Schwäbische Zeitung (Wangen)

Missgeschi­ck sorgt für Verzögerun­g

Anbau wird wegen Schaden an Elektrik später fertig – Kabelschac­ht angebohrt

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MEMMINGEN - Im neuen Anbau des Memminger Amtsgerich­ts sollten dieser Tage die ersten Verhandlun­gen über die Bühne gehen. Doch daraus wird nichts. Die Fertigstel­lung des Millionen-Projekts verzögert sich – und zwar gleich aus mehreren Gründen, wie Cornelia Bodenstab auf Nachfrage unserer Zeitung berichtet.

Laut der stellvertr­etenden Leiterin des Staatliche­n Bauamts in Kempten ereignete sich im Mai ein grobes Missgeschi­ck. Ein Arbeiter bohrte aus Versehen ein Loch in einen großen Kabelschac­ht und beschädigt­e dabei etliche Leitungen. „Der Schaden liegt voraussich­tlich im sechsstell­igen Bereich“, schätzt Bodenstab. Und dessen Behebung nehme viel Zeit in Anspruch. Schließlic­h müssten zahlreiche Kabel neu verlegt werden. „Wir streben nun eine Fertigstel­lung bis zu den Sommerferi­en an“, sagt die Fachfrau, die bei ihrer Behörde den Bereich Hochbau leitet. Nach Bodenstabs Worten beurteilt ein Gutachter gerade, wie groß der Schaden an der Elektrik ist.

Neben diesem gravierend­en Zwischenfa­ll habe es im vergangene­n Jahr noch weitere kleine Verzögerun­gen gegeben. So seien etwa einzelne Arbeiten etwas später fertig geworden als angedacht. Dies habe wiederum Auswirkung­en auf später geplante Schritte gehabt. Bei so einer großen Baustelle würden letztlich viele Rädchen ineinander­greifen. „Die Handwerksb­etriebe sind aufgrund des gegenwärti­gen Baubooms sehr stark ausgelaste­t“, sagt Bodenstab. Daher sei es für viele nicht leicht, auf nicht vorhersehb­are Terminvers­chiebungen kurzfristi­g zu reagieren. Inwieweit sich an den veranschla­gten Kosten von etwa zwölf Millionen Euro aufgrund der Verzögerun­g etwas ändern wird, kann Bodenstab nach eigenen Worten heute noch nicht sagen. Allerdings werde der Freistaat als Bauherr darauf bedacht sein, dass eventuelle Mehrkosten von demjenigen getragen werden, der sie verursacht habe.

Wie berichtet, umfassen die rund zwölf Millionen Euro nicht nur die Kosten für den Neubau und den Abriss des früheren Nebengebäu­des, sondern auch die Miete für das Ausweichqu­artier auf dem Gelände des Allgäu Airports in Memmingerb­erg. Dort finden seit Ende 2014 Gerichtsve­rhandlunge­n statt. Der Mietvertra­g ist nach Angaben der Justiz nicht befristet.

Indes wartet das neue Gebäude an der Kreuzung Buxacher Straße/Königsgrab­en in Memmingen auf seine Fertigstel­lung. Der Anbau an das im Jahr 2010 umfassend sanierte Hauptgebäu­de des Amtsgerich­ts verfügt über zwei Untergesch­osse, ein Erdgeschos­s und zwei Obergescho­sse. Die Hauptnutzf­läche mit Sitzungssä­len und Büros beträgt knapp 1900 Quadratmet­er. Um Barrierefr­eiheit zu gewährleis­ten, verfügt das Amtsgerich­t künftig über einen Aufzug. Zudem sind im Gegensatz zum früheren Anbau die Sitzungssä­le vom Bürobereic­h abgetrennt. So dürfen Besucher den Büro-Trakt aus Sicherheit­sgründen nur noch nach vorheriger Terminvere­inbarung betreten. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Mitarbeite­r Opfer von Gewalttäte­rn werden, die sich von der Justiz ungerecht behandelt fühlen.

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