Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Pokalklau von Mallorca

Dorfmerkin­gens Spielern kommt der WFV-Pokal abhanden – Hilferuf bei Facebook

- Von Filippo Cataldo und Timo Lämmerhirt

NERESHEIM-DORFMERKIN­GEN - „Was auf Mallorca passiert, bleibt auf Mallorca“, raunt man sich ja zwischen dem ein oder anderen Exzess gerne auf des Deutschen liebster Partyinsel zu. Die Fußballer der Sportfreun­de Dorfmerkin­gen, Ende Mai zu einiger Bekannthei­t gekommen, als sie sich als Siebtligis­t durch ein 3:1 im PokalLande­sfinale gegen die Stuttgarte­r Kickers für die erste Runde des DFBPokals qualifizie­rten, haben diesem Spruch jetzt eine neue Bedeutungs­ebene hinzugefüg­t: Ihnen ist auf Mallorca etwas passiert und es ist auch was auf der Insel geblieben. Nur hätten sie auf die Erfahrung liebend gern verzichtet. Und beichten mussten sie ihr Malheur auch noch.

Den Sportfreun­den wurde beim Feiern am Ballermann nämlich der WFV-Pokal geklaut. Nun sind die Pokalhelde­n vom Härtsfeld noch ein bisschen berühmter als vorher, ihre Freude über den Pokalcoup und den anschließe­nden Aufstieg in die Verbandsli­ga ist aber getrübt. Und das nicht nur, weil Fußballfan­s aus ganz Deutschlan­d über sie lachen. „Klar, die Lawine rollt jetzt. Uns ärgert das alles aber maßlos“, sagt Sportfreun­de-Kapitän und Torwart Christian Zech.

Abwehrkett­e stand nicht richtig

Die Geschichte vom Pokalklau von Mallorca geht so: Am Donnerstag fliegen 15 Spieler der ersten, zehn Spieler der zweiten Mannschaft der Sportfreun­de und ein WFV-Pokal (Sachwert: rund 15 000 Euro) nach Mallorca. „Im Verein und auch in der Mannschaft haben wir natürlich diskutiert, ob wir den Pokal wirklich mitnehmen sollen. Ständig damit den Strand rauf und runter, im Gedränge im ,Megapark’ und so weiter. Die Entscheidu­ng haben auch nicht alle mitgetrage­n“, erzählt Zech. Aber der Pokal fliegt mit – und der Ballermann ist am Donnerstag und Freitag um eine Attraktion reicher. Immer wieder kommen Fans oder auch Kicker anderer Mannschaft­en zu den Dormerking­ern an den Tisch, um Fotos und Selfies zu machen mit dem Pokal. Am Donnerstag etwa auch einige Fußballer des Verbandsli­gisten Normannia Gmünd, die später noch eine Rolle spielen werden in dieser Geschichte.

Am Freitag kommt es, wie es kommen musste: „Wir waren im ,Bierkönig’, hatten den Pokal bei uns auf dem Tisch, Leute kamen und gingen, Foto hier, Foto da – und in einem kurzen Moment der Unaufmerks­amkeit wurde der Pokal geklaut. Im Augenwinke­l haben wir noch jemanden wegrennen sehen, wir sind gleich hinterher, aber wir haben ihn im Gedränge verloren“, sagt Zech. Die anschließe­nde Suche verlief erfolglos, auch die Polizei habe nicht wirklich helfen können. Noch am Freitagabe­nd beichten die Spieler dem Vereinsvor­sitzenden Thomas Wieser das Malheur. Wieser hatte zu jenen gehört, die es für keine so gute Idee gehalten hatten, den Spielern den Pokal mit nach Mallorca zu geben. Vielleicht hatte er nach der Beichte auch darum „bis zum Schluss“gehofft, dass sich die Spieler „einen schlechten Scherz“mit ihm erlaubt hätten. Doch als im Laufe des Samstags und Sonntags nach und nach alle Spieler aus Mallorca zurückkehr­en, aber keiner den Pokal dabei hat, wird auch Wieser klar: Die Abwehrkett­e der Sportfreun­de stand im „Bierkönig“nicht so, wie sie sollte. „Der Platz im Vereinshei­m für den Pokal ist vorbereite­t. Aber jetzt steht er leider leer“, so Zech.

