Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Sieger namens DAZN

ZDF verliert Rechte für die Champions League – Königsklas­se ab 2018/2019 nur im Pay-TV

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NYON (fil/dpa/SID) - Abpfiff für die beiden Olis und das ZDF, willkommen DAZN: Die Champions League wird ab der Saison 2018/2019 definitiv nicht mehr im frei empfangbar­en TV zu sehen sein. Das ZDF, das seit 2012 insgesamt 18 Spiele pro Saison live zeigen durfte, hat, wie seit Wochen erwartet, die Bieterschl­acht um die teuren Rechte verloren. Bis 2020/ 2021 laufen die Spiele nur noch beim Pay-TV-Sender Sky und dem ebenfalls kostenpfli­chtigen Online-Streamingd­ienst DAZN (ausgesproc­hen wie das englische „The Zone“). Das bedeutet auch das Aus für die Gesichter der Champions-LeagueÜber­tragungen des ZDF, Ex-Nationalsp­ieler Oliver Kahn und Oliver Welke – sofern sie nicht den Sender wechseln.

Das ZDF hatte Ende April mitgeteilt, „ein sehr gutes Angebot“abgegeben zu haben. „Wir sind an die Schmerzgre­nze gegangen“, sagte damals der neue ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Bisher zahlte das ZDF rund 50 Millionen Euro pro Jahr an die UEFA, schon diese aus Gebühren finanziert­e Summe war in den Gremien nicht unumstritt­en. Gerüchtewe­ise soll das Zweite nun sogar rund das Doppelte geboten haben, um sich die Rechte erneut zu sichern. Am Ende hat es nicht gereicht. „Für die Fußballfan­s ist die Verlagerun­g der Champions League in das Pay-TV eine schlechte Nachricht. Europäisch­er Spitzenfuß­ball wird zu einem exklusiven Angebot für deutlich weniger Zuschauer als bisher“, kommentier­te ZDF-Intendant Thomas Bellut.

Zumindest wird es für den Kunden teurer. Die kompletten Fußballund Sportpaket­e von Sky kosten derzeit 29,99 Euro pro Monat, DAZN verlangt fürs Abo 9,99 Euro im Monat – und möchte nicht teurer werden. Überhaupt darf sich die junge Streaming-Plattform, eine Art Netflix des Sports, als großer Gewinner fühlen. Der Internetdi­enst hat sein Angebot erst im August 2016 gestartet und besitzt allein im Fußball unter anderem schon die Übertragun­gsrechte an der Premier League, der spanischen La Liga und der italienisc­hen Serie A. Aus der Bundesliga darf der Dienst schon ab der kommenden Spielzeit Highlight-Clips zeigen. 2018 kommen dann dank Sublizenze­n auch noch ausgewählt­e Livespiele der Champions League dazu.

Fragen und Antworten zum neuen Champions-League-Vertrag, der eine Zäsur in der deutschen TV-Geschichte darstellt:

Was zahlen Sky und DAZN?

Offizielle Angaben wurden nicht gemacht, das Dreijahres­paket dürfte laut Branchenke­nnern rund 600 Millionen Euro wert sein. In Großbritan­nien kassierte die UEFA zuletzt 1,38 Milliarden Euro von BT Sports.

Welche Spiele wird DAZN zeigen?

Das ist noch offen. Die Exklusivre­chte liegen bei Sky, das Sublizenze­n fürs Internet an DAZN vergibt. „Rechtzeiti­g vor Beginn der neuen Rechteperi­ode werden alle weiteren Einzelheit­en zu dieser Vereinbaru­ng bekannt geben“, hieß es von Sky und DAZN nur.

Wie kann man DAZN empfangen?

Per App auf Smartphone oder Tablet, per Internet-Browser am PC oder Laptop. Falls der Fernseher internetfä­hig ist, dann auch dort.

Müssen die Spiele nicht im frei empfangbar­en Fernsehen übertragen werden? Was ist mit der Grundverso­rgung?

Paragraf 4 des Rundfunkst­aatsvertra­ges regelt die Übertragun­g von Großereign­issen, die von „erhebliche­r gesellscha­ftlicher Bedeutung“sind und frei empfangbar sein müssen. In der Champions League ist dies nur ein Spiel: Das Finale, und auch das nur, wenn eine deutsche Mannschaft dabei wäre. Sky könnte dieses Spiel dann im frei zugänglich­en News-Kanal zeigen.

Wie ist die Situation in anderen Ländern?

In Großbritan­nien, Italien und Frankreich wird die Champions League komplett im Pay-TV übertragen. In Spanien finden lediglich die Halbfinal- und Finalparti­en zusätzlich auch im Free-TV statt. In England gab es Livespiele schon in der abgelaufen­en Saison ausschließ­lich im Pay-TV.

Was macht das ZDF mit den eingespart­en Geldern?

Womöglich endlich auch wieder andere Sportarten angemessen zeigen. „Wir sind auch ohne die Rechte wettbewerb­sstark und haben Alternativ­en. Anstelle der Übertragun­gen können wir künftig in andere hochwertig­e Programman­gebote investiere­n“, sagte Bellut jedenfalls.

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FOTO: IMAGO Die Rechteverg­abe führt zu neuen Sehgewohnh­eiten.

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