Erstaunlich frische Lebenszeichen
Beim abgestürzten Ex-Zweitligisten 1860 München bemüht man sich um Normalität – keine Insolvenz angestrebt
MÜNCHEN (dpa/SID/sz) - Zehn Tage nach dem Zwangsabstieg in den bayerischen Amateurfußball sendet der TSV 1860 München erstaunlich frische Lebenssignale. Vereinsikone und Ex-Nationalspieler Daniel Bierofka (39) versammelte seine Mannschaft, Markenzeichen jung, talentiert, bayerisch, zum ersten Training der Vorbereitung um sich, Interimsgeschäftsführer Markus Fauser verkündete seine Pläne für eine Sanierung des dank etlicher, aber nie erfolgsbringender Darlehen von Investor Hasan Ismaik hochverschuldeten Clubs.
Man befinde sich zwar noch in der Prüfung der Finanzen, „aber eine Insolvenz wird hier von niemandem angestrebt. Ich bin hier, um die Sanierung voranzutreiben“, sagte Fauser. Der 39-Jährige, Partner und Geschäftsführer der Stuttgarter Finanzberatungskanzlei „Anchor“, gilt als Spezialist für Insolvenzrecht. Aber, so betonte er, „ich bin als Sanierungsgeschäftsführer hier. Die Sicherung des Vereins steht im Fokus.“Fauser dementierte so auch Verschwörungstheorien, wonach die Vereinsseite insgeheim eine Insolvenz anstrebe, um Ismaik zu einem Weggang zu drängen.
Er befinde sich vielmehr in „engem Austausch mit beiden Gesellschaftern“. Einen persönlichen Kontakt mit Ismaik, der seit 2011 rund 70 Millionen Euro in die Löwen investiert hat und alles andere als erfreut war über Fausers Installierung durch die Vereinsseite, hat es noch nicht gegeben. Die anstehenden Gespräche mit Ismaik bezeichnete Fauser als „ergebnisoffen“. Es werde aber nur eine „gemeinsame Lösung geben“.
Ganz oben auf seiner Agenda stehen dabei der Auszug aus der bei Fans verhassten und teuren Allianz Arena und ein Comeback im Grünwalder Stadion. „Unsere Planung ist auf das Grünwalder Stadion ausgerichtet. Die Allianz Arena macht keinen Sinn.“Gespräche mit der Stadt, vor allem aber mit Arena-Eigentümer FC Bayern stünden in den nächsten Tagen an. Zudem bestätigte Fauser, dass die Löwen eine Lizenz für die viertklassige Regionalliga Bayern beantragen werden und von einer Lizenzerteilung ausgehen.
Derweil schickte Bierofka seine vorerst 26 Spieler umfassende Mannschaft ausgerechnet mit Einsetzen eines heftigen Platzregens, aber unter dem Jubel vieler Fans zur ersten Einheit auf das Feld. „Ich bin froh, dass es wieder los geht“, sagte er, „jetzt kann man sich wieder um das Sportliche kümmern.“Zu den bisherigen U21- und U19 Spielern des Vereins sollen laut Bierofka „drei, vier Säulen“kommen. Mit dem bei 1860 ausgebildeten Ex-Stuttgarter Timo Gebhart (zuletzt Hansa Rostock) befinde man sich in „sehr guten Gesprächen“.