Bild.de zeigt Arte-Film über Antisemitismus
BERLIN (dpa) - Der Kultursender Arte wird kritisiert, weil er eine Dokumentation über Antisemitismus nicht zeigen will. Jetzt ist der in Europa und Israel gedrehte Film kurzzeitig bei Bild.de zu sehen.
Das Portal hat den von Arte unter Verschluss gehaltenen Film „Auserwählt und ausgegrenzt. Der Hass auf Juden in Europa“am Dienstag für einen Tag online gestellt. Arte hatte den Film in Auftrag gegeben, sich aber wegen redaktioneller Einwände gegen eine TV-Ausstrahlung entschieden. Gegen diese Entscheidung hatte unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland protestiert.
Bild.de-Chef Julian Reichelt schreibt, der Verdacht liege nah, dass die Dokumentation von Arte nicht gezeigt werde, weil sie politisch nicht genehm sei, weil sie ein antisemitisches Weltbild in weiten Teilen der Gesellschaft belege, das erschütternd sei. Arte will nicht gegen das Portal vorgehen.
Die Autoren Sophie Hafner und Joachim Schroeder hatten sich laut Arte-Programmkonferenz nicht wie verabredet um den wachsenden Antisemitismus in Europa gekümmert, sondern zumeist im Nahen Osten gefilmt. Sie zeigen Szenen vom Kirchentag in Stuttgart, von einer Demo in Berlin, Bilder von der jüdischen Gemeinschaft in der Pariser Vorstadt Sarcelles. Sie drehten viel in Israel und Gaza. Einige Fragen werden angeschnitten: Was passiert mit internationalen Hilfsgeldern für palästinensische Flüchtlinge? Wie gehen sie und die Israelis mit dem NahostKonflikt um? Der Antisemitismus etwa in Osteuropa wird ausgeklammert. Material aus einem UngarnDreh wurde nicht verwendet.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte die Sender aufgefordert, die Dokumentation freizugeben. Zentralrat-Präsident Josef Schuster erklärte, der Film sei vor dem zunehmenden, auf Israel bezogenen Antisemitismus höchst relevant. Auch die Historiker Michael Wolffsohn und Götz Aly haben sich für die Ausstrahlung des Films ausgesprochen.