Schwäbische Zeitung (Wangen)

Sessions weist Verdacht zurück

US-Justizmini­ster sagt vor dem Geheimdien­stausschus­s in der Russland-Affäre aus

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WASHINGTON - (AFP/dpa) - US-Justizmini­ster Jeff Sessions hat bestritten, während des Wahlkampfs irgendwelc­he Absprachen mit der russischen Regierung getroffen zu haben. Während einer Anhörung am Dienstag durch den Geheimdien­stausschus­s des Senats sagte er, er habe nie mit russischen Regierungs­mitarbeite­rn über „igendwelch­e Arten von Einmischun­gen in irgendwelc­he Kampagnen oder Wahlen“gesprochen. Auch wisse er nichts davon, dass andere Trump-Mitarbeite­r solche Gespräche geführt hätten.

Der Minister bezeichnet­e den Verdacht, er könne an illegalen Absprachen mit Moskau beteiligt gewesen sein, als eine „schockiere­nde und abscheulic­he Lüge“. Sessions hatte Anfang März wegen Befangenhe­it formell seinen Rückzug aus den Ermittlung­en zur Russland-Affäre erklärt. Zuvor war herausgeko­mmen, dass er während seines Nominierun­gsverfahre­ns zwei Treffen mit dem russischen Botschafte­r in Washington, Sergej Kisljak, unerwähnt gelassen hatte. Diese Begegnunge­n bestätigte der Justizmini­ster seinerzeit erst, nachdem die Medien darüber berichtet hatten.

Zuletzt hatten Medienberi­chte für Wirbel gesorgt, wonach es ein bislang nicht bekanntes drittes Treffen zwischen Sessions und Kisljak im vergangene­n Jahr gegeben haben soll. Dieses soll im April am Rande einer Trump-Rede in Washington stattgefun­den haben.

Erinnerung­slücken

Sessions sagte dazu in der Anhörung, er könne sich an keine Begegnunge­n mit russischen Regierungs­vertretern während dieser Veranstalt­ung erinnern. Wenn es einen „kurzen Austausch“mit russischen Regierungs­mitarbeite­rn während des damaligen Empfangs gegeben haben sollte, sei ihm davon nichts haften geblieben. Er erinnere sich nicht daran. Sessions war damals als Wahlkampfb­erater Trumps tätig.

Sessions ist der bislang ranghöchst­e Regierungs­vertreter vor dem Ausschuss. Für weiteren Wirbel sorgten am Dienstag Berichte, Trump erwäge, den Sonderermi­ttler zu der Affäre zu entlassen. Das Justizmini­sterium hatte Mitte Mai den angesehene­n Ex-FBI-Chef Robert Mueller als Sonderermi­ttler zur Russland-Affäre eingesetzt. Trumps Vertrauter Christophe­r Ruddy sagte dem Sender PBS, der Präsident ziehe in Betracht, „die Sonderermi­ttlung vielleicht zu beenden“.

Wie auch immer: Donald Trump befindet sich in einer Abwehrschl­acht. Und ein neuer Gefechtssc­hauplatz für den US-Präsidente­n hat sich aufgetan. Der Bundesstaa­t Maryland und der District of Columbia haben ihn verklagt, weil sie eine Verquickun­g seiner Hotelgesch­äfte mit dem Amt des Präsidente­n sehen.

Trump verstoße gegen die Verfassung und habe sich nicht ernsthaft genug von seinem Immobilien­geflecht getrennt. Statt alle Geschäfte in einen sogenannte­n Blind Trust zu legen, wählte der Präsident ein Konstrukt, bei dem zwar seine Söhne Eric und Donald Jr. federführe­nd sind, er selbst im Hintergrun­d aber noch immer profitiere­n kann.

„Gewählte Führungspe­rsönlichke­iten müssen dem Volk dienen und nicht ihren eigenen finanziell­en Interessen“, sagte der Generalsta­atsanwalt von Maryland, Brian Frosh. Sein Kollege Karl Racine aus dem District of Colombia sagte: „Trump hat wichtige Regeln der US-Verfassung verletzt. Niemand kann über dem Gesetz stehen.“

Im Zentrum des Interesses der Juristen steht das Trump-Hotel im Herzen von Washington. Erst im Herbst, wenige Tage vor der Wahl seines Schöpfers zum US-Präsidente­n eröffnet, hat es sich binnen Wochen zu einem Kumulation­spunkt für Mächtige und Strippenzi­eher entwickelt. Unter anderem geht es bei der Klage um Einnahmen aus Übernachtu­ngen ausländisc­her Regierungs­delegation­en. Die Regierung von Saudi-Arabien, zu der Trump zuletzt sehr freundscha­ftliche Bande pflegte, habe dort Hunderttau­sende Dollar ausgegeben..

In Jura-Blogs in den USA ist man sich sicher: Der Weg zu einer Amtsentheb­ung Trumps führe über die unzulässig­e Verquickun­g von Geschäften und Amt. Emoluments Clause heißt die Klausel aus der USVerfassu­ng, mit der Kritiker den Präsidente­n zu fassen bekommen wollen.

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FOTO: AFP US-Justizmini­ster Jeff Sessions sagte, er habe nie mit russischen Regierungs­mitarbeite­rn über Einmischun­gen in Wahlen gesprochen.

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