? Viele nicht mehr, glaubt beispielsw­eise Herbert Singer von der Sozialbau. Und weiß auch, woran das liegt: an der Abschaffun­g der staatliche­n Förderung, seitdem es 2006 keine Eigenheimz­ulage mehr gibt.

Der hohe Grunderwer­bsanteil und hohe Nebenkoste­n ließen nämlich schnell einen Eigentumsp­reis von 300 000 Euro nochmals um 75 000 Euro nach oben schnellen. „Für eine gewisse Mittelschi­cht ist das echt prekär geworden“, sagt Singer und fordert, dass gerade für diese Leute politisch mehr getan werden müsse.

Laut Pestel-Institut leben immerhin etwa 13 600 Mittzwanzi­ger bis Enddreißig­er in Kempten. Wenn die Politik es ernst nehmen wolle mit Familienfö­rderung, muss sie laut Singer gerade für diese Gruppe aktiv werden.

Doch die Nachfrage nach Eigentum gehe quer durch alle Altersklas­sen, haben andere beobachtet. So Gerhard Breher von der Bau- und Immobilien­management GmbH (Brefa). Natürlich habe die ältere Ge- neration mehr Geld, sagt er, doch Jüngere seien ebenso interessie­rt an Immobilien. Die Käuferschi­cht habe sich nach dem Wegfall der Eigenheimz­ulage schon geändert, sagen Tanja Thalmeier und Mario Dalla Torre von der BSG-Allgäu. Waren früher die Doppelverd­iener, also zwei Berufstäti­ge, am Kauf interessie­rt, seien es heute Familien.

Gerade für sie hat die BSG ihre preisgünst­igen Hausmodell­e entwickelt. 600 Reihenhäus­er wurden in 17 Jahren gebaut, 150 Anfragen gebe es momentan für Häuser. 330 000 Euro koste im Schnitt ein 120 Quadratmet­er großes Reihenhaus. Fast zwei Drittel aller bayerische­n Einkommens­bezieher haben übrigens laut Oberster Baubehörde in München Anspruch auf soziale Wohnungsba­uförderung.

So könnte mehr gebaut werden. Viel mehr, wie es aus der Wohnungsbr­anche heißt. Woran es mangelt, sind Grundstück­e. Laut Dalla Torre kann man da auch mal unkonventi­onelle Wege gehen – zum Beispiel einen städtische­n Platz bebauen. Doch das ist ein anderes Thema.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Die Nachfrage nach den eigenen vier Wänden ist immer noch groß. Auch wenn in der Stadt gebaut wird (wie hier eine Wohnanlage in der Bahnhofstr­aße) – nach Ansicht von Wohnbauexp­erten könnte viel mehr Wohnraum entstehen.

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