Pommes ist fertig
Nach 18 Jahren in der Handball-Bundesliga beendet Pascal Hens seine Karriere
BALINGEN (SID/sz) - Ein letztes Mal, wenn auch nicht mehr so geschmeidig wie einst, will er es noch einmal zeigen: Der staksige Kerl mit dem blond gefärbten Irokesenschnitt beschleunigt, mehrere Schritte, hoch – und rumms, Tor. Fernwürfe wie Peitschenhiebe, so werden die Fans Pascal Hens in Erinnerung behalten. Gegen den THW Kiel gab Hens, den alle nur Pommes nennen, seine Abschiedsvorstellung. Nicht nur für den HBW Balingen-Weilstetten, sondern vom Profihandball generell. Und auch wenn er nur wenige Minuten auf dem Feld stand, sein Tor nicht mehr als eine Randnotiz war, blitzte doch noch einmal das auf, was den Rückraumspieler 18 Jahre in der Bundesliga hielt, ihm zu 199 Länderspielen für Deutschland verhalf und sogar zum langjährigen DHB-Kapitän und Weltmeister von 2007 machte. Doch nun ist endgültig Schluss.
„Mein Spielerberater geht nicht mehr auf Vereinssuche für mich“, sagte der 37-Jährige der „Bild“. Seinen auslaufenden Vertrag beim Bundesliga-Absteiger Balingen-Weilstetten wird er nicht verlängern. Pommes ist fertig.
„Trotz der Verletzungen ist sehr viel sehr gut gelaufen. Deshalb möchte ich auch Danke sagen bei all denen, die mich in den Jahren so phänomenal unterstützt haben. Aber jetzt bin ich froh, dass das Kapitel Handball beendet ist“, schrieb Hens zum Abschied auf Facebook.
Damit verlässt ein ganz Großer seines Sports die Bühne. Nicht bloß wegen seines Markenzeichens, dem blond gefärbten Haarkamm, ist der 2,03-Meter-Hüne weit über die Grenzen des Handballs bekannt. So wirbelte Hens mit seiner brachialen Spielweise in gut 500 Erstliga-Spielen auf der Königsposition im linken Rückraum, war durch seine aufgeschlossene und sympathische Art in Verein und Nationalmannschaft stets Publikumsliebling – und gewann dabei fast alle Titel, die es im Handball zu gewinnen gibt. „Er war nicht nur ein starker Angriffshandballer, er hat unseren Sport auch populär gemacht. Ich wünsche ihm privat und beruflich alles Gute“, sagte Bundestrainer Christian Prokop.
Seine Bundesliga-Premiere feierte Hens im Alter von 19 Jahren bei der SG Wallau-Massenheim. Nach vier Jahren wechselte er 2003 zum HSV Hamburg, bei dem er 13 Jahre lang bis zur Insolvenz im Frühjahr 2016 spielte. In diese Zeit fallen seine größten Erfolge auf Vereinsebene. 2006 und 2010 gewann Hens mit den Hamburgern den DHB-Pokal, 2011 die deutsche Meisterschaft und 2013 die Champions League.
Zudem hatte Hens „eine überragende Zeit mit elf tollen Jahren in der Nationalmannschaft“. Mit ihr gewann er 2004 den EM-Titel, holte im selben Jahr die olympische Silbermedaille und führte das DHB-Team 2007 als bester Torschütze zum WMTriumph im eigenen Land. 2012 trat er nach 199 Länderspielen und 565 Toren zurück. „Es war mir immer eine große Ehre, für Deutschland auflaufen zu dürfen“, sagte Hens.
Wie es weitergeht? Erst mal will er mit seiner Frau und den beiden Kindern in den Urlaub fahren und „nach zwei Jahren wieder Golf spielen.“Den aktiven Handball werde er „wohl vermissen, auch wenn ich es mir momentan noch nicht vorstellen kann“.