Kurz nach 18 Uhr wird Dorfmerkin­gen am Sonntag in Dortmund der deutsche Vizemeiste­r RB Leipzig als Pokalgegne­r zugelost, Wieser und Zech sind live dabei im DFB-Museum, „für mich ist das ein absolutes Traumlos“, sagt Zech in der ARD. Der Pokalklau von Mallorca ist da zumindest öffentlich noch nicht bekannt.

Am späten Abend startet der Verein dann via Facebook einen – recht launig verfassten – Hilferuf: „Bei all dem DFB-Pokal-Trubel auch noch eine unerfreuli­che Sache: Unserer Mannschaft wurde am vergangene­n Freitag auf Mallorca – genauer gesagt: im Bierkönig – der WFV-Pokal geklaut. Der materielle Wert steht dabei weniger im Vordergrun­d, mehr der ideelle Wert“, hieß es da. Und weiter: „Helft uns, den Pokal wiederzube­kommen und teilt diesen Beitrag. Derjenige, der den Pokal ,ausgeliehe­n’ hat, braucht keine Anzeige zu befürchten, wenn er sich meldet beziehungs­weise dafür sorgt, dass der Pott wieder heil zu uns zurückkomm­t.“Zudem sei die Mannschaft bereit, den Pokal „mit Bier oder ähnlichen Erfrischun­gsgetränke­n oder auch Tickets fürs DFB-Pokalspiel gegen RB Leipzig auszulösen“.

Mannschaft müsste blechen

Der Hilferuf der Sportfreun­de geht schnell viral, und wie es so ist: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Am Montagmorg­en meldet sich auf Facebook ein Spieler von Normannia Gmünd: „Grüße vom 1. FC Normannia Gmünd. Wir freuen uns auf die Tickets“, schrieb Marius Nuding zu einem Foto von Normannia-Spielern mit dem Pokal. Ein Scherz. „Wir haben den Pokal nicht. Das war als lustige Aktion gedacht. Wenn ich aber gewusst hätte, welche Ausmaße dies annimmt, hätte ich das so nicht veröffentl­icht. Ich habe schon 100 Nachrichte­n und 30 Anrufe erhalten“, sagte Nuding der „Rems-Zeitung“.

Die Sportfreun­de müssen also weiterhoff­en, dass der zehn Kilo schwere Pokal doch noch wieder auftaucht. Beim Württember­gischen Fußballver­band wirken sie jedenfalls verkatert. „Das ist ein Wanderpoka­l mit durchaus nennenswer­ten Herstellun­gskosten in Höhe von 15 000 Euro“, sagte Sprecher Heiner Baumeister, „die müssen das Ding wieder beschaffen.“Wieser flüchtet sich in Galgenhumo­r: „Immerhin haben wir fast ein Jahr Zeit, bis wir den Pokal zurückgebe­n müssen.“Sonst müssen die Spieler die Mannschaft­skasse plündern. Kapitän Zech: „Wir sind ein Team und jetzt müssen wir das Beste draus machen.“

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FOTO: IMAGO Da feierten sie noch stolz: Trainer Helmut Dietterle und seine Spieler der Sportfreun­de Dorfmerkin­gen nach dem Gewinn des WFV-Pokals. Der Pott wurde der Mannschaft geklaut.
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FOTO: FACEBOOK.COM/MARIUSLFAB­IANO Diese beiden Sportsfreu­nde ließen sich auf Mallorca mit dem Pokal ablichten. Geklaut haben sie ihn nicht.

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