Eigene vier Wände – weiterhin attraktiv
Die Nachfrage nach Immobilien ist groß, das Angebot klein
KEMPTEN/OBERALLGÄU - Wohnen in den eigenen vier Wänden – wie attraktiv ist das? Laut einer Studie zum Wohneigentum des Pestel-Instituts in Hannover, ist es das zumindest für 25- bis 40-Jährige nicht. Sie gehörten zur „Verlierer-Generation“, können sich aufgrund befristeter Arbeitsverhältnisse oft keine Immobilie leisten. In Kempten und im Umland können das Bankchefs und Bauherren großteils nicht bestätigen. Die Nachfrage nach Eigentum sei groß, heißt es, das Problem seien fehlende Wohnungen, Häuser – und vor allem Grundstücke.
Von der Eigentumswohnung bis zum Einfamilienhaus – in Kempten gibt es laut Pestel-Institut etwa 11 700 Wohnungen, die von den Eigentümern selbst genutzt werden. Die Wohneigentumsquote liege damit bei etwa 35 Prozent (bundesweit bei 45 Prozent). „Aber wer soll kaufen? Haben unter 50-Jährige tatsächlich kein Interesse? Können sie es sich schlicht nicht leisten? Viele nicht mehr, glaubt beispielsweise Herbert Singer von der Sozialbau. Und weiß auch, woran das liegt: an der Abschaffung der staatlichen Förderung, seitdem es 2006 keine Eigenheimzulage mehr gibt.
Der hohe Grunderwerbsanteil und hohe Nebenkosten ließen nämlich schnell einen Eigentumspreis von 300 000 Euro nochmals um 75 000 Euro nach oben schnellen. „Für eine gewisse Mittelschicht ist das echt prekär geworden“, sagt Singer und fordert, dass gerade für diese Leute politisch mehr getan werden müsse.
Laut Pestel-Institut leben immerhin etwa 13 600 Mittzwanziger bis Enddreißiger in Kempten. Wenn die Politik es ernst nehmen wolle mit Familienförderung, muss sie laut Singer gerade für diese Gruppe aktiv werden.
Doch die Nachfrage nach Eigentum gehe quer durch alle Altersklassen, haben andere beobachtet. So Gerhard Breher von der Bau- und Immobilienmanagement GmbH (Brefa). Natürlich habe die ältere Ge- neration mehr Geld, sagt er, doch Jüngere seien ebenso interessiert an Immobilien. Die Käuferschicht habe sich nach dem Wegfall der Eigenheimzulage schon geändert, sagen Tanja Thalmeier und Mario Dalla Torre von der BSG-Allgäu. Waren früher die Doppelverdiener, also zwei Berufstätige, am Kauf interessiert, seien es heute Familien.
Gerade für sie hat die BSG ihre preisgünstigen Hausmodelle entwickelt. 600 Reihenhäuser wurden in 17 Jahren gebaut, 150 Anfragen gebe es momentan für Häuser. 330 000 Euro koste im Schnitt ein 120 Quadratmeter großes Reihenhaus. Fast zwei Drittel aller bayerischen Einkommensbezieher haben übrigens laut Oberster Baubehörde in München Anspruch auf soziale Wohnungsbauförderung.
So könnte mehr gebaut werden. Viel mehr, wie es aus der Wohnungsbranche heißt. Woran es mangelt, sind Grundstücke. Laut Dalla Torre kann man da auch mal unkonventionelle Wege gehen – zum Beispiel einen städtischen Platz bebauen. Doch das ist ein anderes Thema.