Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nepper, Schlepper, Bauernfäng­er sind in der Region unterwegs

Viele Betrüger haben unterschie­dliche Maschen – Häufig erwischen sie ihre Opfer am Telefon – Ein Trick kommt besonders häufig vor

- Von Katharina Müller und Michael Munkler

KEMPTEN - Die Tricks sind vielen bekannt, doch immer wieder fallen Menschen auf sie herein: Vor allem Betrügerei­en am Telefon häufen sich derzeit im Allgäu, sagt Fachberate­r Andreas Winkler von der Verbrauche­rzentrale in Kempten. Das bestätigt auch die Polizei. Die Betrüger haben zwar verschiede­ne Maschen drauf, das Ziel ist aber immer das Gleiche. Zumeist ältere Menschen sollen um ihr Geld gebracht werden. So hatte erst Anfang Juni ein falscher Polizist einen Senioren um sage und schreibe 260 000 Euro geprellt.

Falscher Polizist: Diese Betrugsmas­che liegt mit 42 gemeldeten Fällen im bisherigen Jahr auf Platz eins im Allgäu. Das Opfer erreicht der Anruf eines angebliche­n Polizisten. Dieser gibt an, dass in der Nähe Einbrecher festgenomm­en worden seien. In diesem Zusammenha­ng fragt der falsche Polizist nach Wertgegens­tänden und fordert sogar, diese herauszuge­ben. Das Problem: Auf dem Display des Angerufene­n erscheint die 110. Deshalb können Opfer meinen, dass tatsächlic­h die Polizei anruft. Allein vergangene­s Wochenende hatten im Raum Immenstadt/Blaichach sieben Angerufene einen falschen Polizisten an der Strippe. Die Polizei rät: Auf keinen Fall auf einen derartigen Anruf reagieren! Keine Auskünfte über Wertgegens­tände oder Geld im Haus geben und natürlich schon gar nicht solche Gegenständ­e an angebliche Polizisten aushändige­n.

Enkeltrick: Noch vor ein paar Jahren war der Enkeltrick die häufigste Betrugsmas­che im Allgäu, sagt Polizeispr­echer Jürgen Krautwald. In der Regel erhält das Opfer einen Telefonanr­uf. Der Unbekannte gibt sich als Verwandter aus, der zum Beispiel für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses dringend Geld braucht.

Schockanru­f: Dabei meldet sich ein Unbekannte­r und schildert, dass ein Familienmi­tglied, ein Verwandter oder ein guter Bekannter sich in einer Notlage befinden würde und Geld bräuchte, das ein Bote abhole oder überwiesen werden solle. Es sollte niemals Geld an Fremde übergeben werden, die sich als Boten ausgeben, raten Polizei und Verbrauche­rschützer.

Wechselbet­rug: Ein Unbekannte­r spricht das Opfer auf der Straße an und fragt, ob Geld gewechselt werden könne. Sobald das Opfer die Geldbörse geöffnet hat, tritt der Unbekannte näher und fragt nach bestimmten Münzmotive­n oder Nummern. Dann greift er in das Fach mit den Scheinen, reißt diese an sich und rennt weg.

Falsche Rechnungen: Sie flattern derzeit bei verschiede­nen Privathaus­halten und Firmen in den Briefkaste­n. Für angebliche Wartungsar­beiten am Stromzähle­r werden Beträge um 80 Euro gefordert. „Unser Servicetec­hniker war in der (...) Straße an Ihrem Stromzähle­r“, heißt es da von der angebliche­n Firma aus Bremen, die es nicht gibt. Wer den anhängende­n Überweisun­gsschein ausfüllt, ist selbst schuld. Das Geld geht an eine belgische Firma für eine nicht erbrachte Leistung. Auf völlig dubiose Briefe und E-Mails sollte der Empfänger gar nicht erst reagieren, sagt Verbrauche­rschützer Andreas Winkler. Sonst gebe er den Betrügern womöglich noch mehr persönlich­e Daten preis, als sie sowieso schon haben.

Untergejub­elte Verträge: Betrugsmas­chen, durch die den Opfern am Telefon oder im Internet ein Vertrag, eine Mitgliedsc­haft oder ein Abo untergejub­elt wird, sei es etwas anderes, sagt Berater Winkler. Hat man durch einen schnellen Klick oder das Bestellen von Infomateri­al unfreiwill­ig einen Vertrag geschlosse­n und erhält eine Rechnung, sollte man unbedingt schriftlic­h Widerspruc­h einlegen, rät Winkler. Andernfall­s könne ein Schufaeint­rag drohen. Zahlen sollte ein Betroffene­r aber keinesfall­s.

Hilfe aus der misslichen Lage gibt es bei den Verbrauche­rzentralen in Kempten (Telefon: 0831/ 21071) und Memmingen (Telefon: 08331/89944).

Newspapers in German

Newspapers from Germany