Schadenfreude nicht angesagt
Viele Briten, auch innerhalb der konservativen Partei, befürworten inzwischen eine weichere Verhandlungslinie statt eines harten Brexits. Statt nach wie vor vom Brexit albern als „Erfolg“zu reden, sollte Premierministerin Theresa May den Briten lieber nüchtern vorrechnen, dass deren legitime Entscheidung für den EU-Austritt Konsequenzen hat. Viele Probleme sind lösbar, kosten aber zumindest mittelfristig eher Geld, als dass sie die Insel wohlhabender machen.
Vor allem gilt es, das Ausscheiden aus dem Brüsseler Club einvernehmlich zu gestalten. Selbst die EU-feindlichen Unionisten Nordirlands, die Mays Minderheitsregierung stützen sollen, halten deren Slogan „kein Deal ist besser als ein schlechter Deal“für Unsinn. Sollte die Insel wirklich den Verhandlungstisch ohne Vereinbarung verlassen, hätte dies katastrophale Folgen.
Wohlgemerkt auf beiden Seiten. Wer in Brüssel, Berlin oder Paris die Briten zur Zahlung dreistelliger Milliardensummen auffordert, muss sich über Gegenwind nicht wundern. Noch ist keineswegs ausgeschlossen, dass die fiebrige Atmosphäre in Großbritannien einen harten Nationalisten ins Amt befördert. Die Europäer sollten diese Möglichkeit nicht durch Schadenfreude vergrößern.