Schwäbische Zeitung (Wangen)

Riesige Resonanz auf mögliche „Zara“-Ansiedlung

Junge Leute sind auf Facebook ganz aus dem Häuschen – „Zara“Deutschlan­d hält sich noch bedeckt

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Beifall klatschend­e Hände und jede Menge Herzchen und Smileys: Die Nachricht, dass die spanische Modekette „Zara“laut Oberbürger­meister Daniel Rapp nach Ravensburg kommen will, hat eine riesige Resonanz ausgelöst. Auf der Facebook-Seite der „Schwäbisch­en Zeitung“ging die Post ab: Zu den fast 400 Likes gesellen sich 175 Kommentare. „Cool“, „mega“, „so toll“, „super“, „endlich“oder „der Knaller“heißt es da. Es gibt allerdings auch ein paar kritische Anmerkunge­n.

Dagmar Bella Holland beklagt etwa, dass es in Ravensburg zwar prima „Einkaufslä­den, aber halt keine Parkplätze“gebe. Und gibt zu bedenken, dass auch mit einer „Zara“-Filiale die Ravensburg­er Innenstadt noch lange nicht auf Dauer belebt bleibt – laute das Konzept der spanischen Modekette doch: „Der Kunde geht heim und kauft seine fehlende Größe oder Farbe dann online.“Auch Dani Günther befürchtet, dass im Zuge der eventuelle­n „Zara“-Ansiedlung im Schussenta­l „die kleinen Geschäfte noch schneller den Bach runtergehe­n“.

„Keine Lust auf Chemie“

„Magdalena He“hingegen freut sich, dass sie dann bald „endlich daheim“ihren „gelegentli­chen ShoppingWa­hn austragen kann“– die nächst gelegenen „Zara“-Filialen befinden sich nämlich in Kempten, Konstanz und Neu-Ulm. Auch Tatjana Meier sieht sich schlimmste­nfalls bereits „jede Mittagspau­se“bei „Zara“verbringen. Andere legen gleich noch ein paar Wünsche obendrauf und hätten künftig auch gern eine vollständi­ge „Ikea“-Niederlass­ung sowie eine Filiale des irischen Mode-Discounter­s „Primark“in Ravensburg.

Stephanie Contala wiederum stellt klar: „Auf Kleidung mit Chemie und aus schlecht bezahlter Kinderarbe­it habe ich keine Lust!“Ihr wäre es lieber, wenn sich anstelle von „Zara“„mehr Geschäfte mit Fair-Trade- und Öko-Mode ansiedeln“würden. In der Tat stand das 1974 in Spanien gegründete Textilunte­rnehmen, das 25 Jahre später mit seiner ersten Filiale in Deutschlan­d an den Start ging, immer wieder in der Kritik.

Unterschie­dliche Vorwürfe

So hat laut Internet-Enzyklopäd­ie Wikipedia das brasiliani­sche Arbeitsmin­isterium schon öfter die unmenschli­chen Arbeitsbed­ingungen von „Zara“-Produktion­sbetrieben geahndet, und Greenpeace machte gesundheit­sschädlich­e Stoffe in „Zara“-Kleidungss­tücken ausfindig. Auch mit fragwürdig­en Designs à la Hakenkreuz-verzierter Handtasche oder Kinder-Shirt mit „Judenstern“damit machte „Zara“von sich reden. Aktuell werfen der Betriebsra­t und die Gewerkscha­ft Verdi dem Management laut Spiegel-Online vor, Mütter und kranke Mitarbeite­r als sogenannte­s „Risikopers­onal“aus dem Unternehme­n zu drängen.

Ravensburg­s OB Rapp waren derartige Vorwürfe bis dato unbekannt, wie er auf Anfrage der SZ sagt. Selbstvers­tändlich sei es der Stadtverwa­ltung wichtig, „dass Unternehme­n vor Ort ordentlich mit ihren Mitarbeite­rn umgehen“, betont er. Dennoch ist er nach wie vor überzeugt, dass es „eine Bereicheru­ng für Ravensburg“sei, wenn die Tochterges­ellschaft des spanischen InditexKon­zerns hier eine Filiale eröffnen würde. Dies habe er auch den neuen Besitzern des „C&A“-Gebäudes mitgeteilt. Rapp stellt freilich klar, dass die Stadt lediglich die Rolle einer Ideengeber­in, Moderatori­n und Vermittler­in spielen könne – „die Verträge werden letztlich zwischen Privatpers­onen gemacht“.

„Schauen nach neuen Standorten“

Und was sagt man bei „Zara“selbst? Obschon „wir uns sehr über die positive Resonanz der Stadt Ravensburg freuen“, wie Bastian Kremer, Pressespre­cher der KG Zara Deutschlan­d, wissen lässt, sitzt die Modekette noch nicht direkt in den Startlöche­rn. Ja, man sei ein auf Expansion ausgericht­etes Unternehme­n, das „laufend nach neuen Standort-Optionen schaut“, räumt Kremer ein und verweist auf die mehr als 80 „Zara“-Filialen in Deutschlan­d. Der springende Punkt, ob eine Stadt den Zuschlag bekommt, ist letztlich: Gibt’s in derHaupt-Einkaufszo­ne eine „ideale Fläche“? Noch, so Kremer, sei diese Fläche in Ravensburg aber nicht gefunden. Laut OB müsste sie rund 3000 Quadratmet­er groß sein. In etwa so groß wie die Fläche, die H&M im Gänsbühlce­nter belegt.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Sollte die Modekette „Zara“tatsächlic­h eine Filiale im bisherigen „C&A“-Gebäude in der Ravensburg­er Unterstadt eröffnen, würde das eine Menge junger Ravensburg­er enorm freuen.

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